Lisa Käb hat es geschafft. Nicht nur, dass sie ihre Ausbildung zur Bankkauffrau erfolgreich abgeschlossen hat, sie hat ihre Prüfung gar mit besonders guten Noten bestanden. Am Mittwoch wurde sie von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt dafür ausgezeichnet. Insgesamt 104 Jugendliche waren es, die in Königsberg ihre Urkunden erhielten.
„Von wegen Spaßgesellschaft“, beschrieb Königsbergs Bürgermeister Claus Bittenbrünn die jungen Menschen aus Mainfranken. Der Bürgermeister lobte die besondere Leistungsbereitschaft der jungen Menschen und zog Vergleiche zum besonderen Fleiß des berühmtesten Sohnes der Stadt Königsberg, dem Mathematiker Regiomontanus. Stellvertretender Landrat Oskar Ebert zeigte sich besonders erfreut darüber, dass elf der ausgezeichneten Prüflinge aus den Haßbergen stammen.
IHK-Präsident Otto Kirchner sagte, in einer Zeit voll von schlechten Nachrichten sei es erfreulich, auch positive Nachrichten zu hören. „Mit 3460 neuen Ausbildungsverträgen zum Ausbildungsstart 2015 am 1. September hat die mainfränkische IHK 4,1 Prozent mehr Ausbildungsverträge als im Vorjahr zu verzeichnen“, berichtete er. Er ging aber auch auf die Flüchtlingssituation ein und auf die Frage, wie gut sich die vielen Menschen in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren lassen. Hier sehe er große Probleme, besonders durch Kapazitätsgrenzen und die Sprachbarriere. Es seien aber auch gut ausgebildete Menschen dabei, die schnell integriert werden sollten.
Für die prämierten Azubis verwies er auf das Sepp-Herberger-Zitat „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ und formte es um zu „Nach der Ausbildung ist vor der Weiterbildung.“ So sollten die Jugendlichen nach der erfolgreichen Ausbildung nun nicht den Anschluss verlieren und weiter an einem Aufstieg arbeiten.
Kirchner und der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg Schweinfurt, Max-Martin W. Deinhard, überreichten die Urkunden an die Erstplazierten.
„In meinem Skript steht: Ich muss jetzt Spannung erzeugen“, sagte Lukas Kagerbauer, der die Moderation der Übergabe übernommen hatte. Denn unter den 104 jungen Menschen, die als beste in Mainfranken ausgezeichnet wurden, waren auch neun, die bayernweit die besten Leistungen erreicht hatten. „Dass sie zu den besten in Mainfranken gehören, wussten sie“, erklärte Kagerbauer. Doch von der Auszeichnung als Bayernbeste, sollten die Jugendlichen erst bei der Verleihung überrascht werden.
Einer von ihnen war Benjamin Popp aus Bergrheinfeld. Er machte seine Ausbildung zum Fachglasmechaniker bei Semcoglas Glastechnik in Sennfeld. Mit 32 Jahren hat er „schon eine Vergangenheit“, wie er sagt. Zunächst hatte er eine Ausbildung zum Friseur gemacht, dann beschlossen, sein Abitur nachzumachen. Danach, so erzählt er, habe er gemeint, er müsse nun unbedingt studieren. Das Studium brach er aber ab, da er „lieber etwas Greifbares“ machen wollte. Aus dem Friseurberuf war er da schon zu lange raus, die Trends hatten sich geändert. So streckte er seine Fühler nach einer neuen Ausbildung aus und kam zu Semcoglas. „Ich wusste vorher nicht mal, dass es die Firma gibt“, gesteht er.
In der Abschlussprüfung musste er vier Prüfungsstücke fertigen, an denen er den gesamten Umfang seines Arbeitsfeldes, vom Zuschnitt über Kantenbearbeitung und Sandstrahlen bis zu Lochbohrungen zeigen musste. Dazu kamen diverse Theorieprüfungen. Von der Auszeichnung als Bayernbester sei er dann doch sehr überrascht worden. Bei den Prüfungen selbst wusste er noch nicht, wie gut er abgeschnitten hatte, „Da ist ja auch vieles Auslegungssache“. Besonders schlimm fand er eine 400 Kilometer weite Heimfahrt nach den Prüfungen. Zusammen mit einem Freund saß er im Auto. „Da geht einem einiges durch den Kopf.“
Auf die Frage, wie es nun weitergehen soll, lacht er: „Vielleicht werde ich noch mal Friseur!“ Nach dem Scherz folgt aber die ernsthafte Antwort: „Ich bin froh, dass ich in der Firma bleiben darf. Die Firma hat mir eine Tür aufgemacht, durch die ich auch gehen werde.“ Nun möchte er zu Schulungen und Weiterbildungen gehen. „Was die Zukunft bringt, kann keiner sagen.
“ Joachim Verne, neben Martin Kügel einer der Ausbildungsleiter von Benjamin Popp, freut sich über diesen Erfolg: „Man ist natürlich stolz, wenn man so einen jungen Mann im Unternehmen hat.“
Auch Lisa Käb aus dem Ebelsbacher Ortsteil Rudendorf gehört zu den Ausgezeichneten. Für eine bayernweite Auszeichnung hat es nicht gereicht, doch war sie in ihrem Beruf die beste in Mainfranken. Ihre Ausbildung zur Bankkauffrau machte die 20-Jährige in Haßfurt bei der Sparkasse. In der Prüfung musste sie ein 20-minütiges Beratungsgespräch führen und Fälle beantworten, dazu kamen diverse Aufgaben in Rechenwesen, Wirtschaft, Zahlungsverkehr, Kreditgeschäft und Geld und Vermögen. Nach den Prüfungen hätte sie nicht gedacht, dass sie sogar mit Auszeichnung bestehen würde. „Nach dem ersten Tag habe ich gedacht, das war eine Katastrophe“, sagt sie.
„Ich kam von der Wirtschaftsschule und war an Wirtschaft interessiert“, beschreibt sie die Motivation, sich gerade in diesem Beruf zu versuchen. Auf jeden Fall sollte es ein kaufmännischer Beruf werden, war sie sich schon früh sicher. Nach einem Praktikum war dann klar, dass sie zur Sparkasse wollte. Besonders mag sie den Kundenkontakt und wollte etwas machen, bei dem sie „Menschen helfen“ kann. Allgemein habe ihr die Sparkasse viel auf dem Weg geholfen und sie „total unterstützt“. Nun hat sie dort einen unbefristeten Arbeitsvertrag. „Das ist ja heute auch nicht mehr selbstverständlich“, meint sie. Für die Zukunft plant sie Weiterbildungen, unter anderem zur Sparkassen-Fachwirtin und zur allgemeinen Bankwirtin.