Die Grippewelle fordert die Rettungsdienste in der Region und die Integrierte Leitstelle (ILS) Schweinfurt aktuell in hohem Maße. Teilweise sind Belastungsgrenzen erreicht. Gerade im Krankentransport ist das Transportaufkommen um ein Vielfaches gestiegen. Hinzu kommt, dass Krankenhäuser voll belegt sind und für neue Patienten einen Aufnahmestopp verfügen, teilweise mehrere Tage am Stück, teilt der BRK-Kreisverband Haßberge mit.
Das Dilemma führt besonders im Krankentransport für Patienten zu längeren Wartezeiten auf einen Transport, für Patienten und Krankentransport-Besatzungen zu weiten Fahrstrecken in entferntere Kliniken und für die Mitarbeiter in der Integrierten Leitstelle zur erschwerten Disposition der einzelnen Transporte. Die Durchführenden im Rettungsdienst haben in Absprache mit dem Zweckverband für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung (ZRF) Schweinfurt und den Kostenträgern deshalb eine Erhöhung der täglich in der Region zur Verfügung stehenden Krankentransportwagen (KTWs) um werktags jeweils zwei und an Samstagen um jeweils ein Fahrzeug beschlossen.
Dieses „Sofortprogramm“, das noch bis zum zum 24. März greift und an dem sich in der Region Main-Rhön mit den Landkreisen Haßberge, Schweinfurt, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und der kreisfreien Stadt Schweinfurt die im Rettungsdienst tätigen Hilfsorganisationen beteiligen, unterstützt auch der BRK-Kreisverband Haßberge an zwei Tagen mit einem zusätzlichen Fahrzeug. Gerade in der angespannten Situation, in der natürlich auch Rettungskräfte krankheitsbedingt verstärkt ausfallen, bedeutet das eine zusätzliche Herausforderung.
„Wir sind unseren Mitarbeitern, die sowieso schon hohen Belastungen in der täglichen Rettungsdienstarbeit ausgesetzt sind, dankbar, dass sie zusätzliche Dienste auf sich nehmen“, sagt Christoph Grimmer, Rettungsdienstleiter beim BRK-Kreisverband Haßberge. „Das kommt vor allem den Patienten im Krankentransport zugute.“ Dieses zusätzliche Engagement beweise nach seinen Worten, dass die BRK-Mitarbeiter hohes Verantwortungsbewusstsein zeigen und in der aktuell angespannten Situation eigene Interessen zurückstecken. Die Notfallrettung, so Grimmer, sei trotz der derzeit widrigen Gesamtumstände keinen Einschränkungen unterworfen. Rund um die Uhr stehe an den Rettungswachen in Haßfurt, Ebern, Eltmann und Hofheim jeweils ein Rettungswagen sowie an den Standorten Haßfurt, Ebern und Hofheim zudem ein Notarzteinsatzfahrzeug zur Verfügung.
Zweimal stellte das BRK Haßberge in dieser Woche schon einen zusätzlichen KTW von 14 bis 21 Uhr in Dienst. Regulär sind jeden Wochentag in den Haßbergen drei Krankentransportwagen im Dienst. Zwei von der Rettungswache Haßfurt in der Zeit von 8 bis 14.30 Uhr sowie von 9.30 bis 18 Uhr und einer von der Rettungswache Ebern von 8 bis 16.30 Uhr. Im gesamten Leitstellenbereich sind es tagsüber rund 25 Krankentransportwagen.
Bereits seit Anfang März ist die Verteilung von Patienten in den größeren bayerischen Städten problematisch: Kliniken mussten Interdisziplinäre Notaufnahmen aufgrund fehlender Bettenkapazitäten abmelden. Problematisch an der Situation sei, dass Patienten durch den Rettungsdienst nicht immer zeitnah einer klinischen Behandlung zugeführt werden könnten, die Rettungsleitstellen der jeweiligen Rettungsdienstbereiche müssten teilweise mehrere Minuten lang mit Telefonaten verbringen, um ein freies Bett in einem Krankenhaus für einen Patienten abzuklären, heißt es dazu in einer Mitteilung der BRK-Landesgeschäftsstelle in München. Fahrzeuge des Rettungsdienstes müssten verhältnismäßig lange Fahrtstrecken zurücklegen, um einen Patienten in ein Krankenhaus in einem größeren Einzugsbereich zu transportieren.
„Auch die Krankenhäuser im ländlichen Gebiet dünnen mit ihren Kapazitäten immer mehr aus, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese Krankenhäuser ihre Aufnahmen schließen und somit die Patientenversorgung zwangsläufig ablehnen“, so der Leiter Rettungsdienst in der BRK-Landesgeschäftsstelle, Thomas Stadler. „Wir sind dann gezwungen, längere Transporte durchzuführen und sogenannte Zwangsbelegungen durchzuführen.“ Der Rettungsdienst rette einmal mehr die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, so Stadler weiter.
Dies stelle nicht nur Patienten vor ein großes Problem, sondern auch zunehmend Mitarbeiter des Rettungsdienstes und der Integrierten Leitstellen: Mitunter gehe viel Zeit verloren, bis ein Patient einer notwendigen Behandlung zugeführt werden kann und das jeweilige Rettungsfahrzeug der Leitstelle für einen neuen Einsatz wieder zur Verfügung steht.
Die Folge sei ein Stau von Einsätzen aufgrund blockierter Rettungsmittel, immer mehr Fahrzeuge, die den Leitstellenbereich für einen Patiententransport verlassen müssen und eine insgesamt deutlich längere Prähospitalzeit für Patienten. In mehreren Regionen Bayerns sind nach Mitteilung der BRK-Landesgeschäftsstelle bei den Behörden und Kostenträgern bereits Anträge zur Vorhalteerhöhung von Rettungsmitteln gestellt worden.
„Diese Situation ist im Moment untragbar für das Hilfeleistungssystem in Bayern“, mahnt BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk. „Die zunehmende Auslastung der Krankenhäuser mit Bagatellfällen wie Husten, Schnupfen und Heiserkeit sorgen derzeit für eine kritische Situation in der klinischen Versorgung in Bayern. Wir fordern eindringlich auf, die Notaufnahme nur dann aufzusuchen und den Rettungsdienst nur dann zu alarmieren, wenn dies auch wirklich unabwendbar ist.“ Bei leichten Beschwerden sollte immer zuerst der kassenärztliche Notdienst über die Notrufnummer 116 117 angerufen werden, so das BRK.
Stärk ist allen Mitarbeitern im Rettungsdienst, in den Leistellen und in den Notaufnahmen für ihren besonderen Einsatz in dieser kritischen Situation dankbar.
Die angespannte Situation macht auch nicht vor dem Zuständigkeitsbereich der ILS Schweinfurt halt, die auf einer Gesamtfläche von knapp 4000 Quadratkilometern für 431 300 Einwohner zuständig ist. Überfüllte Notaufnahmen in den Krankenhäusern, verstärkte Verlegungshäufigkeit von Patienten von Klinik zu Klinik und jahreszeitbedingtes, hohes Krankentransportaufkommen fordern alle Beteiligten.
Es werde derzeit eine zunehmende Verlagerung der Krankentransporte in den Nachmittag und Abend hinein festgestellt, bestätigt Stefan Pabst, stellvertretender Geschäftsführer des ZRF Schweinfurt. Wobei es gleichzeitig in den Vormittagsstunden keine Entlastung gibt. Hinzu komme, dass seit Wochen verstärkt ganze Krankenhäuser aufgrund eigener Krankheitsausfälle keine neuen Patienten aufnehmen könnten und sich deshalb bei der ILS abmeldeten. Das wiederum führe in der Notfallrettung und im Krankentransport zu deutlich längeren Fahrzeiten der Einsatzfahrzeuge in weiter entfernte Kliniken, weiß auch Rettungsdienstleiter Christoph Grimmer.
Deshalb hat die ILS Schweinfurt gemeinsam mit den Hilfsorganisationen schnell auf die angespannte Situation reagiert und eine Vorhalteerhöhung beim Zweckverband und den Kostenträgern beantragt. So stehen bis 24. März werktags in den Bereichen Haßberge, Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld zusätzlich zwei Krankentransportwagen zur Verfügung, an den Samstagen ein zusätzlicher KTW für die gesamte Region. Christoph Grimmer dankt allen haupt- und ehrenamtlichen BRK-Rettungsdienstmitarbeiten in den Haßbergen für ihren hohen persönlichen Einsatz und die Übernahme zusätzlicher Dienste.
116 117 oder 112 - wann ist welche Nummer die richtige? Fieber, starker Husten, Magen-Darm-Infekt? Der ärztliche Bereitschaftsdienst hilft! Außerhalb der Sprechstunden der Hausärzte steht Patienten unter der Telefonnummer 116 117 der ärztliche Bereitschaftsdienst zur Seite, der Anrufer an den diensthabenden Arzt in der Nähe weitervermittelt. Bei Bedarf macht der Arzt auch Hausbesuche. Dort sollte man immer dann anrufen, wenn aufgrund einer plötzlichen Erkrankung der Besuch eines Hausarztes notwendig wäre, der eigene Hausarzt aber gerade keine Sprechstunde hat. Zum Beispiel bei hohem Fieber, starkem Reizhusten, heftigen Grippe-Symptomen etc. hilft der ärztliche Bereitschaftsdienst weiter. Wenn es sich um einen akuten und womöglich lebensbedrohlichen Notfall handelt, beispielsweise starke und plötzliche Schmerzen in der Brust, stärkste, bislang nicht gekannte Kopfschmerzen, Verdacht auf einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder beispielsweise bei starken Blutungen, akuter Atemnot, Bewusstlosigkeit und Verkehrsunfällen mit Verletzten wählt man sofort den Notruf 112. Unter der 112 erreicht man die Integrierten Leitstellen (für unseren Bereich ist das die zuständige ILS Schweinfurt), die bei akuten, lebensbedrohlichen Notfällen umgehend den Rettungsdienst und bei Bedarf auch einen Notarzt mit alarmieren. Übrigens ist unter der 112 nicht nur der Rettungsdienst, sondern auch die Feuerwehr zu erreichen.