Dr. Hubert Amend will im Haus Hofheim der Haßberg-Kliniken gerade zur Visite aufbrechen, als ihn der Notruf erreicht. In Bundorf hat eine ältere Frau Herzbeschwerden, der Atem fiel kurzzeitig aus, der Ehemann weiß sich nicht zu helfen. Der Chefarzt aus Hofheim reißt sich den weißen Kittel herunter, greift zur roten Jacke, ruft noch der Schwester auf dem Gang zu, dass ein Notfalleinsatz ansteht, und sitzt eine Minute später im Notarztwagen, sieben Minute braucht er vom Hofheimer Krankenhaus bis nach Bundorf, dann steht er schon am Bett der kranken Frau. Noch rechtzeitig, er kann bei der alten Dame sofort mit lebensrettenden Maßnahmen beginnen.
Alltag eines Notarztes im Raum Hofheim. 350mal musste im letzten Jahr der Notarzt ausrücken. Nicht in letzter Sekunde, sondern stets in erster Minute, denn im Gegensatz zu manch anderem Notarztstützpunkt meldet Hofheim stets "einsatzfähig". Vom Haus Hofheim der Haßberg-Kliniken ist Dr. Hubert Amend der leitende Notarzt und Obmann, der für den Dienstplan zuständig ist. Dr. Sabine Syamken ist nicht nur Internistin und Belegärztin am Krankenhaus, sondern auch Notärztin. Damit stehen aus dem Haus Hofheim zwei Ärzte zur Verfügung, die auch am Tag sofort einsatzfähig sind.
Mit Professor Dr. Eike Uhlich hat man einen "Standby-Mann", der als Arzt im "Unruhestand" ebenfalls einsatzfähig ist. Vor allem, weil ihm als Mitbegründer der notärztlichen Versorgung die Einrichtung ganz besonders am Herzen liegt. Eine Frau der ersten Stunde ist Dr. Christiane Goetz. Sie fuhr schon 1985, damals noch mit dem Roten Kreuz, Notfalleinsätze. Das Team wird ergänzt durch die Fachärztin für Allgemeinmedizin Christina Bendig und ihren Kollegen Frank Schweinfest sowie den Facharzt für Anästhesie Dr. Malte Syamken und den Assistenzarzt Dr. Jürgen Suckfüll.
Die acht Ärzte bilden ein eingeschworenes Team, Abstimmungsschwierigkeiten bezüglich des Dienstes gibt es kaum, flexibel geht man mit der Einteilung um. Den Alarm, den der Würzburger Anästhesiologie-Professor und Notarzt-Guru Dr. Peter Seferin schlug - "die Notarzt-Standorte Bayerns können nicht mehr flächendeckend besetzt werden" - lassen die Hofheimer Notärzte für ihre Region nicht gelten.
Allerdings nur vorerst, denn sie sind sich einig: "Wer aus welchen Gründen auch immer glaubt, das Hofheimer Krankenhaus schließen zu müssen, der zerstört damit unwiederbringlich auch den Notarztstandort Hofheim und gefährdet die Bevölkerung des Haßgau durch den Wegfall eines funktionierenden Rettungssystems. Alle, die diese politische Entscheidung zu treffen haben, müssen diese Konsequenz erkennen."
Dabei handelt es sich nicht um Schwarzmalerei oder Blocken, sondern ganz einfach um die Tatsache, dass in der Praxis eine ganztägige notärztliche Versorgung nur durch Krankenhausärzte sichergestellt ist. Im Haus Hofheim war dies in den vergangenen Jahren reibungslos möglich, da stets mindestens zwei Notarztkollegen zur Verfügung standen.
Im übrigen stellt die Haßberg-Klinik, Haus Hofheim, eine initiale Anlaufstelle für die Versorgung von Reanimationspatienten dar. In kollegialer Zusammenarbeit mit den Notärzten werden die Patienten stabilisiert und transportfähig gemacht. Das gleiche gilt auch für schwerst Unfallverletzte, die zunächst stabilisiert werden müssen, bevor eine Transportfähigkeit gegeben ist.
Die Notärzte weisen im Gespräch auf die absurde Situation im Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld hin: Durch den Wegfall der Krankenhaus-Notärzte müssen dort gelegentlich teure Einsätze durch den Hubschrauber (eine Minute kostet 70 Euro) aufgewendet werden, die sonst von den ortsansässigen Notärzten bewältigt worden wären. Daraus ergibt sich die Situation, dass aus "Spargründen" im Einzelfall die Transportkosten ein Vielfaches der Behandlungskosten ausmachen!
Längst ist nicht nur das Gebiet rund um ihren Standort ein Fall für die Hofheimer Notärzte. Vom Notarztstandort Hofheim werden auch Einsätze in den Steigerwald, ins Maintal, in den Schweinfurter Raum und in den Landkreis Rhön-Grabfeld gefahren. Denn im Gegensatz zu Hofheim haben die Notarztstandorte Haßfurt, Schweinfurt und Rhön-Grabfeld bereits Besetzungsschwierigkeiten und melden sich dann aus der Einsatzfähigkeit ab. Dann heißt es: "Hofheim, bitte übernehmen sie".