Sie ist ein Liebling der Finanzminister, Kreis-, Stadt- und Gemeindekämmerer: die Umsatz- oder Mehrwertsteuer. 165,9 Milliarden Euro flossen aus dieser Steuerquelle im Jahr 2016 in die Kassen von Bund, Ländern und Kommunen. Das sind 6,9 Milliarden mehr als 2015. Damals kamen 159,0 Milliarden zusammen.
Geflossen ist das Geld über die umsatzsteuerpflichtigen Betriebe und Freiberufler. In 2015 waren das bundesweit 3,26 Millionen (die Zahlen aus 2016 liegen noch nicht vor), in Bayern 608 236, wovon 3124 im Kreis Haßberge beheimatet sind. Sie geben weiter, was sie im Auftrag des Staates als sieben oder 19 Prozent Mehrwertsteuer kassieren. Denn bezahlt wird die Steuer am Ende durch die Verbraucher, die Waren oder Dienstleistungen kaufen.
Wie viel? Da gibt sich die Finanzstatistik zugeknöpft: Aber der Betrag lässt sich hochrechnen. So dürften es im Jahr 2015 im Kreis Haßberge rund 82,37 Millionen Euro Umsatzsteuer gewesen sein, rund 2,30 Millionen Euro mehr als 2014. Und 2016? Da schweigt die Datenbank noch: kein Input, kein Output.
Derzeit ist die Endfassung der Umsatzsteuerstatistik 2016 in Arbeit, für die Meldungen lief in vielen Fällen die Frist bis Ende September, Verlängerungen sind möglich. Der 2016er-Bundeswert basiert bisher auf den Voranmeldungen. Auf regionaler Ebene ist die Umsatzsteuerstatistik 2015 dagegen abgeschlossen, so dass es jetzt präzise Werte für 2015 und 2014 gibt. Allerdings nicht bis ins Kleinste: Bei den regionalen Daten gibt es zwar Infos zu den „steuerbaren Umsätzen“, aber nicht zum tatsächlichen „Umsatzsteueraufkommen“. Der Unterschied: Wenn etwas 1,19 Euro kostet, sind der eine Euro „steuerbarer Umsatz“ und die 19 Cent das „Umsatzsteueraufkommen“, das ans Finanzamt weitergeht. Das echte Aufkommen lässt sich verschleiern, denn der steuerbare Umsatz lässt sich nicht eins zu eins umrechnen. Firmen können Umsatzsteuer verrechnen, die sie für ihre Einkäufe gezahlt haben. Bezahlt wird am Ende immer vom Verbraucher – der kann die Steuer nirgendwo abziehen.
Dennoch eignet sich die Zahl der Unternehmen und deren „steuerbare“ Umsätze gut als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung. Und die Umsatzsteuer lässt sich in etwa hochrechnen. Zusammen erwirtschafteten die 3124 Unternehmen im Haßbergkreis ein Umsatzvolumen von rund 3,10 Milliarden Euro (Stand: 2015). Ein Jahr zuvor gab es im Landkreis noch 3152 Steuerpflichtige und einen erwirtschafteten Umsatz von rund 3,05 Milliarden Euro. Mit dem Minus von 28 Umsatzsteuerpflichtigen liegt der Kreis Haßberge nicht im Trend, denn bundesweit kamen vergangenes Jahr 15 316 Umsatzsteuer-Erwirtschafter hinzu.
Die Bedeutung der einzelnen Branchen als Umsatz- und Steuerbringer ist unterschiedlich hoch: In Steigerwald, Maintal und den Haßbergen fallen mit 1,51 Milliarden Euro Umsatz rund 48,6 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe an. Der Handel insgesamt einschließlich der Reparatur von Kraftfahrzeugen kommt mit 794,7 Millionen Euro auf 25,6 Prozent. Macht zusammen 74,2 Prozent. Der Rest teilt sich auf die anderen Wirtschaftsabteilungen auf. Das Baugewerbe beispielsweise kommt mit 207,6 Millionen Euro auf 6,7 Prozent. Alles rund um die Energieversorgung kommt mit knapp 53 Millionen Euro auf 1,7 Prozent.
Und freiberufliche wissenschaftliche und technische Dienstleister sind mit 124,8 Millionen Euro und 4,0 Prozent dabei, um nur eine Auswahl zu nennen. Auch das Gastgewerbe ist dem Finanzminister höchst willkommen. Immerhin fallen in dieser Branche 39,7 Millionen Euro Umsatz an – das sind 1,3 Prozent.
Blickt man auf den Anteil des Kreises Haßberge am bundesweit erwirtschafteten steuerbaren Umsatz, kommen wir auf 0,05 Prozent. Und dieser Wert bei der Umsatzsteuer zugrunde gelegt, ergibt den Betrag von 82,37 Millionen Euro, der im Landkreis in 2015 über alle Einkäufe und Aufträge zusammengekommen sein dürfte. Das waren 2,3 Millionen Euro mehr als 2014. Bundesweit dürfte diese Geldquelle auch in den Folgejahren sprudeln. Denn die anhaltend hohe Beschäftigung und der gestiegene Privatkonsums beschert aktuell kräftig wachsende Lohnsteuer- und Umsatzsteuereinnahmen.