Mit dem Ziel, Schüler für interkulturelle Frage- und Problemstellungen zu sensibilisieren und interkulturelles Lernen und Verstehen zu fördern, hat das Friedrich-Rückert-Gymnasium inzwischen Schüleraustausche zu Israel, Frankreich, Schottland, Spanien und schließlich Polen aufgebaut. Seit zwei Jahren funktioniert nun der Austausch mit Zory in unserem östlichen Nachbarland. Inzwischen hatte sich auch schon eine Gruppe von Lehrern, Eltern, Schülern und anderen Interessierten auf den Weg gemacht, um ebenfalls Erkundungen anzustellen und das schlesische Polen kennen zu lernen.
Initiiert hatte die Reise Lehrer Dagobert Hellmer, ein orts- und sprachkundiger Leiter des Austausches mit der polnischen Schule am Friedrich-Rückert-Gymnasium. Mit großem Interesse hörten die Reisenden, unter ihnen Schulleiter Dr. Kilian Popp und die Vorsitzende des Vereins der "Freunde des FRG", wie am Gymnasium dort mit immer mehr Schülern verfahren wird. Von den 70 Lehrkräften sind einschließlich Direktorat 60 Frauen. Es gibt 1 000 Lernende in einer für nur 400 Schüler ausgelegten Bildungseinrichtung.
"Lyceum Ogolnoksztalcace im. Karola Miarki", so lautet übrigens der Name des Partner-Gymnasiums in Polen. Die Stadt Zory, das früher Sohrau hieß, zählt zu den ältesten schlesischen Städten. Der Name wird von Sprachwissenschaftlern von dem Wort "Zar" (Glut) abgeleitet, ist also mit Brandrodung in Verbindung zu bringen. Begünstigt wurde die Entstehung der Siedlung durch die Lage an wichtigen Handelswegen, die hier vom Osten nach Westen und vom Süden nach Norden vorbeiführten (z.B. Bernsteinhandelsweg). Geschichtlich gesehen stand Zory abwechslungsweise unter böhmischer, habsburgischer und preussischer Hoheit.
Nach dem ersten Weltkrieg kam Sohrau zu Polen. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zu 80 Prozent zerstört. In den 70er Jahren erfolgte eine rasche Entwicklung der Stadt, bedingt durch den Auf- und Ausbau des Rybniker Steinkohlegebietes. Die Einwohnerzahl stieg rasch, und heute zählt Zory circa 66 000 Einwohner . A llerdings hat die Stadt mit dem netten, recht kleinstädtisch wirkenden Marktplatz derzeit mit einer relativ hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen, bedingt durch die Schließung von Kohlegruben. Bei einem Gang der Besuchergruppe durch die Kleinstadt wurde aber schon deutlich, dass die Gegend, wie Polen insgesamt große Anstrengungen unternimmt, um den Ansprüchen einer EU-Mitgliedschaft gerecht zu werden.
Nähere Informationen zur Schulpartnerschaft erhält man bei Wolfram Breunig, Friedrich Rückert-Gymnasium Ebern unter Tel. (0 95 31) 92 210. Im Rahmen der Artikelserie "Landkreis Haßberge mit Weitblick" der Initiativgruppe "Eine Welt" der Lokalen Agenda 21 entstand dieser Beitrag.