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HASSBERGE: Vor Fehldiagnosen nicht sicher

HASSBERGE

Vor Fehldiagnosen nicht sicher

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    Die Leiter der Gruppen trafen sich jetzt in der Gärtnerei M&M Orchideen Wolff in Steinsfeld zu einem Erfahrungsaustausch. Manfred Wolff, der wie seine Frau an Borreliose leidet, hat die Leitung der Dienstagsgruppe in Haßfurt übernommen. Er leitete auch das Treffen, bei dem die verschiedenen, ebenfalls erkrankten Gruppenleiter, ganz offen die Probleme der Borreliose-Patienten ansprachen.

    Diese beginnen bereits mit der Diagnose. Es gibt zwar Labortests, die Borreliose nachweisen können, doch sind die Tests nicht standardisiert und ihre Ergebnisse daher unzuverlässig. Sie können sowohl Borreliose anzeigen, obwohl keine derartige Krankheit vorliegt, sie können aber auch eine Borreliose ausschließen, obwohl sie vorliegt.

    Es gebe viele Patienten, so die Gruppenleiter, bei denen ein oder mehrere Tests keinen positiven Befund ergeben hätten. Ute Fischer, Sprecherin der Patientenvereinigung Borreliose und FSME Bund Deutschland (BFBD): "Dann werden sie schnell von den Ärzten als Hypochonder oder Simulanten betrachtet!" Die meisten Patienten, so war von den Betroffenen zu erfahren, werden falsch behandelt, erhalten häufig Medikamente gegen Rheuma oder Arthritis, gelten sehr schnell als austherapiert - also nicht mehr behandlungsfähig - und erlangen durch Cortison und Schmerz lindernden Medikamenten keine wirkliche Borreliose-Therapie. "Man könnte sogar sagen, dass Ärzte solche Patienten außerordentlich falsch behandeln", so Manfred Wolff.

    Andererseits hätten die Ärzte im Allgemeinen sehr wenige Kenntnisse von der Krankheit und ihrer Therapie und/oder seien bis auf wenige Ausnahmen nicht geneigt, sich die Fortschritte der Kollegen anzueignen. "Einen eigentlichen Stand der Medizin gibt es bei Borreliose nicht", moniert der BFBD. Auch in Krankenhäusern sei man nicht sicher vor Fehldiagnosen.

    Daneben würden die wenigsten Ärzte die Herxheimer-Reaktion erkennen, eine Reaktion des Körpers auf Bakteriengifte, die durch den therapiebedingten Zerfall einer großen Menge der Borreliose-Erreger entstehen und zur Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen führen kann. "Viele Betroffene setzen nach einer solchen Reaktion, die mit hohem Fieber, Übelkeit und teilweise unvorstellbaren Schmerzen einhergeht, das ihnen zu Recht verschriebene Antibiotikum ab", so Wolff. "Doch das richtige Verhalten wäre, das Antibiotikum nur für ein bis wenige Tage auszusetzen und dann mit einer geringen Dosierung fortzusetzen." Aufgrund der Probleme, denen sich Patienten, deren Borreliose noch nicht erkannt beziehungsweise bereits erkannt, aber nicht richtig behandelt wird, ausgesetzt sehen, will Manfred Wolff handeln. "Ich werde an Politiker aller Couleur schreiben und auf die in Deutschland am meisten missachtete Krankheit aufmerksam machen."

    Schließlich werde Borreliose im Laufe der Zeit zur Volksseuche Nummer eins. Nach dem bekannten Robert-Koch-Institut erkrankten jedes Jahr in Deutschland über 100 000 Menschen neu, während der Borreliose-Bund von mehr als 240 000 Neu-Infizierten pro Jahr ausgehe.

    "Ich denke, dass es nun an der Zeit ist, auch die Politiker mit dem Thema Borreliose zu konfrontieren, damit es auf die Tagesordnung im Parlament und im Gesundheitsministerium gesetzt wird", sagte Wolff. Man werde auch Politiker zu Veranstaltungen der Zecken-Selbsthilfegruppen einladen, wie beispielsweise zu dem Vortrag von Dr. med. Friedrich Schardt, Professor für Arbeits- und Leistungsmedizin an der Universitätsklinik Würzburg und anerkannter Fachmann für Borreliose, am 13. März um 19 Uhr im Rudolf-Winkler-Haus in Zeil.

    Ansprechpartner für die Haßfurter Montags-Gruppe ist Günther Werb, Eltmann, Tel. (0 95 22) 1083, für die Haßfurter Dienstags-Gruppe Manfred Wolff, Steinsfeld, Tel. (0 95 21) 94 89 0, für die Eberner Gruppe Renate Müller-Wissowski, Tel. (0 95 31) 94 36 45. Geplant sind Gruppen in Hofheim, Schweinfurt und Volkach zu gründen.

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