Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

EBERN: Was hat Scharping damals bloß geritten?

EBERN

Was hat Scharping damals bloß geritten?

    • |
    • |

    Genau zehn Jahre ist es in diesen Tagen her, dass sich in Ebern die Kasernentore für die Bundeswehr geschlossen haben. Mit einem Außerdienststellungsappell in der Balthasar-Neumann-Kaserne ging im Jahre 2004 eine Ära zu Ende, die mit dem Einzug des Jägerbataillons 101 rund 42 Jahre währte.

    1971 kam das Panzeraufklärungsbataillon 12 nach Ebern und erreichte im Jahre 1984 mit rund 1300 die höchste Anzahl von Soldaten in der Geschichte der Balthasar-Neumann-Kaserne. „Ebern hätte gerne weiterhin seinen Soldaten eine angemessene Unterkunft und einvernehmliche Partnerschaft geboten“, versicherte damals Bürgermeister Herrmann, „dies ist aber leider aus übergeordneten politischen Gründen nicht möglich.“

    Eine Serenade als musikalischer Dank der Soldaten an die Bevölkerung für die freundliche Aufnahme über Jahrzehnte hinweg war gleichzeitig das Abschiedskonzert der Bundeswehr. Und nochmals bekundeten auf dem Marktplatz viele Bürger der Stadt und der Umgebung die enge Verbundenheit, die mit der Auflösung des Panzeraufklärungsbataillons 12 endet.

    41 Jahre war der Name Eberns für viele junge Wehrpflichtige, für Berufs- und Zeitsoldaten ein Teil ihrer Biographie. Der Name Ebern wurde durch die Soldaten in ganz Deutschland verbreitet. Nach dem Fall der Mauer war die Garnison im Landkreis Haßberge für Soldaten aus den neuen Ländern oft erster Anlaufpunkt zu einem längeren Aufenthalt in den alten Ländern.

    Das Panzergrenadierbataillon 101 wurde 1970 in das Jägerbataillon 101 umbenannt, 1971 folgte zusätzlich das Panzeraufklärungsbataillon 12. „Es wurde hervorragende militärische Arbeit geleistet. Das belegen die vielen Auszeichnungen, die Platzierungen in Vergleichswettkämpfen und die Tatsache, dass Soldaten des Standortes seit 1996 immer wieder in Kroatien und Bosnien im Auslandseinsatz waren. Diese erfolgreiche Entwicklung der Bundeswehr in Ebern macht uns den Abschied von ihr so besonders schwer“, beteuerte Landrat Rudolf Handwerker bei der Abschiedsfeier vor zehn Jahren.

    Er erinnerte an die Besucherzahlen bei den Tagen der offenen Tür, die stets zwischen 15 000 und 20 000 Interessierte angelockt hatten. „Seit 1962 hatten sich Soldaten und zivile Mitarbeiter in das gesellschaftliche und kommunalpolitische Leben der Stadt und der umliegenden Gemeinden integriert und alle Bereiche des öffentlichen Lebens bereichert“, so der damalige Landrat. Immer wieder hätten die Soldaten ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt – unter anderem beim Einsatz auf dem Balkan und in Afghanistan.

    Die Garnison Ebern habe auch dafür gestanden, dass fast 80 Prozent der Wehrpflichtigen aus der Region heimatnah nach Ebern eingezogen werden konnten. Das Panzeraufklärungsbataillon sei zu einem integralen Bestandteil im Stadtbild Ebern geworden. Es habe über 38 Jahre seinen Beitrag zur Erhaltung des Friedens und zur Sicherung des Landes geleistet.

    Eberns Bürgermeister Robert Herrmann verstand die Welt und den damaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping nicht mehr. „Warum Scharping so und nicht anders entschieden hat, ist nicht nachvollziehbar und wird wohl immer sein Geheimnis bleiben“, resümierte Robert Herrmann damals. 1962 hatte die Bundeswehr die Herzen der Eberner im Sturm erobert, als die neu gebaute Balthasar-Neumann-Kaserne bezogen wurde. Die Bundeswehr avancierte zum wichtigen Wirtschaftsfaktor in einer strukturschwachen und finanziell nicht auf Rosen gebetteten Region, die im damaligen Zonenrandgebiet eher ein Mauerblümchendasein fristete. Rund 42 Jahre später dann das „Aus“ für Ebern. Im Zuge der Strukturreform und Verkleinerung der Bundeswehr wurde der Standort geschlossen.

    Die Kasernentore sind längst abmontiert, die einstige militärische Anlage, die zum 1. Januar 2009 mit einer Gesamtfläche von fast 300 Hektar zum Preis von 500 000 Euro von der Stadt übernommen wurde, entwickelte sich zum Gewerbepark „Alte Kaserne“, wo sich mittlerweile weit über 20 Firmen und Institutionen angesiedelt haben. Der BRK-Kreisverband Haßberge hat im neuen BRK-Haus im Gewerbepark eine Außenstelle des vom BRK in Haßfurt betriebenen Mehrgenerationenhauses und die neue Rettungswache eröffnet. Und jüngst sind etwa 70 Asylbewerber in die ehemalige Kaserne eingezogen. Die Stadt hat ein Gebäude für Asylbewerber hergerichtet und an den Freistaat vermietet. Es ist also wieder Leben in der ehemaligen Balthasar-Neumann-Kaserne von Ebern.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden