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Wenn das Krankenhaus selbst kränkelt

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Wenn das Krankenhaus selbst kränkelt

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    Die Tarifkommission der Haßberg-Kliniken will um einen akzeptablen Haustarif kämpfen. In der Stadthalle in
Eltmann legten sie ihre Karten auf den Tisch. Ver.di, vertreten durch Bezirkssekretär Jürgen Dietz (zweiter von
rechts), sagte volle Unterstützung zu.
    Die Tarifkommission der Haßberg-Kliniken will um einen akzeptablen Haustarif kämpfen. In der Stadthalle in Eltmann legten sie ihre Karten auf den Tisch. Ver.di, vertreten durch Bezirkssekretär Jürgen Dietz (zweiter von rechts), sagte volle Unterstützung zu. Foto: FOTO GERMAN SCHNEIDER

    Bei den Mitarbeitern der Haßberg-Kliniken mit ihren Häusern in Haßfurt, Hofheim und Ebern besteht Erklärungsbedarf. Deshalb lud die Gewerkschaft Ver.di in die Stadthalle nach Eltmann ein. Gekommen waren rund 80 Mitarbeiter der Kliniken und - das spricht für Transparenz und Offenheit - auch die beiden Geschäftsführer des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken, Stephan Kolck und Wilfried Neubauer. Am Rednertisch hatten Platz genommen: Jürgen Dietz, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Ver.di aus Schweinfurt, sowie die neu gebildete "Tarifkommission" der Arbeitnehmer aus den Haßbergkliniken mit Christiane Bechtold, Norbert Flohr, Stefan Heusel, Frank Schneider und Thomas Rabe.

    Jürgen Dietz berichtete von der ersten Verhandlungsrunde, die am 26. November stattgefunden hatte: "Nette Atmosphäre, netter Landrat Rudolf Handwerker, nette Begrüßung." Dann hätten die Tarifverhandlungen begonnen, das Kommunalunternehmen habe seine Vorstellungen präsentiert. "Total unakzeptabel", so die Meinung der Mitglieder der Tarifkommission.

    Den derzeitigen Stand zeigte Christiane Bechtold auf: Zum 31.  Januar 2005 läuft der Überleitungstarifvertrag, der noch auf dem Tarifvertrag "Öffentlicher Dienst" beruht, aus. Allerdings: Solange sich die beiden Tarifpartner nicht auf eine neue Lösung einigen, wirkt der bestehende Vertrag weiter. Durch den Austritt des Kommunalunternehmens aus dem Arbeitgeberverband ist das Krankenhaus nicht mehr an den Tarif gebunden. Das wiederum heißt: Neueinstellungen ab dem 1. Februar können nach neuen Regelungen erfolgen.

    Doch es geht in erster Linie nicht um das Einstellen neuer Mitarbeiter, sondern viel mehr um eine Ausdünnung beim Personal. Der Personalabbau im Jahr 2004 durch die natürliche Fluktuation reichte wirtschaftlich gesehen nicht aus.

    Für den neuen Haustarif fordern die Haßbergkliniken Opfer vom Personal. Zur Reduzierung des Defizits gibt es nach den Plänen des Kommunalunternehmens folgenden Maßnahmenkatalog: · Entlassungen oder - als Alternative - einen Solidaritätsbeitrag aller Mitarbeiter: Statt den bisherigen 38,5 Stunden sollen drei Stunden in der Woche weniger gearbeitet und 7,8 Prozent weniger verdient werden. · ersatzlose Streichung des Urlaubsgeldes. · die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wird auf das gesetzliche Mindestmaß von sechs Wochen abgesenkt. · Zulagen zum Beispiel für Arbeiten zu ungünstigen Zeiten (beispielsweise Sonn- und Feiertage, Nacht, Schichtdienst) werden gekürzt. Wie, das soll noch konkretisiert werden. · Das Weihnachtsgeld wird auf einen garantierten Betrag von 40 Prozent abgesenkt, die restlichen 60 Prozent sind abhängig von eventuellen Jahresüberschüssen. · Auch bei der Arbeitszeit stellt sich das Kommunalunternehmen neue Regelungen vor. Es soll ein bestimmter Arbeitszeit-Korridor eingerichtet werden. Arbeitszeit, die diesen Korridor nicht überschreitet, gilt nicht länger als Mehrarbeit oder Überstunden. Gleichzeitig soll über ein Jahresarbeitszeitkonto geleistete Mehrarbeit ausgeglichen werden. · Die Höchstarbeitszeit, Pausen, Bereitschaftsdienst und Schichtzeiten sollen in einer gesonderten Dienstvereinbarung, die vom Arbeitszeitgesetz abweicht, geregelt werden. · Diese Änderungen gelten gleichermaßen für Arbeiter und Angestellte. Die Reichweite gilt für das gesamte Kommunalunternehmen "Haßbergkliniken", das nicht mehr in drei Häuser unterteilt wird. Kritische Nachfragen wurden hier von der Belegschaft gestellt, ob auch die Chefärzte von den Maßnahmen betroffen seien. Denn die Chefärzte haben Privatverträge mit dem Kommunalunternehmen geschlossen.

    Die Position der Arbeitnehmer ist eindeutig: Ablehnung. Gefordert wird: Zurück in den Arbeitgeberverband und damit die Vorteile des neuen Tarifverbandes Öffentlicher Dienst nutzen. Bezüglich der Einsparungsmodelle bieten die Arbeitnehmer an: Gemeinsames Erarbeiten von Alternativvorschlägen zwischen Arbeitgeber, Beschäftigten, Personalrat und Gewerkschaft.

    Dazu Jürgen Dietz: "Wir wissen, in welcher Welt wir leben, dass eine kurze Verweildauer, mehr ambulant statt stationär, Bettenreduzierung und Stellenabbau politisch gewollt sind. Es wird Krankenhäuser geben, die Personal abbauen, weil Betten leer stehen, und es wird Krankenhäuser geben, die schließen, weil die Betten abgebaut sind." Trotzdem werde die Tarifkommission die Forderungen des Kommunalunternehmens ablehnen, denn schließlich sollen jetzt Ansprüche abgebaut werden, die sich die Beschäftigten über Jahre hinweg verdient hätten.

    Dietz: "Wir wollen als Verhandlungspartner ernst genommen werden, zur Eröffnung der Tarifrunde hatten wir nicht dieses Gefühl".

    Trotz des brisanten Themas blieben bei der Versammlung in Eltmann die Emotionen aus, die Enttäuschung war allerdings spürbar. Quasi als Schlusswort sprach ein Pfleger das aus, was manch anderer dachte: "Vor einem Jahr standen wir am Abgrund, jetzt sind wir schon einen Schritt weiter."

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