(gb) Über 8000 Werkzeuge aus der Mittelsteinzeit hat man am Tannenberg bei Ottenhausen gefunden. Was ihn zu einem einmaligen Fundort in ganz Mitteleuropa macht. Am Tannenberg wurden offensichtlich Werkzeuge für Pfeile und ganz allgemein für die Jagd in Serie hergestellt.
Der Jagdhistoriker und Buchautor Dr. Erich Meidel hatte Fachleute und interessierte Laien zu einer Exkursion eingeladen und als Referenten Ernst Lauerbach (Hofheim) gewonnen. Der ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege führte seine Funde vor und trat mit ihnen den Beweis an, dass in der Nacheiszeit ab 8000 vor Christi die Jagd eine wesentliche Rolle gespielt hat. Die zahlreichen fertigen Werkzeuge, die am Tannenberg gefunden worden sind, dienten nämlich fast ausschließlich der Jagd und der Bearbeitung der Beute. Die Menschen, die sie hier, an einem der fundreichsten Freilandplätze der Mittelsteinzeit in Mitteleuropa, herstellten, waren laut Lauerbach Feinmechaniker: Die Werkstücke sind klein und präzise gearbeitet. Tausende Mikrolithen (kleine Steinwerkzeuge) hat Lauerbach in vielen Jahren am Tannenberg gesammelt. Unter den Exponaten befanden sich besonders Jagdwaffen, die in einer ganz typischen Weise nur von Jägern und Sammlern angefertigt worden waren. Sie konnten sich nach dem Ende der Eiszeit erfolgreich auf den radikalen Klimawandel einstellen und beherrschten länger als 3000 Jahre den Kontinent.
An kleinen Bächen wie dem Wollenbach, der bei Schonungen in den Main mündet, haben die Jäger gefischt. Dass der Tannenberg und seine Umgebung ein einträgliches Jagdgebiet gewesen sein müssen und deshalb nicht nur ein flüchtiger Rastplatz, sondern Aufenthaltsort, zu dem die umherziehenden Jäger immer wieder zurück kehrten, steht laut Lauerbach für die Fachleute fest.
Im Anschluss an die Exkursion trafen sich die Teilnehmer in Reichmannshausen, wo Lauerbach auf die Verwendung der Werkzeuge bei der Jagd und der Verwertung des Wilds einging. Die verwendeten Materialien stammen größtenteils aus der fränkischen Alb, aber auch aus dem Thüringer Wald, dem Donauraum und selbst dem Baltikum. Zusammen mit Werner Schönweis hat Lauerbach zum Thema auch ein Jahrbuch des Naturwissenschaftlichen Vereins Schweinfurt herausgebracht.