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Wo Shiva auf Buddha trifft

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Wo Shiva auf Buddha trifft

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    Meditative Musik strömt aus den Lautsprechern. Die Gäste blicken zur riesigen Leinwand, auf der in schnellen Bildwechseln die Schönheit Nepals in ihrer religiösen und ethnischen Vielfalt erscheint. Das intensive Leben in der gewaltigen und oftmals kargen Bergwelt spiegelt sich in den Augen der Hirten, der Bauersfrauen oder der fröhlichen, neugierigen Kinder wider.

    Im März 1999 kommt Dieter Glogowski mit seinem Fotoassistenten Tobias Hauser ins kleine landumschlossene Königreich Nepal, das in Südasien zwischen Indien im Süden und Tibet im Norden liegt. Ihr ersten Ziel: die Hauptstadt Kathmandu. Im Gepäck haben die beiden 300 Filme, rund 40 Kilo Kameraausrüstung und im Kopf die Vision einer Begegnung der besonderen Art: Sie wollen zusammen mit Sadhus, also den heiligen Yogis und Asketen des Hinduismus zum hinduistisch-buddhistischen Heiligtum Muktinath pilgern. "Dort gibt es eine brennende Wasserquelle, die diesen sprituellen Ort erschafft", erklärt Glogowski vor der riesigen Leinwand.

    Das Feuer im Wasser könnte durch eine Erdgasquelle, die per Blitzschlag entzündet wurde, entstanden sein. Muktinath wurde heilig, weil sich dort seitdem alle fünf Elemente, also Wasser, Feuer, Erde, Luft und der Äther oder spirituelle Raum vereinigen sollen.

    Die beiden machen sich zunächst auf den Weg zu Nepals heiligster Tempelanlage Pashupatinath ins Reich der Sadhus. Glogowski weilt seit mehr als 20 Jahren in der Himalayaregion und Freundschaften sind auch zu Sadhus wie Mahabir-Baba entstanden. Der 60-Jährige willigt ein und kommt zusammen mit zwei weiteren Sadhus, einer davon 82 Jahre alt, auf die Pilgerreise durch West-Nepal zur heiligen Stätte Muktinath mit.

    Bevor die Pilgerreise der Gruppe beginnt, bemalen sich die befreundeten Sadhus das Gesicht mit roten und weißen Farben, die die verehrten Götter symbolisieren.

    Und noch etwas ist unverzichtbar und darf auf der Reise nicht fehlen. Ihr Vorbild Gott Shiva wird zudem mit langen Haaren und vor allem haschischrauchend dargestellt. "Das Rauchen der Haschischpfeife gehört deshalb auch zum täglichen mehrfach zelebrierten Ritual", macht Nichtraucher Glogowski deutlich. Während er auf der Reise morgens seinen Kaffee trinkt, rauchen seine Freunde ein Pfeifchen.

    Die Gruppe sitzt dann bald auf dem Dach eines Busses, um gegebenenfalls abspringen zu können. Das alte Gefährt mit den mehrfach geflickten Reifen schlängelt nämlich auf einer Serpentinenstraße entlang, an deren Rand es hunderte Meter bergab geht. Das Ziel: der Gorepani-Paß. Der ist nach vielen Stunden und etlichen Reifenwechseln erreicht. Sie genießen die Aussicht, wobei der Eisgipfel des über 8000 Meter hohen Dhaulagiri wie eine Wolke im Sonnenaufgang schwebt.

    Der Genuss währt nur kurz, denn sie steigen 2000 Meter hinab in die tiefste Schlucht der Welt. Zwischen den beiden 8000ern Dhaulagiri und Annapurna hat sich die Schlucht des Kali Gandaki-Flusses in den vergangenen zehn Millionen Jahren eingefräst.

    Orkanstarker Wind weht hier am Nachmittag. Um so größer dann die Entspannung als sie Tatopani, also "heißes Wasser" erreichen. Sie legen an den heißen Quellen einen Extratag ein und vor allem die Sadhus genießen das Waschritual. Die 2,50 Meter langen Haare liegen dann wie Krakenarme auf erwärmten Felsen, um während zwei Stunden geduldigen Wartens zu trocknen.

    Weiter geht's. Die Bettelschalen der heiligen Asekten werden immer wieder von Bauern und anderen Pilgern wie selbstverständlich aufgefüllt, die Essen und Geschirr penibel sauber halten. Und dann erreichen sie den Ort "wo Shiva auf Buddha trifft". Hier vereinigen sich Buddhismus und Hinduismus. Gebetsfahnen hängen in den Bäumen, sie symbolisieren in unterschiedlichen Farben die fünf Elemente und verkünden: "Alle Lebewesen sollen Glück und dessen Ursache erfahren". Die heilige Quelle strömt aus 108 wasserspeienden Kuhköpfen. Die Sadhus unterwandern dreimal die Wasserströme und versinken im reinigenden Bad in Nepals Götterwelt, um auch dadurch irgendwann aus dem Kreislauf von Geburt, Tod, Wiedergeburt herauszubrechen.

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