Reitmeier ist Vizepräsident des größten Kaufhauses in Bangkok und hat im thailändischen Fernsehen eine eigene Kochshow, in der er mit Stars und Sternchen am Herd steht. Für die Sendung „Galileo“ des Fernsehsenders Pro7 war er kürzlich als unerschrockener Testesser auf thailändischen Märkten unterwegs um die absonderlichsten Gerichte der Thai-Küche aufzuspüren und zu probieren.
Dem Albertshöfer war schon klar, dass er sich auf eine besondere Härteprobe einließ, denn dass man in Asien fast alles was krabbelt mittels Wok oder Friteuse in essbare Nahrung verwandelt, war ihm bekannt. Für den kulinarischen Härtetest stattete er sich mit einer Flasche Wasser (zum Mund ausspülen) und einer Flasche Magenbitter aus (um den Magen wieder zu versöhnen). Auf Platz neun im Ranking der schlimmsten Speisen für außereuropäische Mägen kamen bei Nick Reitmeier so genannte „1000-jährige Eier“. 1000 Jahre haben sie zwar nicht auf dem Buckel. Aber immerhin werden sie für drei Monate luftdicht eingeschlossen in Kalk, Asche und Salz. Der Geruch sei zwar ekelerregend, aber das Ei könne man essen, versichert Reitmeier.
Platz acht der absonderlichsten Thai-Spezialitäten belegt bei ihm die Stinkfrucht, die ihrem Namen alle Ehre macht. „Es riecht wie eine Käsesocke, die irgendwo drei Monate vergessen wurde“, meint er.
Genießbar scheint auch der Ochsenfrosch zu sein, den die Thais zu tausenden auf den Reisfeldern fangen. 50 Cent kostet der Dreierpack. Und wie schmeckt frittierter Ochsenfrosch, der es auf Platz sieben der Ekelliste brachte?. „Schmeckt wie eine rösche Schweinekruste.“
Platz sechs vergibt der Koch für die Qualle. Eine Stunde kochen, dann rein in den Wok und mit Salat serviert. Auch ohne die giftigen Tentakel kostet ihn das Probieren Überwindung, denn den gallertartigen Geschmack der gummiartigen Masse mag Nick ganz und gar nicht. Die Kobra, die er als Schlangenhack mit viel Curry und Gemüse serviert bekommt, kann er auch nicht mit Genuss essen. „Würde ich nicht bestellen“, sagte Nick den Fernsehleuten von Galileo.
Zum Nachtisch gibt es Schlangenblut mit Reisschnaps. Das geht gerade noch, aber beim Gallensaft der Schlange passt Reitmeier. Das Glas bleibt unberührt, obwohl Gallensaft angeblich die Potenz steigern soll.
Der nächste Gang der kulinarischen Mutprobe besteht aus Ameiseneiern, die in Thailand dreimal so groß sind wie hierzulande. Die Eiersuppe sieht zwar unserer Bohnensuppe ähnlich, aber die Augen der halbausgeschlüpften Ameisen, die den löffelnden Tester anschauen, seien nicht Jedermanns Sache, räumt Nick Reitmeier ein.
Auf Platz drei der Hitliste kommt der Gammelfisch. Ein Jahr lang wird der Fisch stehen lassen, bis er verrottet ist. Die Kostprobe war hart: „Ich wusste nicht, ob rein oder raus.“ Schnell noch eine rösche Heuschrecke als Vorspeise probiert, dann kommt der frittierte Skorpion an die Reihe. Das anerkennende Lächeln der thailändische Vorkosterin nach dem Biss in den Skorpion kann Nick nicht teilen. „Jetzt habe ich mir den Magenbitter verdient. Der war echt nicht gut.“
Aber es kommt noch schlimmer. Rindernachgeburt ist das Gericht, das Nick Reitmeier auf Platz eins der Ekelliste setzt. Die frische Placenta wird wie Gulasch angebraten und mit Gemüse als Suppe serviert. Für den Helden der Thaiküche offenbar ein Graus, stellt die Fernseh-Sprecherin fest. Nick kaut wie auf Kaugummi. „Meiner Meinung nach nicht zum Essen geeignet“, sagt der Galileo-Testesser am Ende seiner kulinarischen Mutprobe durch die Thaiküche.