Im Pariser Disneyworld hatte sich das junge Paar kennen gelernt. Eine Reise ins Disneyland in Florida sollte ihre Hochzeitsreise krönen. Doch zu Flitterwochen kam es gar nicht, da der Hinflug auf den schrecklichen 11. September gebucht war. Eine Hochzeitsreise, die ins Wasser fällt - sicherlich enttäuschend und bedauerlich. Doch viel ernstere Sorgen musste sich Otty Pralle, Inhaberin des Kitzinger Reisebüros Schmid, um zwei andere Kunden machen: Sie befanden sich am Rockefeller Center, im Herzen von New York, als sie die gigantische Rauchwolke aufsteigen sahen.
Quälende Stunden
Bis Otty Pralle sicher gehen konnte, dass die beiden Touristen unversehrt waren, vergingen quälende Stunden. Von einer "sehr schlimmen Woche" spricht sie und bemerkt bei ihren Kunden Unbehagen gerade vor Reisen in islamische Länder. Ägypten sei das "Angstziel" Nummer eins.
Die wenigsten von Daniela Tiberias Kunden denken derzeit daran, neue Urlaubsreisen zu buchen. Viele kommen in das Reisebüro am Stadtgraben, um sich vor einem Flug über die verschärften Sicherheitsbestimmungen zu informieren: Bis zu vier Stunden vor Abflug müssen die Reisenden sich am Flughafen einfinden; sechs Kilogramm darf das Handgepäck maximal wiegen; Messer, Scheren, Rasierklingen oder Schraubenzieher im Handgepäck sind verboten.
Die Kunden umfassend über die aktuelle Situation informieren zu können, ist das oberste Ziel von Rolf Pralle im "reiseshop". Dass dort, wie auch in den anderen Kitzinger Reisebüros, die ganze Woche relativ wenig los war, schreibt der Geschäftsführer nicht nur den Anschlägen in den USA zu: Mit dem Schuljahresbeginn lassen die Reiseströme nach.
Seit 35 Jahren ist Bernd Rüger im Reisegeschäft, hat die Auswirkungen von Vietnamkrieg, Golfkrise, und Konflikten in Südamerika mitgemacht. "So etwas Gravierendes habe ich noch nie erlebt", beurteilt der Leiter des "Reiselands" die aktuelle Lage. Er erhofft sich eine baldige Entspannung, glaubt aber auch, dass die Flugangst vieler Reisender sich wesentlich erhöht habe. Er rät seinen Kunden, keine Angst zu haben; wenn sie sich nicht wohl fühlen, sollten sie aber besser zu Hause bleiben. Keine Reise musste Tamara Seufert seit jenem Unglücks-Dienstag stornieren, auch wenn USA-Reisen oder -Flüge bis Ende September kostenfrei abgesagt oder auch auf andere Ziele umgebucht werden können.
Die Reiseverkehrs-Kauffrau im Reisebüro "Sunshine" glaubt nicht, dass ihre Kunden durch die Anschläge ihre Urlaubsgewohnheiten ändern und von langen Flugreisen absehen werden: "Kurzfristig haben die Menschen Angst, dann wird alles wieder normal."