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HASSFURT: Wichteln und Witze: Weihnachten im Maintal statt in der Karibik

HASSFURT

Wichteln und Witze: Weihnachten im Maintal statt in der Karibik

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    Auf eine „Weiße Weihnacht“ muss Perla Medina verzichten: Dennoch freut sich die 18-Jährige aus der Dominikanischen Republik riesig auf das Fest, das sie erstmals in Deutschland verbringt. Zusammen mit ihrer Gastmutter, Pfarrerin Doris Otminghaus (links), hat sie in den vergangenen Tagen fleißig Geschenke verpackt.
    Auf eine „Weiße Weihnacht“ muss Perla Medina verzichten: Dennoch freut sich die 18-Jährige aus der Dominikanischen Republik riesig auf das Fest, das sie erstmals in Deutschland verbringt. Zusammen mit ihrer Gastmutter, Pfarrerin Doris Otminghaus (links), hat sie in den vergangenen Tagen fleißig Geschenke verpackt. Foto: Foto: Ralf Naumann

    „Feliz Navidad“: Erstmals gibt es am Heiligabend bei der evangelischen Pfarrerin Doris Otminghaus und ihrem Mann, Pfarrer Gerhard Barfuß, den Wunsch nach einer Frohen Weihnacht auch in Spanisch. Nicht, weil die beiden Geistlichen aus Haßfurt derzeit einen Sprachkurs belegen.

    Vielmehr lebt bei ihnen im Pfarrhaus seit Anfang Dezember eine Gastschülerin: Die 18-jährige Perla Medina aus der Dominikanischen Republik feiert das Fest erstmals weit außerhalb ihrer knapp 8000 Kilometer entfernten Heimat.

    „Ich bin nach Deutschland gekommen, weil es ein Land ist, das ich schon immer einmal kennenlernen wollte“, erzählt Perla, die während ihres mehrmonatigen Aufenthaltes bis Juli 2015 in die „sehr symphytische“ Klasse 10g des Regiomontanus-Gymnasiums geht, in der sie sich „sehr wohl“ fühlt.

    „Ich war zuvor noch nie in Europa und speziell in Deutschland“, sagt sie. Mit Hilfe von „AFS interkulturelle Begegnungen“, einem weltweit arbeitenden Verein für interkulturelle Begegnungen, ist sie bereits im September von der Hauptstadt Santo Domingo nach „Good old Germany“ gekommen. In den ersten Wochen wohnte sie zunächst bei einer „Willkommensfamilie“ in der Nähe von Ochsenfurt, ehe dann der „Umzug“ in die kleine Kreisstadt Haßfurt folgte.

    Perla Medina ist „sehr interessiert“ an der Geschichte der Bundesrepublik und daran, wie sich das Land im Lauf der Jahre entwickelt hat. Die junge Frau hat deshalb auch schon die Residenz und die Festung in Würzburg besucht, war schon in München und Bayreuth und möchte noch die Bundeshauptstadt Berlin genauer unter die Lupe nehmen.

    Und weil auch Weihnachtsmärkte eine große Tradition haben, war sie zusammen mit anderen acht AustauschschülerInnen bereits auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt sowie dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt.

    Nachdem Perla schon seit fast drei Monaten in Deutschland wohnt, ist die Sehnsucht nach ihrer Familie, Mama Perla und Papa Francisco, den Brüdern Patxi und Bryan sowie ihren Freunden verständlicherweise groß.

    Was sie aber auch vermisst: „Die Sonne! Hier ist es sooft bewölkt oder neblig. Ich habe schon beanstandet, dass die Sonne nicht genügend scheint und sie nur selten da ist“, so die Schülerin. Vielleicht kommt da Weihnachten gerade recht.

    Denn der Ablauf der Festtage unterscheidet sich nur in einigen Punkten: Wie auch in Deutschland steht die Familie in der Dominikanischen Republik ganz oben auf der Tagesordnung. „Alle Verwandten meiner Eltern treffen sich und wir haben normalerweise ein gemeinsames großes Essen“, macht Perla deutlich, dass das leibliche Wohl in ihrer Heimat eine ebenso hohe Bedeutung hat.

    Daneben gehe es in den Dominikanischen Familien sehr lustig zu. „Es werden viele Witze gemacht und ein bisschen getanzt“, schwärmt sie von der karibischen Lockerheit. Und am nächsten Tag geht es nicht zum Schlittenfahren oder zum Winterspaziergang. Nachdem die Temperaturen ganzjährlich, also auch an Weihnachten, tagsüber durchschnittlich bei etwa 30 Grad liegen, führt der gemeinsame Weihnachtsspaziergang vielmehr an den Juan Dolio-Strand, der von ihrem Zuhause etwa eine Autostunde entfernt ist. Im 26 Grad warmen Atlantik ist dann gemeinsames Baden und Plantschen angesagt. Da kann der Galgenfeldsee am Mooswäldchen freilich nicht mithalten. Der zweite Weihnachtsfeiertag ist auf dem Inselstaat derweil unbekannt.

    „Ich liebe fast alles – bis auf das Wetter.“

    Perla Medina (18), Austauschschülerin

    Gibt es in ihrer Heimat eigentlich einen Weihnachts- oder vielleicht sogar einen geschmückten Palmenbaum? „Palmenbaum nein, Weihnachtsbaum ja. Im Wohnzimmer wird er aufgestellt“, lacht Perla, räumt aber ein: „Er ist allerdings aus Plastik, da in der Dominikanischen Republik keine echten Nadelhölzer wachsen.“

    Und wie schaut es aus mit Geschenken? Auch die gibt es. Allerdings können sich nur die Kinder richtig freuen, wenn sie von ihren Eltern etwas bekommen. „Die Kinder schenken aber nichts ihren Geschwistern oder Eltern oder Großeltern“, erklärt sie. Dafür ist in den Schulen das „Wichteln“ sehr beliebt.

    Insgesamt ist Perla mit ihrer Entscheidung, Deutschland besser kennenzulernen, und ihrem Aufenthalt in Haßfurt „sehr zufrieden.“ Natürlich gebe es „teilweise schon große Unterschiede.“ Etwa der Umgang der Menschen miteinander. Wenn sich in der Dominikanischen Republik Menschen begrüßen, umarmen sie sich. „Wir haben mehr Körperkontakt. In Deutschland ist es eher eine Begrüßung mit wenigen Berührungen“, verweist sie auf das einfache Händeschütteln.

    Doch die positiven Eindrücke überwiegen bei der 18-Jährigen. „Das Essen ist sehr gut, und die Menschen hier sind sehr sympathisch.“ Deshalb lautet grinsend ihr Fazit: „Ich liebe fast alles – bis auf das Wetter.“ Ein Sonderlob gibt es zum Schluss für ihre Gastfamilie, die „einfach supernett“ ist. Durch Doris Otminghaus und Gerhard Barfuß hätten sich auch ihre Deutschkenntnisse wesentlich verbessert.

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