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NASSACH: „Ziebeleskäs“ für die Königsmutter

NASSACH

„Ziebeleskäs“ für die Königsmutter

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    Wenn im Juni in Stockholm Prinzessin Victoria von Schweden und Daniel Westling vor den Traualtar treten, dann dürfte an diesem Ereignis Nassach besonders Anteil nehmen, denn die Ortschaft hat einen besonderen Bezug zum schwedischen Königshaus: Die Großmutter der Prinzessin war in ihrer Kindheit oft in der Gemeinde zu Gast.

    Ernst Schwappach lacht und schaut fast ehrfürchtig auf das Bild vor ihm auf dem Tisch: „Die Kinder des Herzogs gingen bei uns ein und aus. Oft hat meine Oma Auguste erzählt, wie sie zusammen spielten.“ Auf dem Bild aus dem Jahr 1927 ist die herzogliche Familie von Sachsen-Coburg und Gotha zu sehen, die fünf Kinder, der Herzog und seine Frau. Was führte den Herzog aber in die kleine Ortschaft? Was viele nicht mehr wissen: Nassach gehörte bis Ende Juni 1920 zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, sagt Schwappach. Erst seit genau 90 Jahren ist Nassach bayerisch.

    Und wie es zu dieser Zeit üblich war, kam der Herzog mehrmals im Jahr zu einer Visite in seine Ortschaften, und eben auch nach Nassach. Gemeinde, Schule und Kirche wurden inspiziert. Angereist aber kam er mit Kindern, darunter auch seine Tochter Sibylla, die spätere Frau des schwedischen Erbprinzen Gustav Adolf und Mutter des jetzigen schwedischen Königs Carl Gustaf.

    Wie Ernst Schwappach berichtet, hatten schon seine Vorfahren immer in Briefkontakt mit dem Herzog gestanden. Und so kam es auch, dass der Herzog bei den Visitationen seine Kinder für die Zeit des Aufenthalts in der Ortschaft bei den Schwappachs abgab, bei Ernst Schwappachs Großmutter Auguste.

    Und die erzählte ihrem Enkel oft von den Besuchen des herzöglichen Nachwuchses. Sie erinnerte sich gerne daran, dass die Kinder am liebsten Brot mit „Ziebeleskäs“ und darauf Marmelade gegessen hatten. „Vermutlich war das für die Kinder, die eigentlich nur feinste Sachen gewohnt waren, etwas ganz Besonderes“, sagt Schwappach und lacht. Aber nicht nur den Kindern schmeckte es. „Wie Oma Auguste erzählt hat, hat auch der Herzog selbst beim Abholen der Kinder immer noch ein Brot mitgegessen“, so Schwappach.

    Die Kinder spielten gemeinsam, hatte Oma Auguste immer berichtet. Und oft war die kleine Ida aus Nassach dabei, die Großmutter von Bürgermeister Dieter Möhring, berichtet Schwappach. Mit Ida hatte die Mutter von Schwedens König Carl Gustaf immer gerne gespielt, denn sie hatten das gleiche Alter. Aber nicht nur von Sibylla erzählte Oma Auguste ihrem Enkel Geschichten, sondern auch über andere Verbindungen zum Herzog: Der nämlich lagerte seinen Wein im Keller der Schwappachs. In früheren Jahren wurde in Nassach nämlich auch Wein angebaut.

    Der Herzog war den Schwappachs auch über das Jahr 1920 hinaus verbunden, als Nassach schon bayerisch geworden war. So hatte Anfang der 1920er Jahre der Herzog an den Großvater von Ernst Schwappach geschrieben, dass er seinen Wagenpark verkleinern wolle und schenkte ihm einen Wagen, einen so genannten Jagdwagen, eine Kutsche mit Platz für zehn Personen. An dieses Gefährt kann sich Ernst Schwappach noch ganz genau erinnern: „Er hatte dunkelblauen Bezug und eine sehr gute Federung.“ Wenn man größere Touren unternahm, fand darin die ganze Familie Platz, erzählt Ernst Schwappach.

    Es gibt viele Erinnerungen, die Schwappach von seiner Oma Auguste zusammengetragen hat. Und es ist ihm wichtig, dass diese auch der Nachwelt erhalten bleiben, „damit dieses Stück Heimatgeschichte nicht verloren geht“. Und so werden viele Nassacher die Hochzeit von Victoria wohl in einem ganz anderen Licht sehen, ist Schwappach sicher. Denn deren Großmutter spielte ja vergnügt in der Gemeinde und ließ sich „Ziebeleskäs“ schmecken.

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