Wie kommen Menschen, überwiegend Mädchen oder junge Frauen, dazu, nicht mehr essen zu wollen? Und trotz materiellen Überflusses innerlich und später körperlich zu verhungern? Ist es ein Hilfeschrei an die Umwelt?
Der Film will zeigen, wie die Patientinnen mit Therapie, Flamenco-Kurs, gemeinsamem Kochen, Schattenspielen und sinnlichen Bildern ins Leben zurückfinden sollen. „Ich bin da, es müssen alle merken, dass ich da bin“, ist einer der im Gedächtnis bleibenden Sätze des Films.
Knapp zur Hälfte gefüllt war das Filmtheater an dem Abend. Die Besucher, überwiegend junge Mädchen und Mütter, verfolgten aufmerksam den Film. Zeitweilig herrschte „Totenstille“ im Saal.
Zu Beginn der Filmveranstaltung hatte Sozialpädagoge Günter Feiler von der Suchtberatungsstelle der Caritas in Haßfurt die Anwesenden aufgefordert, auf ihre Gefühle und Gedanken während des Films zu achten. Gemeinsam mit Sozialpädagogin Jessica Dellert stand er im Anschluss zu einer Gesprächsrunde zur Verfügung.
Schweigen im Kino
Ebenso still, wie der Film angeschaut wurde, verließen die meisten Besucher am Ende das Kino. Judith Wagenhäuser (15) aus Haßfurt, die mit ihrem Vater am Gespräch teilnahm, meinte auf die Frage nach ihrem Empfinden, „einfach nur traurig“. Sie selbst habe mit dem Essverhalten keine Probleme, auch in ihrem Freundeskreis „ist niemand derart erkrankt“. Die Schülerin wolle dem entgegenwirken, damit „es nicht so wird, wie im Film gesehen“.
Besorgt bekannte sie, dass es für sie und andere Mädels sehr wichtig sei, „immer gut auszusehen“ und dass sie „viel Aufwand dafür betreiben“. Ob das auch zur Sucht ausarten könne, fragte sich Judith.
Ihr Vater erklärte sich die geringe Bereitschaft zur Diskussion mit der „allzu großen Betroffenheit der Anwesenden“. Eine 17-jährige Haßfurter Schülerin, die auf Wunsch der Mutter nicht genannt werden soll, gab bereitwillig Auskunft über ihre Erkrankung und den siebenwöchigen Klinikaufenthalt. Ihre Mutter sagte später mit sorgenvollem Blick: „Sie wäre fast gestorben!“
Zu den möglichen Ursachen sagte die Frau, dass die „Reizüberflutung in der Gesellschaft und der Druck, dass alles immer schneller und besser“ werden müsse, von den Mädchen nicht verkraftet würde. Negativen Einfluss übe auch das Fernsehen aus, da waren sich alle Gesprächspartner einig. „Sendungen wie Topmodel sind ganz schlimm“, war von einer Mutter zu hören.
Koordiniert hatten die Veranstaltung der Caritasverband Haßberge und die Volkshochschule Haßberge, unterstützt vom Capitol Theater in Zeil.
Im Blickpunkt
Informationen und Auskunft zu Essstörungen gibt es bei der Suchtberatungsstelle der Caritas, beim Jugendrotkreuz Haßfurt, beim Sozialen Dienst des Landratsamtes Haßberge sowie beim Gesundheitsamt Haßfurt.