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SCHWEINFURT/GÖTEBORG: Vor 100 Jahren begann die SKF-Erfolgsstory

SCHWEINFURT/GÖTEBORG

Vor 100 Jahren begann die SKF-Erfolgsstory

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    Wingquist war bei den „Gamlestadens Fabriken“, einem Göteborger Textilunternehmen beschäftigt und ärgerte sich darüber, dass die Spinnmaschinen wegen Lagerschäden häufig ausfielen. Schuld sei die schlechte Qualität der Importware, schimpfte er und schlug seinen Chefs vor, eigene Lager aus gutem Schwedenstahl zu entwickeln. Die Firmenleitung schlug überraschend ein, stellte Geld zur Verfügung, bestand aber darauf, dass Wingquist nur in seiner Freizeit an den neuen Lagern arbeiten sollte. Als er nach kurzer Zeit mit einem einreihigen Rillenkugellager bewies, dass sein selbstgefertigtes Lager der Importware überlegen war, erhielt er das Startkapital von 100 000 Schwedenkronen, mit dem er auf dem Gelände der Textilfabrik die SKF gründen konnte.

    Mit dem ersten Erfolg gab sich Wingquist jedoch nicht zufrieden. Weil das Textilunternehmen auf Lehmboden stand, der sich nach längeren Regengüssen setzte, kam es immer wieder zu Schiefstellungen von Wellen. Die wollte er ausgleichen. Das gelang im März 1907 mit einem zweireihigen Pendelkugellager.

    Wingquist war jedoch nicht nur ein hochtalentierter Erfinder, sondern auch ein ebensolcher Verkäufer. Und so konnten schon im Jahr 1910 erste Verkaufsbüros in Frankreich und Deutschland eröffnet werden. Am Stadtrand von Paris wurde eine kleine Fabrik eingerichtet, in England und den USA entstanden erste Tochtergesellschaften. In kester Zeit wuchs die Zahl der Mitarbeiter auf über 500, die Jahresproduktion lag bei 120 000 Lagern.

    Wingquist wollte „für jede Stelle das richtige Lager“. Der Satz wurde schnell zum Verkaufsslogan des entstehenden Konzerns . Im engen Kontakt zu den Kunden entwickelte er Lager für hochbelastete Stellen, in Kränen oder Drehbrücken beispielsweise.

    1914 kam es zum Brückenschlag nach Deutschland. SKF beteiligte sich an der Norma Compagnie Bad Cannstadt. In Schweinfurt, wo Friedrich Fischer schon 30 Jahre zuvor mit der Erfindung der Kugelschleifmaschine die Grundlage für die industrielle Fertigung von Wälzlagern gelegt hatte, war 1904 die „Kugel-Konvention“ begründet worden, mit dem Ziel, den eigenen Markt durch Preisabsprachen, gemeinsame Nutzung von Patenten oder Normierung des Sortiments abzuschotten.

    SKF als erfolgreicher Generalist

    Dies war bis in die 20er Jahre erfolgreich, förderte aber nicht unbedingt den unternehmerischen Elan. Als es 1925/26 zur Krise kam, erwies sich SKF als Generalist den hochspezialisierten deutschen Unternehmen als überlegen. Zudem verfügten die Schweden über Stahl aus eigener Produktion von höchster Qualität.

    Kartell gesprengt

    Mit Dumpingpreisen wurde das Kartell massiv unter Druck gesetzt, so dass 1929 unter Führung der SKF die Gründung der „Vereinigten Kugellagerfabriken AG“ erzwungen werden konnte. Beteiligt waren daran auch die Schweinfurter Unternehmen Fries & Höpflinger und die Wälzlagerabteilung von Fichtel & Sachs. Seit 1953 firmiert die VKF als SKF GmbH.

    Ende der 30er Jahre verließen über 25 Millionen Lager jährlich die zwölf Fertigungsbetriebe des Unternehmens. Für den Vertrieb sorgten über 120 Büros, beschäftigt wurden 27 000 Mitarbeiter weltweit, davon lediglich 7300 in Schweden. Neben den Maschinen gewann die Automobilindustrie zunehmend an Bedeutung.

    Der Zweite Weltkrieg unterbrach den rasanten Aufstieg abrupt. Durch die deutsche Besetzung Dänemarks und Norwegens waren die Vertriebswege unterbrochen. In Schweinfurt wurden die Fabriken des für die Rüstung wichtigen Produzenten durch Bomben weitgehend zerstört. Bis Ende 1944 bestanden jedoch gute Handelsbeziehungen mit Deutschland, wurde hochwertiger Stahl für die Fertigung von Wälzlagern geliefert.

    Die Nachkriegszeit war geprägt von einer noch stärkeren Internationalisierung des Konzerns. Nach Europa und Nordamerika wurden auch andere Erdteile ins Visier genommen. 1959 entstand ein Werk in Brasilien, wenig später eines in Indien.

    Heute produziert SKF mit seinen rund 150 Unternehmen an 106 Standorten und erwirtschaftet dabei einen Umsatz von 5,8 Milliarden Euro. Größter Standort ist nach wie vor Schweinfurt. Dort waren in den 60er Jahren 12 450 Mitarbeiter beschäftigt. Heute sind es gut 4200. Nach schwierigen Zeiten in den 80er und frühen 90er Jahren, die mit erheblichen Personalabbau verbunden waren, verzeichneten der deutsche Teilkonzern und die gesamte SKF sechs äußerst erfolgreiche Jahre in Folge.

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