Dass in diesem Haus jemand wohnt, der tierliebend und naturverbunden sein muss, wird deutlich, als ich am Haus von Klaus und Beatrice Höra in Altershausen läute. Freundlich werde ich von Jagdhund „Nero“, einem Großen Münsterländer, empfangen. Zur Begrüßung des unbekannten Gastes hüpft er freudig am Tor hoch. Ein Befehl seines Herrchens – und Nero läuft in den Zwinger im Hof.
Als ich in das Haus der Höras eintrete, begegne ich auf Schritt und Tritt Tieren aller Art. Auch exotische Tiere und Raubkatzen sind darunter. Außer den drei Katzen von Beatrice und Klaus Höra, die sich geschmeidig um meine Beine winden, bewegen sich die Tiere allerdings nicht. Sie stehen stumm am Boden, wirken absolut natürlich oder hängen in ihrer ganzen Pracht an der Wand. Skeptisch blicke ich dem einen oder anderen Tier in die Augen, nicht ganz sicher, ob es nicht doch lebt und nur reglos verharrt. Ich bin zu Besuch bei dem Tierpräparator Klaus Höra.
Der 58-jährige gelernte Industriemechaniker und Sozialtherapeut präpariert seit vielen Jahren Tiere. Zunächst betrieb er die Tierpräparation hobbymäßig. Jetzt, nach beruflicher Veränderung, ist er seit mehreren Jahren hauptberuflich als Tierpräparator tätig. Im September kann er sein 25-jähriges Firmenjubiläum feiern. Seine Naturverbundenheit drückt sich auch darin aus, dass er seit zwölf Jahren als Jäger, Angler und Bisamfänger unterwegs ist. Zwischen Altershausen und Kottenbrunn hat er eine Staatsjagd gepachtet. Mit seiner Ehefrau Beatrice, die als Sozialpädagogin arbeitet, und seinem elf Jahre alten Sohn Lucca bewohnt Klaus Höra in Altershausen ein älteres Anwesen.
Ein wie aus der Pistole geschossenes „Nein“ kommt, als ich Klaus Höra frage, ob er auch Haustiere präpariert. „Als Liebhaber von Hunden und Katzen hätte ich damit meine Probleme.“ Ausnahmen macht er bei kleinen Tieren wie Wellensittichen oder Meerschweinchen.
Viel Arbeit vor Weihnachten
Bis 1976 konnte jeder, der verendete Eulen oder Bussarde fand, sie zum Tierpräparator bringen. Heute ist das nicht mehr so ohne Weiteres möglich. Besonders geschützte Tiere, zum Beispiel alle Greifvögel, dürfen nur noch für wissenschaftliche Zwecke präpariert werden. Zu Höra werden in der Regel Tiere gebracht, die dem Jagdrecht unterliegen. Mit Genehmigung des jeweiligen Jagdpächters können diese präpariert werden.
Besonders vor Weihnachten kann Höra über Arbeitsmangel nicht klagen. „Da werden viele Jagdtrophäen gebracht, wie Wildschwein- oder Mufflonköpfe, die in ihrem Winterfell besonders schön anzuschauen sind.“ Der Winter sei auch die Zeit, in der Jäger Fuchspelze „abbalgen“, um diese zu gerben.
Auf was muss ich achten, wenn ich ein Tier präparieren lassen will, möchte ich von Klaus Höra wissen. „Am liebsten habe ich die Tiere frisch, weil ich sie dann fachgerecht behandeln und zur Präparation vorbereiten kann.“ Wichtig sei, dass Körperflüssigkeit, wie zum Beispiel Blut, nicht ans Fell kommt.
Zuerst wird das Stück abgezogen. Die Haut wird gegerbt und somit haltbar gemacht. In der Zwischenzeit formt Höra den Körper des Tieres nach dem Wunsch des Kunden im Modell. Das Modell entsteht in der Regel aus PU-Schaum oder Holzwolle. Anschließende wird die Haut mit dem Fell über das Modell gezogen und sorgfältig vernäht. Zuletzt werden die Augen eingesetzt und fixiert. Nach der Trockenzeit, kann das Exponat an den Kunden übergeben werden.
Der Zeitaufwand liegt je nach Stück und Größe zwischen einem Tag und drei Wochen. Der Preis richte sich ebenfalls nach dem Zeit- und Arbeitsaufwand.
Gerüche nicht jedermanns Sache
Übers Jahr gesehen wickelt der Präparator wöchentlich etwa drei bis vier Aufträge ab, wobei die Auftragslage saisonabhängig sei. Gerne hält Klaus Höra auch in Schulen oder bei sonstigen Interessierten Vorträge über seine Arbeit, die er mit zahlreichen Exponaten garnieren kann.
Ich frage Ehefrau Beatrice, wie sie zum Beruf ihres Mannes steht. Sie erklärt, dass auch sie sehr naturverbunden und tierliebend sei. „Wenn die Familie nicht damit einverstanden ist, wird man in einem gemeinsam bewohnten Anwesen den Beruf eines Tierpräparators nicht ausüben können“, ist sich Beatrice sicher. „Mitunter ziehen Gerüche durch die Räume, die nicht jedermanns Sache sind.“
Sohn Lucca jedenfalls schaut seinem Vater bei der Arbeit gerne zu.