Das Abi in der Tasche: Und was kommt jetzt? „Jetzt reise ich erst einmal für zwei Wochen durch Europa. Danach arbeite ich als Ferienbeschäftigter, um ein wenig Geld zu verdienen. Im September fange ich dann ein Duales Studium mit Fachrichtung BWL bei einem deutschen Automobilzulieferer in Bamberg an, wobei das Studium in Stuttgart ist.“
Keine Frage: Nicolas Krug hat den Start in den neuen Lebensabschnitt nach bestandenem Abitur perfekt geplant – zumindest kurz- und mittelfristig. Der 18-Jährige aus Ebelsbach, der ebenso wie 159 andere Mitschüler und Freunde am Freitagnachmittag aus den Händen von Oberstudiendirektor Max Bauer sein Abiturzeugnis erhielt, ist einerseits froh, dass die Schulzeit nun endgültig vorbei ist. Doch er will sie auch nicht missen. Schon gar nicht die Jahre am Gymnasium.
Er habe 2007 „die richtige Entscheidung“ getroffen, von der Ebelsbacher Grundschule nach Haßfurt überzutreten. „Einerseits wegen der umfangreichen Ausbildung der Lehrer in Allgemeinwissen, Charakter und Umgang mit Problemen, anderseits wegen den guten Möglichkeiten der Allgemeinen Hochschulreife im Hinblick auf Studium“, betont er.
Nicolas hat einen Schnitt von 2,0 erreicht, womit er natürlich sehr zufrieden ist. „Das Abitur ist im Endeffekt gut gelaufen. Die Abiturprüfungen waren doch nicht so weltbewegend wie zuvor gedacht“, blickt er auf die letzten Wochen und Monate zurück. Die schriftlichen naturwissenschaftlichen Prüfungen seien zwar „ziemlich schwer“ gewesen, dennoch waren Arbeiten in Deutsch und Mathematik „lösbar.“
Persönlich fiel Physik „schwerer aus als gedacht, da in diesem Jahr das Physikabitur umfangreicher und im Vergleich zu den Vorjahren anspruchsvoller in den Fragen war.“ Deutsch war seiner Meinung nach vergleichsweise einfach gestellt. „Obwohl manche Schüler immer ihre persönlichen Stärken in den Fächern haben, was die objektive Betrachtung der Prüfungen schwierig erscheinen lässt“, fügt er hinzu.
Ob das G8 gut war oder das G9 besser gewesen wäre, ist für ihn schwierig zu beantworten. „Ich persönlich bin mit dem achtjährigen Gymnasium vollkommen zufrieden“, sagt er und kann „die Diskussionen über massiven Stress der Kinder“ nicht verstehen. „Natürlich nimmt die Schule schon einen großen Teil deiner Zeit in Anspruch. Dennoch sollte jeder Schüler die Schule und das Abitur nicht als unlösbare Aufgaben betrachten, denn das sind sie nicht.“ Man müsse selbst feststellen, ob mehr Lernaufwand nötig ist, oder nicht.
Tendenziell hat Nicolas Krug in den Jahren am Gymnasium „mehr gelernt als nötig. Mit dem G9 scheint zwar mehr Zeit für die Schüler eingeplant zu sein, trotzdem darf nicht vergessen werden, das viele Lerninhalte vom Lehrplan gestrichen wurden.“ So gleiche sich das System G8/G9 „im Endeffekt für die Schüler aus, wobei die politischen wirtschaftlichen Vorteile mit dem G8 zum Tragen kommen.“
Durch Europa tourt Nicolas nicht alleine. Auch Freundin Christina Dünisch, die ihr Abitur mit einem Schnitt von 2,1 ablegte, will einige neue Länder besser kennenlernen. Erst Mitte September beginnt auch für sie der Start ins Berufsleben mit einer Ausbildung zur Europasekretärin in Würzburg. „Es ist insgesamt gut gelaufen, obwohl es einige Hürden zu überwinden gab“, lässt die junge Frau aus Sailershausen die verschiedenen Prüfungen Revue passieren und nennt das Mathe-Abitur. „Das fiel mir auch am schwersten“, räumt sie ein.
Vergleichsweise einfach fand Christina Dünisch die schriftliche Englischprüfung, „da mir Sprachen liegen.“ Und wie hat sie sich vorbereitet? „Völlig unterschiedlich“, sagt die 18-Jährige. Für Mathe startete sie mit dem intensiven Lernen beispielsweise bereits einen Monat zuvor. Für Deutsch hingegen nahm sie sich „nur ein paar Tage Zeit, da es einen unbekannten Text zu bearbeiten galt.“
Ebenso wie ihr Freund Nicolas war für Christina die Entscheidung für das Gymnasium richtig. „Es bietet mir einfach viele Möglichkeiten für die Zukunft im Hinblick auf das Studium und andere Weiterbildung.“ Dass es durchaus „stressige Zeiten, gerade in der Oberstufe“ gab, streitet sie nicht ab. „Trotzdem bin ich gut zurechtgekommen und habe mir meine Zeit sinnvoll eingeteilt, sodass sich der Stress einigermaßen im Rahmen hielt. Die Schule hat mich gefordert, aber auch gefördert.“ Die Streitereien über G8 und G9 könne sie nachvollziehen, „da uns nur acht Jahre blieben, um den Stoff zu lernen, den andere Schüler in neun Jahren durchnehmen.“ Trotzdem sei das G8 „in Ordnung. Schließlich kannte ich es ja nicht anders.“
Sehr bescheiden klingt es bei Sophia Rein, wenn sie von „ganz viel Glück“ spricht, dass bei ihr „reingespielt“ habe. Doch das „Glück“ in den letzten Jahren, stets „gute Lehrer und immer faire Klausuren und Abfragen“ zu haben, ist sicher nicht der einzige Grund, warum die Haßfurterin ebenso wie die beiden Zeiler Mai Tran und Carolin Hümpfner den makellosen Traumschnitt von 1,0 erreicht hat. „Na ja, mich haben außerdem mehr Fächer interessiert, als in den Jahren davor, weil man spezialisierter wählen konnte. Ich hatte Deutsch, Mathematik, Englisch, Geschichte-Sozialkunde und Spanisch als Abiturprüfungsfächer. Vor allem die Sprachen haben mir schon immer besonders viel Spaß gemacht“, macht sie deutlich.
Trotz des hervorragenden Endes ihrer Schulzeit blickt Sophia Rein nachdenklich zurück: „Während der Schulzeit hat man viel einfach so hingenommen wie es war.“ Erst jetzt werde ihr „bewusst, wie vollgestopft an Schule, Wissen und Lernen die letzten Jahre waren.“ Und jetzt merke sie zudem, dass die letzten zwei Jahre „unglaublich schnell vergangen“ sind und sie „kaum Zeit hatte, mir die Frage zu beantworten was danach kommt.“
Dennoch hat die 18-Jährige ebenso wie Nicolas Krug und Christina Dünisch ihre Ziele fest vor Augen: erst eine Interrail-Reise mit Freundinnen durch Europa, ganz klassisch einen Monat mit Rucksack unterwegs sein „und die Welt ein bisschen entdecken.“ Danach Medizin-Studium und in ihrem Beruf dann „möglichst vielen Menschen helfen.“
Ihr größter Tipp für nachfolgende Abiturienten ist es, sich nicht zu sehr von Noten unter Druck setzen zu lassen. „Man muss immer im Hinterkopf behalten, dass der Abiturschnitt am Ende auch nur eine Zahl ist, die keine Aussagekraft über den Wert einer Person hat.“