„Wir müssen die Chance ergreifen und unseren Bürgern zeigen, was wir in und aus unseren Betrieben machen. Wenn wir nichts machen, dann arbeitet die Zeit gegen uns und wir haben dann vielleicht einmal zu viel Zeit für uns. Wir haben eine gute Ausbildung, machen einen guten Job – aber wir müssen dies auch kommunizieren.“ Dies betonte die inzwischen auch bundesweit bekannte Landwirtin Kathrin Seeger bei ihrem Vortrag „ein besseres Image für die Landwirtschaft“ vor den Mitgliedern des „Verbandes für Landwirtschaftliche Fachbildung“.
Vorsitzender Steffen Beiersdorfer sprach bei seiner Begrüßung von einem „heißen Jahr“ für die Landwirtschaft. Dies reiche von der Wetterlage und einer Vegetation ohne Wasser über den Verfall von Milch- und Schweinepreis bis zur Düngeverordnung und den Tierschutz. Dazu kämen negative Berichte über den Berufsstand in den Medien und auch die Bevölkerung lege immer mehr das Augenmerk auf die Landwirtschaft.
Die Landwirtschaft sei nicht selten ein gefundenes Fressen für Kritik-Kampagnen mit emotional wirkenden Bildern. Vielen Menschen fehle der direkte Bezug zur Landwirtschaft – daher werde die Öffentlichkeitsarbeit immer wichtiger. So habe man mit Kathrin Seeger eine Referentin eingeladen, die sich mit ihrer Arbeit in den Neuen Medien für den Berufsstand sehr engagiere.
Kathrin Seeger war mit ihrem Mann Peter nach Haßfurt gekommen, um für dieses bessere Image für die Landwirtschaft zu werben. Das Ehepaar betreibt in Südhessen Sauen- und Mastschweinehaltung mit über 800 Sauen an zwei Standorten für 4000 Plätze. Außerdem betrieben sie auch noch 350 Hektar Ackerbau. Die engagierte Landwirtin ließ keinen Zweifel daran, dass das Tierwohl für sie an erster Stelle stehe. Gesunde Tiere seien leistungsfähig und die Basis für nachhaltiges Wirtschaften.
Die Nachhaltigkeit zeige sich auch daran, dass im Betrieb Schweinegülle zur Stromerzeugung genutzt werde und das Gärsubstrat als Wirtschaftsdünger wieder auf die Felder komme. So ließen sich nachhaltige Kreisläufe optimieren.
Aber auch die Öffentlichkeitsarbeit sei in ihrem Betrieb in den letzten zwölf Jahren sehr angestiegen. Dabei habe man auch eine harte Zeit hinter sich und musste sich viel Medienerfahrung aneignen, „denn egal, was wir taten oder sagten – immer waren die Tierschützer die Guten und wir die Bösen“. Auf diese Weise habe man sehr schnell gemerkt, dass es notwendig war, selbst in die Offensive zu gehen.
„Wir haben Leute in unseren Stall eingeladen und hatten jährlich bis zu 200 Besuche mit unterschiedlichen Gruppengrößen. Wir haben uns ein Logo, einen Briefkopf und eine Homepage gestaltet und schließlich auch noch die Idee eines Schweinemobils umgesetzt.“ In diesem Anhänger sei eine moderne Mastbucht zu sehen mit Spaltenboden, Heizung, Lüftung, Fütterungs- und Haltungstechnik. Aber es tummelten sich darin auch echte Schweine. „Wenn der Städter nicht zum Stall kommen kann, muss der Stall eben in die Stadt kommen“, meinte Kathrin Seeger und wies darauf hin, dass das Schweinemobil im ersten Jahr schon auf 40 Einsätze kam und man gar nicht alle Anfragen befriedigen konnte.
Inzwischen sei sie auch in Facebook und auf Twitter aktiv. Dies seien Medien, die von Journalisten und Politikern genutzt würden. Durch ihren Auftritt komme sie nun auf 798 Freunde und wie in einem Schneeballsystem setze sich dies fort, so dass sich schon 4315 Personen für die Sache interessierten. Seit mehr als einem Jahr habe man nun auch eine geschlossene Gruppe von 350 Landwirten in Deutschland gegründet. „Wir wollen damit der Landwirtschaft ein Gesicht geben, denn in den sozialen Netzwerken wird oft heftig über die Landwirtschaft hergezogen. Dem müssen wir uns stellen und selbst agieren.“
Oft würden Tierhaltung und andere Dinge ganz anders dargestellt als sie in Wirklichkeit seien. Wenn die Leute zu ihr in den Stall kämen, erzählten sie „wie schlimm es in der Schweinehaltung ist“ und nach dem Besuch hätten sie eine ganz andere Meinung und gäben auch zu „aber im Fernsehen sieht das doch ganz anders aus.“
Der Streit um die richtige Landwirtschaft sei inzwischen zu einem ideologischen Glaubenskrieg geworden und radikale Randgruppen nützten das Unwissen von Bürgern, um mit ihren Bildern ihre Ideologie medial zu vermarkten. Schlagwörter wie „Massentierhaltung“ und „Agrarindustrie“ erzeugten Feindbilder und stigmatisierten jeden modernen Familienbetrieb. Deswegen habe man nun schon im zweiten Jahr in Berlin anlässlich der „Grünen Woche“ eine Gegendemonstration veranstaltet, die immer größere Beachtung finde und auch wieder am letzten Samstag stattgefunden habe. „Wir waren stolz, denn wir sind Landwirte und keine Berufsdemonstranten oder bezahlten Aktivisten oder Campaigner. Deren Berufszweck ist es, uns schlecht zu machen.“
Aus einer spontanen Idee habe man das Motto „Wir machen euch satt“ geboren und dazu aufgefordert „Redet mit uns, nicht über uns“. Dies sei sehr gut angekommen, ebenso wie die Aufforderung „Frag' doch mal den Landwirt“ auf der Facebook-Seite, die innerhalb kürzester Zeit über 7000 „Gefällt mir“-Klicks erreicht habe.
Kathrin Seeger machte den Landwirten Mut mit einer eigenen Homepage und den Kontakten auf Facebook oder Twitter mehr aus dem eigenen Betriebe zu machen. „Ich werde gegoogelt und ihr werdet auch gegoogelt. Das muss für jeden von euch ein Anliegen sein und jeder muss für sich Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Auch wir müssen auf unsere Wirkung achten und jeder hat sein eigenes Image selbst in der Hand.“