Aphasie kommt aus dem Griechischen und bedeutet "ohne Sprache", ist eine erworbene Störung der Sprache aufgrund einer Schädigung bestimmter Bereiche des Gehirns. Oft durch einen Unfall hervorgerufen. Oder durch einen Schlaganfall, wie bei Ingrid Helbig.
Die 44-jährige, lebenslustige Frau aus Zeil leitet die Selbsthilfegruppe Aphasie in Hofheim. Einmal im Monat treffen sich Betroffene und ihre Angehörige zu einem gemütlichen Kaffeeklatsch im Rot-Kreuz-Haus. "Wir wollen uns gegenseitig ablenken und Mut machen", erklärt
Vor 14 Jahren hatte sie einen Schlaganfall und musste von heute auf morgen ein neues Leben anfangen. "Ich konnte nicht mehr sprechen und nicht mehr richtig denken, meine rechte Seite war gelähmt." Lange Zeit musste sie im Krankenhaus liegen, noch längere Zeit in Reha-Zentren verbringen.
"Es war sehr schwierig", sagt sie leise. Aber Zeit zum Verzweifeln blieb ihr nicht. "Die Schwester meines damaligen Freundes motivierte mich, riss mich aus trüben Gedanken heraus." Als sie dann etwas über die Selbsthilfegruppe der Aphasiker las, war für sie sofort klar: "Da geh ich hin."
Ganz alleine wagte sie sich zum ersten Treffen. "Die meisten anderen haben ihre Partner dabei, die sich dann untereinander austauschen." Es kostete sie einige Überwindung. "Ich konnte ja nur einzelne Wörter sprechen", sagt sie und formt auch heute noch, 14 Jahre nach dem Schlaganfall, ihre Wörter mit Bedacht. Doch schon beim ersten Treffen merkte sie: Ich bin nicht allein.
"Und vor allem wurde ich sehr freundlich aufgenommen, musste mich nicht schämen." Schon bald fand Ingrid Helbig in der Gruppe Freunde. Mit einem Sprachcomputer brachte man sich das Sprechen wieder bei. Und hatte eine Menge Spaß. "Das Wichtigste ist, mal abschalten zu können", sagt Ingrid Helbig.
Etwa 24 Mitglieder sind in der Selbsthilfegruppe, die mit dem Roten Kreuz kooperiert und von ihm unterstützt wird. Einige kommen sogar von Ebern nach Hofheim, weil es dort keine Gruppe für Aphasiker gibt. "Und zwei Frauen kommen immer noch, obwohl ihre Gatten, die an Aphasie litten, bereits gestorben sind", erklärt Ingrid Helbig.
Gemeinsam werden Ausflüge unternommen, Vorträge angehört. "So kann man sich auch prima über neue Therapiemöglichkeiten austauschen", sagt sie. Und viel Spaß haben. Denn: "Lachen ist gesund".
Kontakt zur SHG Aphasie Hofheim bei Ingrid Helbig unter Tel. (0 95 24) 79 64.