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Weltweit für die Kirche unterwegs

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Weltweit für die Kirche unterwegs

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    Hartmut Gehlert feiert heute seinen 60. Geburtstag. Seit 1996 betreut er
das Dekanat Rügheim mit 40 Gemeinden.
    Hartmut Gehlert feiert heute seinen 60. Geburtstag. Seit 1996 betreut er das Dekanat Rügheim mit 40 Gemeinden. Foto: FOTO BENJAMIN MARX

    "Ich habe immer versucht, ein Theologe liberaler Prägung zu bleiben", so beschreibt sich Dekan Hartmut Gehlert selbst. Doktrinen wollte er nie zu starr befolgen. "Als ich ein junger Vikar war, damals war schon eine gewisse Wildheit da. Wir wollten vieles verändern. Heute habe ich akzeptiert, dass Veränderungen ihre Zeit brauchen."

    Viele Wendungen

    Konstanten in seinem Leben zu finden, fällt nicht leicht. Dazu hat sein Leben zu viele unverhoffte Wendungen genommen. Schon drei Tage nach seiner Geburt in Oberschlesien floh seine Familie vor den russischen Truppen nach Sachsen. Auf Umwegen ist er schließlich in Gelsenkirchen gelandet.

    Doch von kirchlichen Ambitionen war damals noch wenig zu spüren. Eher im Gegenteil. Bis zur Konfirmation hatte er sich schon gründlich mit dem Pfarrer überworfen und ging nach der Konfirmation nicht mehr in die Kirche.

    "Zurückgebracht hat mich mein älterer Bruder, der eine fromme Phase hatte", sagt Gehlert. Bei der Erinnerung muss er schmunzeln. Er ließ sich überreden, zu einem Gottesdienst im Nachbar-Ort mitzukommen, den ein junger Pfarrer hielt.

    Als der am Ende des Gottesdienstes ankündigte, die Jugendgruppe werde mit der Kriegsgräberfürsorge nach Frankreich fahren, entschied sich Gehlert spontan, mitzufahren. Damals war er 17 Jahre alt, kam dann über die Vorbereitung der Kindergottesdienste in die kirchliche Arbeit. "Ich wurde mir dann schnell darüber klar, dass ich Theologie studieren wollte", so Gehlert.

    Die ersten Berufsschritte tat er in München und Murnau. Dann eine einschneidende Begegnung: Bei einer Beerdigung lernt er Deutsche kennen, die in Paris leben, und ihn einladen. Sie stellen den Kontakt zu einer evangelischen Gemeinde her, deren Gotteshaus direkt neben dem Louvre steht.

    "In Frankreich ist die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde nicht vom Wohnort bestimmt, jeder sucht sich seine Gemeinde aus", erzählt Gehlert. Und seine Gemeinde war die Stamm-Gemeinde wichtiger Minister und Großindustrieller. "Das waren gerade einmal 550 Gemeinde-Mitglieder, aber insgesamt waren wir vier Pfarrer."

    In Bayern herrschte zur gleichen Zeit Notstand. Die evangelische Kirche suchte Pfarrer. Gehlert - von der Landeskirche für seinen Frankreich-Aufenthalt beurlaubt - kehrte zurück. Von Aschaffenburg kam er nach Regensburg. Dort wurde er Militär-Seelsorger. Ein folgenreicher Entschluss.

    Er reiste mit den Soldaten bis nach Kanada zu Übungseinsätzen. Als der Bundestag 1993 deutsche Soldaten nach Somalia schickte, ging Gehlert mit. Als erster evangelischer Militärpfarrer. Begleitet hat ihn ein katholischer Kollege. "Das war natürlich eine Umgewöhnung", erinnert er sich. "Wir wohnten in einem Zelt, nicht in einem Haus. Wenn man telefonieren wollte, musste man sich vor einem Container stundenlang anstellen und hatte streng begrenzte zehn Minuten. Und wenn man predigt und von der Wüste spricht, ist das schon was besonders, wenn die Soldaten vor einem 30 Zentimeter tief im Sand stehen."

    Friedensmedaille

    Für sein Engagement in Mogadischu zeichnete ihn die UNO mit der Friedensmedaille aus. "Darauf bin ich natürlich sehr stolz", sagt er.

    Danach ging es wieder zurück nach Deutschland und schließlich nach Rügheim. Wieder eine neue Herausforderung, denn als Dekan ist er für das Kirchenleben im ganzen Dekanat verantwortlich und Vorgesetzter der Pfarrer. "Da kam viel Verwaltungsarbeit auf mich zu, viele neue Aufgaben. Außerdem musste ich erst das Dekanat kennen lernen, ein Gefühl für die Gemeinden und ihre Probleme entwickeln. Bei 40 Gemeinden ist das keine leichte Aufgabe."

    Seine eigene Rolle als Pfarrer sieht er im Gemeindeleben eher bescheiden. "Bei uns gilt das allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Kirche ist nicht da, wo ein Pfarrer ist, sondern da, wo Gläubige sind", sagt Gehlert. Von der "Zentrierung auf den Pfarrer" müsse man wegkommen, sagt er.

    Fünf Jahre bleibt Gehlert Rügheim noch erhalten. "Man kann es auch anders sagen. Fünf Jahre müssen mich die Leute mindestens noch ertragen", sagt Gehlert und lächelt verschmitzt. Doch was macht ein Dekan, wenn er in Pension geht und kein Kirchendiener mehr ist?

    Eine Frage, bei der Gehlerts Augen zu glänzen beginnen. Um Pläne ist er nicht verlegen. China interessiere ihn sehr. Und dann? "Mit meiner Frau würde ich gerne nach Australien reisen. Ansonsten hatte ich kaum Zeit, private Kontakte zu pflegen. Wenn ich einmal in Pension bin, werde ich das nachholen."

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