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HOFHEIM: VHS Hofheim: Ende der Selbstständigkeit

HOFHEIM

VHS Hofheim: Ende der Selbstständigkeit

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    VHS-Leiterin Liane Kaiser und Max Breitwieser vom Arbeitskreis Hofheimer Stadtgeschichte blättern in der Vergangenheit der Volkshochschule Hofheim.
    VHS-Leiterin Liane Kaiser und Max Breitwieser vom Arbeitskreis Hofheimer Stadtgeschichte blättern in der Vergangenheit der Volkshochschule Hofheim. Foto: Fotos: Alois Wohlfahrt

    Wenn er in alten Fotoalben blättert, dann werden bei Max Breitwieser Erinnerungen wach – für Liane Kaiser sind es geradezu Entdeckungen. Was so alles los war in Hofheim, was es für Veranstaltungen gab, was für große Resonanz.

    Sie blättern in der Geschichte der Volkshochschule Hofheim. Das letzte Kapitel dieser fast 70-jährigen Geschichte wird voraussichtlich am Montag, 30. Januar, geschrieben. Dann soll sich die VHS Hofheim als eigenständiger Verein auflösen. Was nicht bedeuten soll, dass es dann keine „VHS Hofheim“ mehr geben soll. Als eine von drei derzeit noch selbstständigen Volkshochschulen im Landkreis und vermutlich eine der kleinsten in Bayern, geht sie unter das Dach der vhs Landkreis Haßberge, als Außenstelle.

    „Uns bleibt nichts anderes übrig“

    „Egal, was wir machen, es wird nicht funktionieren, es bleibt uns nichts anderes übrig. Und bevor alles wegbricht, ist es besser so“, sagt die Vorsitzende Liane Kaiser. Seit 2009 leitet sie die Hofheimer VHS, ehrenamtlich, es gibt lediglich eine geringe Aufwandsentschädigung.

    Warum die Eigenständigkeit nach fast 70 Jahren nicht mehr „funktionieren“ kann: Es gibt höhere Hürden, wenn Volkshochschulen in den Genuss von staatlichen Fördermitteln kommen wollen. Da ist zum Beispiel die Zahl von 10 000 Teilnehmer-Doppelstunden. Die hat Hofheim bei weitem nicht erreicht, 5000 bis 6000, mehr ging nicht in den vergangenen Jahren, berichtet Liane Kaiser.

    Was aber wesentlich schwerer wiegt: In zwei Jahren gibt es Fördermittel des Freistaats nur noch, wenn die VHS ein Qualitätsmanagement aufweisen kann, wenn sie zertifiziert ist. Kaiser: „Das würden wir nicht schaffen, allein schon wegen der finanziellen Ausstattung“.

    Bliebe noch die Möglichkeit, auf die staatliche Unterstützung zu verzichten. Dann aber müsste dies durch höhere Kursgebühren aufgefangen werden. Und da ist sich Kaiser sicher: „Das würde die Leute abschrecken“. Da habe es in der Vergangenheit auch schon mal Murren gegeben, wenn etwa eine Kursgebühr von 58 lediglich auf 60 Euro erhöht worden war. Vermutlich hätte der Schritt, den der Verein jetzt gehen müsse, schon früher erfolgen müssen, „wenn wir unser Haus nicht gehabt hätten“.

    Viel Unterstützung habe die VHS auf jeden Fall durch die Stadt und die Verwaltungsgemeinschaft erfahren, sagt die Vorsitzende, die in der Geschichte der VHS die achte Leiterin ist.

    „Es war einfach eine Zeit, in der die Leute richtig wissbegierig waren. Und es gab noch keine Fernseher.“

    Mehr als die Hälfte der sieben Jahrzehnte VHS Hofheim ist Max Breitwieser Mitglied. Im Archiv der VHS zieht Liane Kaiser den kopierten Mitgliedsausweis von Breitwieser aus dem Jahr 1980 hervor. Und auch ein „Programmheft“ aus den Gründungsjahren.

    Viele Vorträge sind auf den vier Seiten aus dem Jahr 1948 zu finden. „Es war einfach eine Zeit, in der die Leute richtig wissbegierig waren. Und es gab noch keine Fernseher“, sagt Breitwieser und nennt so auch zwei Gründe, die seiner Einschätzung nach für das große Interesse an der VHS in den ersten Jahrzehnten gesorgt hatten.

    Eine Konstante im Angebot der VHS ist seit Jahren der „Arbeitskreis Hofheimer Stadtgeschichte“. Breitwieser ist einer der Organisatoren dieser Treffen in der VHS und unter dem organisatorischen Dach der VHS. Und er hofft, dass dieser Arbeitskreis auch unter der Landkreis-VHS so weiterexistieren kann, wie bisher. Falls nicht, „dann werden wir ein eigener Verein“, sagt Breitwieser.

    Fällt am Montag bei der Mitgliederversammlung die Entscheidung, dass sich die VHS Hofheim als eigenständiger Verein auflöst, dann ist geplant, dass Hofheim ab 1. Juli als Außenstelle der vhs Haßberge geführt wird. Als Leiterin wird dann allerdings Liane Kaiser nicht mehr zur Verfügung stehen, wie sie erklärt. „Für mich ist das dann der Zeitpunkt, komplett Schluss zu machen“, auch wenn es ihr nicht leicht fällt, von ihrem „Kind loszulassen“, sagt Kaiser mit Wehmut.

    Klar sei der Gedanke an die Auflösung des Vereins am Anfang schwer gefallen, „aber wir wissen ja, dass die Erwachsenenbildung weiterläuft“.

    Die kleinste Volkshochschule in Unterfranken wird dann unter das Dach einer der größten im Bezirk kommen, genauer gesagt der viertgrößten, berichtet Holger Weininger, Geschäftsführer der vhs Landkreis Haßberge.

    Drei selbstständige Volkshochschulen gibt es derzeit noch im Landkreis: Hofheim, das VBW Königsberg und die VHS in Haßfurt, die allerdings eine kommunale Einrichtung der Stadt Haßfurt ist. Den Weg, den Hofheim nun gehen will, hat die Stadt Ebern bereits hinter sich: Vor rund einem Jahr gab auch Ebern die Selbstständigkeit auf, ging unters Dach der vhs Landkreis Haßberge.

    Problem bei Fördermitteln

    Weininger bestätigt die Problematik der Fördermittel. Seit vergangenem April sind die Anforderungen durch das Kultusministerium verschärft worden. Unter anderem müssen Volkshochschulen jetzt mindestens 10 000 Teilnehmer-Doppelstunden nachweisen, Untergrenze bei der Teilnehmerzahl ist 800 und was ebenso eine Hürde bedeutet: Qualitätsmanagement und damit eine Zertifizierung muss die Volkshochschule nachweisen, um in den Genuss der staatlichen Förderung zu kommen.

    Sechs solcher Kriterien gilt es zu erfüllen, zumindest bei zwei der Kriterien liegt Hofheim klar darunter. Für die Landkreis-vhs sind diese Hürden kein Problem: Zertifiziert ist die Einrichtung seit Jahren, bei der Teilnehmerzahl übertrifft sie die geforderten 800 mit 34 000 bei weitem und auch die Zahl der geforderten Doppelstunden wird weit überschritten, berichtet Weininger.

    Es war einmal: Das Programmheft aus den Anfangsjahren.
    Es war einmal: Das Programmheft aus den Anfangsjahren.

    Was wird sich ändern, wenn Hofheim unters vhs-Landkreis-Dach kommt? Die Kursteilnehmer werden davon kaum etwas spüren, so Weininger, außer, dass jetzt die Kursgebühren von Haßfurt abgebucht werden. In Hofheim wird es keine Leiterin mehr geben, sondern einen Außenstellenleiter, oder eine Außenstellenleiterin. Deren Aufgabe wird es sein, Anmeldungen entgegenzunehmen, das Raummanagement gehört zum Aufgabengebiet, oder auch die Betreuung von Kursleitern in Hofheim. Buchhaltung, Marketing und die Planung des Programms wird über die Geschäftsstelle in Haßfurt passieren.

    In Ebern habe man mit der Änderung sehr gute Erfahrungen gemacht, „es lief geräuschlos“, so Weininger. Dort konnte das Programmangebot sogar ausgeweitet werden. Und das werde man auch in Hofheim versuchen. Weininger sieht für Hofheim durchaus auch Synergieeffekte.

    „Eine kleine Volkshochschule kann nicht die ganze Programmvielfalt abbilden.“

    Denn eine größere Angebotsdichte vorzuhalten, das falle größeren Einheiten einfach leichter, sagt Holger Weininger.

    Größere Einheiten verfügen über einen größeren Dozentenpool, haben größere Ressourcen, können so auch auf aktuelle Entwicklungen schnell reagieren. So geschehen im vergangenen Jahr, als Deutsch-Einsteiger-Kurse für Flüchtlinge organisiert werden mussten. So etwas kann eine große Vhs schneller leisten, überhaupt, wenn dann etwa noch eine Vorfinanzierung nötig ist.

    Geplant ist, dass Hofheim zum 1. Juli offiziell als Außenstelle geführt wird. Ähnlich wie die anderen 20 Kommunen, die bereits jetzt zur vhs Landkreis Haßberge gehören. Dem Anschluss an die Landkreis-Vhs muss allerdings auch der Hofheimer Stadtrat zustimmen.

    Der Anschluss an Haßfurt soll Thema auf der nächsten Sitzung des Stadtrats sein, so Bürgermeister Wolfgang Borst. Auch er sieht die Problematik, dass die VHS Hofheim wohl aus vielen Förderungen herausfallen werde. Zudem könne eine kleine Vhs „nicht die ganze Programmvielfalt abbilden“.

    Für die Stadt sei es aber wichtig, dass die Vhs-Arbeit weitergeführt werde und der Anschluss an die Landkreis-vhs sei eine „sinnvolle Lösung im Sinne der Erwachsenenbildung“.

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