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Verführt, verleitet und verheizt

Haßbergkreis

Verführt, verleitet und verheizt

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    Eine beeindruckende Ausstellung wurde im Haßfurter BIZ eröffnet. Dazu hatten Schüler eine
PowerPoint-Präsentation vorbereitet. Im Bild Susanne Storch, Andreas Herman, Carolin Einbecker, Karina Zink, Sven Grünewald,
Christoph Römmelt, Johannes Keicher und Carina Pösl.
    Eine beeindruckende Ausstellung wurde im Haßfurter BIZ eröffnet. Dazu hatten Schüler eine PowerPoint-Präsentation vorbereitet. Im Bild Susanne Storch, Andreas Herman, Carolin Einbecker, Karina Zink, Sven Grünewald, Christoph Römmelt, Johannes Keicher und Carina Pösl. Foto: FOTO SABINE GEHLES

    Alles passte in einen alten weißen Karton. Die Fragmente einer unvollendeten Jugend. Der Jugend von Paul B., der mit 17 Jahren als Flakhelfer bei einem Angriff der Alliierten am 8./9. März 1943 in Nürnberg starb. Eine Uniform, Spielzeug, Fotos aus Schulzeiten, Zeichnungen, Briefe, Postkarten und der Mitgliedsausweis der Hitlerjugend.

    Allen Dokumenten gemeinsam ist, sie zeigen das Leben eines Kindes, das sich nur um das Thema Krieg gedreht hat. Sie handeln von den begeisterten Briefen und Zeichnungen über die neuesten Gewehre und Panzer, dem Abenteuer in Soldatenuniform, Kameradschaft zwischen schneidigen HJ-Kids und Disziplin als oberste Direktriese.

    Die Nationalsozialisten überließen nichts dem Zufall. Schon im Kinderzimmer gab es fast nur Kriegsspielzeug, Kartenspiele mit den Größen der NSDAP, Papppanzer zum selber bauen, Brettspiele bei denen man Flagabwehrkanonen einsetzen konnte. Als Grundschüler kam man als Junge ins Jungvolk und dann als 14-Jähriger in der HJ.

    "Die Kinder waren völlig eingebunden in eine Ideologie - angefangen beim Elternhaus", so Hans- Christian Täubrich, Leiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände Nürnberg und Entwickler der Ausstellung "Verführt, verleitet, verheizt. Das kurze Leben des Hitlerjungen Paul B.".

    Interesse der Kinder missbraucht

    Das Interesse der Kinder und besonders der Jungs an Abenteuer, Waffen und Heldentum wurde zielgerichtet missbraucht. Mit der Ausstellung will Täubrich nicht nur das Leben der Jugend im Dritten Reich aufzeigen, sondern auch auf die Situation der Kinder von Heute hinweisen. "Etwa 300 000 Kinder unter 18 Jahren dienen aktuell weltweit als Soldaten. Heute machen sich die Machthaber allerdings nicht mehr so viel Mühe mit den Kindern wie noch die Nationalsozialisten", berichtet Täubrich, "mit Drogen und immer einer warmen Mahlzeit werden die Kindersoldaten in den meist armen Ländern gefügig gemacht." Deshalb ist auch die letzte Informationstafel der aktuellen Situation gewidmet.

    Nach Haßfurt geholt haben die Ausstellung Konrektor Marcus Hochmut und die Klassen 9a und b der Realschule Haßfurt. Die Schüler beschäftigten sich in ihrem Geschichtsunterricht mit dem Dritten Reich und, wie Marcus Hochmut in seiner Ansprache angelehnt an Pestalozzi herausstellte, "mit Kopf, Herz und Hand mit den einzelnen Stationen der Ausstellung."

    So wurde von den Schülern die genaue Situation der HJ in Haßfurt unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: eine Power-Point-Präsentation, die den Ehrengästen der Ausstellungseröffnung eindrucksvoll präsentiert wurde. Peter Lengle, vom Haus der Bayerischen Geschichte war begeistert davon, wie sich die Schüler mit dem Thema beschäftigt hatten.

    Filmtipp: "Die Brücke"

    Er hatte die Tafelausstellung als Wanderausstellung ins Leben gerufen, um, wie er betonte, "die Möglichkeit der Reflexion des Themas auf die eigenen Geschichte des jeweiligen Ausstellungsortes zu ermöglichen." Was in Haßfurt seiner Meinung nach wunderbar gelungen ist.

    Auch Bürgermeister Rudi Eck war von der Präsentation der Schüler begeistert. Er legte den Jugendlichen nahe den Film "Die Brücke" zu sehen. "Dieser Film hat sich bei mit eingeprägt", meinte Eck und wünschte der Ausstellung viele Besucher.

    Eröffnet wurde die Ausstellung von Realschuldirektor Klaus Rehberger. Ihn erinnere die Ausstellung an die grausamste und menschenverachtendste Epoche der deutschen Geschichte. "Schule in einem Staat mit demokratischer Grundordnung hat die Verpflichtung ihre Schüler in einem Geiste zu erziehen, der es für alle Zukunft unmöglich macht, dass ein Unrechtsregime jemals auf deutschem Erdboden gedeihen kann", so Rehberger. "Aus der eigenen Erfahrung heraus", stellte Klaus Rehberger fest, " sollte es unser Bestreben sein, dass es den Machthabern dieser Welt es nicht mehr möglich ist, Kinder als Kanonenfutter zu missbrauchen."

    Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Juli im Bibliothekszentrum Haßfurt zu sehen.

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