Immer wieder rufen verunsicherte Frauen bei der Schwangerenberatung der Diakonie an und fragen, ob sie denn hier den "Schein" bekommen. Die Antwort lautet eindeutig ja. Die staatliche anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschafts- und Sexualfragen in der Luitpoldstraße 14 mit ihren Außenstellen in Bad Neustadt, Bad Kissingen, Hofheim und Bad Königshofen ist nicht vom Papstwort betroffen.
Der Träger, das Diakonische Werk Schweinfurt, gehört zur Evangelischen Kirche. Dies betonten Jochen Keßler-Rosa, Diakonie-Geschäftsführer und Anette Kern-Besold, Leiterin der Beratungsstelle bei einem Gespräch. Fast 300 schwangere Frauen aus der Region Main-/Rhön kamen im vergangenen Jahr in die Beratungsstelle in Schweinfurt und die vier Außenstellen zur "Pflichtberatung", um den Schein zu bekommen. Denn "ohne" ist ein Schwangerschaftsabbruch nicht möglich. Bekommen haben sie aber weit mehr als nur das Stück Papier. Nämlich die Möglichkeit, über ihre Probleme zu reden, ihre Sorgen und Ängste. Aber auch über finanzielle Hilfen bei wirtschaftlichen und psychischen Notlagen.
Was die Frauen mit dem Schein gemacht haben, ob sie abgetrieben oder sich nach dem Gespräch dann doch für das Kind entschieden haben, wissen die drei Diplom-Sozialpädagoginnen der Diakonie nicht. "Wir wollen ihnen helfen und sie befähigen, die Entscheidung zu treffen. Entscheiden müssen sie selbst", so Anette Kern-Besold.
Die Konfliktberatung nach den Paragraphen 218/219 des Strafgesetzbuches ist nur eine von insgesamt vier Aufgaben der Beratungsstelle. Einen sehr großen Anteil nimmt die "allgemeine Beratung für Schwangere und ihre Partner" ein. Information über gesetzliche Leistungen und rechtliche Möglichkeiten, Vermittlung finanzieller Hilfen und viele andere Tipps können die Mitarbeiterinnen geben.
Der dritte Bereich ist mit Sexual- und Partnerschaftsberatung überschrieben. Themen sind hier in erster Linie Familienplanung, Empfängnisverhütung, Hilfe bei sexuellen Problemen. Nicht nur in diesem Bereich ist eine enge Zusammenarbeit mit der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diakonie (in den gleichen Räumen) und der Kontakt zu den drei Fachkräften Jurist, Theologe und Mediziner wichtig, die bei Bedarf hinzugezogen werden können.
Als vierten Bereich nennt Anette Kern-Besold die Öffentlichkeitsarbeit. Regelmäßig besuchen die Sozialpädagoginnen Schulen, Bildungseinrichtungen und Jugendgruppen in der Region, um sich und ihre Arbeit vorzustellen und über Themen wie Aufklärung, Liebe, Sexualität zu informieren. Auf Wunsch beraten die Fachfrauen auch Eltern, Erzieher und Lehrer.
Die Gespräche bei der Diakonie sind kostenlos und auf Wunsch anonym. Wichtig ist eine Terminvereinbarung, die nur in Schweinfurt unter Tel. (0 97 21) 2 36 38 möglich ist, auch für die Außenstellen. Für eine Konfliktberatung bekommen die Frauen innerhalb von drei Tagen einen Termin.