Sandstein vom Main ist in den Blickpunkt von Filmemachern aus München geraten. „Das Gold des Mains“, wie der Mainsandstein zuweilen bezeichnet wird, macht Karriere im Fernsehen. Eine Sendung der Samstagsserie „Zwischen Spessart und Karwendel“ wird dem Naturmaterial gewidmet sein. Am 7. November läuft sie im Bayerischen Fernsehen.
Vor den Kameraaufnahmen stand die Recherche. Ein Familienunternehmen wurde gesucht, das über mehrere Generationen von der Arbeit am Stein lebt. Über Zeitungsberichte, unter anderem in der Heimatzeitung, kam der Fernsehjournalist Dr. Ralph-Jürgen Schoenheinz auf Zeil, die Steinhauerstadt mit langer Tradition. In Zeil fand er keine Mitspieler für seinen Film, aber auf der anderen Mainseite hatte er Glück. Familie Reinhart in Untersteinbach war mit beiden Unternehmen, dem Steinmetz- und Natursteinbetrieb Alexander Reinhart sowie dem Bildhaueratelier Manfred Reinhard, dabei.
Bei den Reinharts im Steigerwald trifft der Fernsehjournalist mit Kameramann Hans Fischer und seinem Team genau die Familie, die dem Konzept der Sendung entspricht, weil sie die Sandsteintradition in der Region verkörpert. Mehrere Familienmitglieder sind über zwei Generationen mit dem Naturmaterial beschäftigt. 1962 hat Vater Winfried Reinhart den Betrieb gegründet. Seit 1999 führt Sohn Alexander Reinhart das Unternehmen. Schwiegertochter Martina arbeitet im Büro und erledigt alles, was die Arbeiten mit sich bringen, von Fensterbänken und Treppen über Bodenbeläge und Küchenarbeitsplatten bis hin zu Fassadenverkleidungen und Restaurierungen. Tür- und Fenstergewände in Sandstein am Haßfurter Ärztehaus, eine Sitzgruppe aus Naturstein auf dem Kirchplatz in Sand sowie Außentreppe und -mauer der Sander Kirche, auch der Boden und die Außenmauer am Pfarrheim von Wonfurt sind Beispiele von öffentlichen Arbeiten des Betriebs. Das Unternehmen beschäftigt zehn Mitarbeiter und einen Auszubildenden. Beim Besuch des Filmteams stehen für Reinhart Arbeiten im Grabmalbereich auf dem Tagesplan. Passend, denn der Film befasst sich unter anderem mit dem Thema Friedhof und der Verwendung von Sandstein. So begleitet das Team den Steinmetz nach Ebrach, wo Reinhart einen Kundenauftrag auf dem Friedhof erledigt.
Am nächsten Tag wird der zweite Sohn von Reinhart Senior, der Künstler Manfred Reinhart, bei der Arbeit gefilmt. Treffpunkt ist am Vormittag im Atelier. Aktuell hat der Bildhauer am Modell für eine Skulptur zu tun, der er den Titel „Equilibrio“ geben will. Der spektakuläre Transport des Kunstwerkes vom Obergeschoss des Ateliers mit Kran und Stapler in das Werkstattgebäude nebenan ist für das Kamerateam die willkommene Gelegenheit, alles festzuhalten. „Sandstein hat seine Grenzen“, erklärt Reinhart, „das Versetzen ist eine diffizile Sache bei so einem Torso, Arm oder Bein könnten beispielsweise brechen“. Vater Winfried ist stolz darauf, dass seine Söhne die Familientradition fortsetzen.
Am Nachmittag fährt Reinhart mit den Filmleuten auf die andere Seite des Mains, in die Haßberge. Dort will er die „Heilige Familie“, eine Dreiergruppe aus Schönbrunner Sandstein, imprägnieren. 2009 hat er sie geschaffen und vor der Kirche aufgestellt. „Durch den nebenstehenden Baum hat die Gruppe Patina angesetzt und muss neu imprägniert werden“, erklärt der Bildhauer.
Im Drehbuch ist auch ein „klassisches Gebäude“ aus regionalem Sandstein vorgesehen. Um das zu finden, wandte sich Schoenheinz an den „Staahaber“ Heinrich Weisel, Historiker aus Zeil, der ihn auf die ehemalige Vetter-Villa in Eltmann sowie auf Willi Lediger, den Leiter des Heimatmuseums, aufmerksam macht. Lediger kann viel erzählen über die einstigen Steinfürsten seiner Stadt, über viele Gebäude, an denen Sandstein von hier verbaut wurde und über die schwere Arbeit in den Steinbrüchen vor Jahrzehnten.
In der Vetter-Villa, die sich im Privatbesitz befindet, scheint an diesem Nachmittag nur der Hund daheim zu sein. Niemand öffnet der mit großem Mikro und Kamera unschwer als Filmteam zu erkennenden Gruppe. Der Blick durch das eiserne Gittertor auf das imposante Gebäude aus Sandsteinquadern beeindruckt dennoch und gibt Gelegenheit, den beiden Steinfüchsen Winfrid Reinhart und Willi Lediger zuzuhören.
Was sie von der staubigen Arbeit einst und der Entwicklung der Region erzählen, wird neben vielen interessanten Details im Film zu sehen und zu hören sein.