Nach einem unfreiwilligen Aufenthalt am Dienstag in Rottendorf (Lkr. Würzburg) stoppte die Polizei den Protestzug von Flüchtlingen am Mittwoch erneut. In Castell (Lkr. Kitzingen) nahmen Beamte wieder Asylbewerber wegen Verstößen gegen die Residenzpflicht fest. In Bayern dürfen Flüchtlinge den Regierungsbezirk, in dem sich ihre Unterkunft befindet, nicht verlassen. Um ihr Bleiberecht einzufordern, marschieren zwei Gruppen von Flüchtlingen von Würzburg und Bayreuth aus nach München.
Bereits am Dienstagabend hatte die Polizei die Demonstranten zu Ausweiskontrollen angehalten. Neun von insgesamt 25 Asylbewerbern nahmen die Beamten wegen Verstoßes gegen die Residenzpflicht vorläufig fest. Weil diese trotzdem nicht in ihre Gemeinschaftsunterkünfte zurückkehrten, griff die Polizei auch am Mittwoch wieder ein. Beamte stoppten den Protestzug in Castell und nahmen neun Demonstranten mit auf die Wache, von denen acht bereits am Dienstag gegen die Residenzpflicht verstoßen hatten. Die Polizisten brachten die Asylbewerber danach zum Bahnhof nach Kitzingen. So wollte man sicherstellen, dass sie dieses Mal tatsächlich in ihre Unterkünfte zurückkehren.
Verstoßen die Asylsuchenden nun erneut gegen die Anweisungen der Polizei, müssen sie mit strengen Konsequenzen rechnen. Auf die Aktivisten kämen dann Bußgelder zu, sagte Harald Hoffmann, Leiter der Polizeiinspektion in Kitzingen.
Unterdessen erklärten die Organisatoren des Protests in einer Pressemitteilung, man lasse sich nicht einschüchtern. Das Recht auf Selbststimmung werde man sich nehmen. Ziel sei, dass alle Flüchtlinge gemeinsam in München eintreffen. Auch von den 30 Flüchtlingen, die am Dienstag in Bayreuth aufgebrochen wurden, wurden sieben festgenommen.
Die Landtags-Grünen kritisierten die Polizeimaßnahmen als überzogen. „Die bayerische Asylpolitik zeigt hier ihr wahres Gesicht“, sagte Margarete Bause, die Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im September. So fordern die Grünen, die kommunal begrenzte Residenzpflicht während der Protestumzüge auszusetzen. Noch weitreichender war die Entscheidung der Abgeordneten Simone Tolle (Arnstein). Sie kündigte an, den Protestmarsch ab sofort zu begleiten. „Ich möchte schauen, dass alles in einem vernünftigen Rahmen stattfindet.“
Auch die nächsten Tage will die Polizei den Protestzug weiter kontrollieren. „So wollen wir sicherstellen, dass die Asylbewerber, die wir zurückgeschickt haben, sich der Gruppe nicht wieder anschließen“, erklärte ein Polizeisprecher. Der weitere Weg der Demonstranten führt Richtung Nürnberg.