wiesentheiD (CH) Eine besondere Verabschiedung wollte Forstdirektor Karl Otto von Deuster als er aus dem aktiven Dienst schied: "Solche Feiern gleichen immer einer Beerdigung ohne Leiche. Deswegen lasse ich mich nicht verabschieden, sondern verabschiede selbst."
Nach 28 Jahren am Forstamt Wiesentheid geht sein Leiter von Deuster, Jahrgang 1942, in die so genannte Freistellungsphase der Altersteilzeit. Amüsante Anekdoten berichtete er aus seinem Leben und fast 38 Jahren Dienst bei der Bayerischen Staatsforstverwaltung: Mit seiner Geburt wurde ihm die Liebe zu Wald und Wiesen in die Wiege gelegt. Als zweiter von drei Söhnen wuchs er im elterlichen Forstbetrieb in Ditterswind bei Maroldsweisach (Landkreis Haßberge) auf.
Nach dem Abitur 1962 in Bad Kissingen schnupperte von Deuster Waldluft bei einem Praktikum. "Vom ersten selbstverdienten Geld habe ich mir eine Axt gekauft", erzählte er, als er seinem Publikum Erinnerungen aus einem alten Berichtsheft preisgab.
An der Universität München machte er 1967 sein Diplom in Forstwissenschaften. Anlass zum Schmunzeln gab von Deuster den Gästen bei seiner Abschieds-Feier, als er ein Erlebnis schilderte, das er einmal im Bayerischen Wald erfahren musste: Bei Walduntersuchungen hatte er sich im Wald verirrt. "Aber ich habe wieder herausgefunden, sonst stünde ich ja heute nicht hier."
"Wiesentheid, Wald, Wein"
Nach Stationen in Bayreuth, Bad Brückenau, Ebern, Bundorf und Regensburg kam von Deuster 1977 an das Forstamt Wiesentheid, das er ab 1984 leitete. "Es ist eine Gnade, wenn man so lange froh und glücklich an einem Ort bleiben darf", sagte der Forstdirektor über seine Zeit in Wiesentheid. "Mein Vorgänger Hermann Büchlein hatte ein gut bestelltes Feld hinterlassen. Sein Vermächtnis habe ich weitergeführt."
Auch Wolfgang Weigl, Leiter der Forstdirektion Würzburg, der selbst einmal Amtsvorstand in Wiesentheid war, konnte den Ort nur empfehlen. "Hier bieten sich die drei berühmten "W's": Wiesentheid, Wald und natürlich Wein." Weigl dankte dem scheidenden Amtsleiter für seine Arbeit, die er mit Fachwissen, Geschick und pragmatischer Sicherheit ausführte. Wiesentheids Bürgermeister Walter Hahn lobte von Deusters Fingerspitzengefühl. Er habe stets das Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie gehalten. "Im Vergleich zu 300 Jahre alten Bäumen mögen 28 Jahre kurz erscheinen, aber dennoch haben Sie hier Spuren hinterlassen."
Forstoberrat Oliver Kröner, der mit den Aufgaben des Forstamtsleiters betraut ist, hofft auf ein baldiges Wiedersehen mit Karl Otto von Deuster: "Sie wissen ja, wann unser tägliches Kaffeekränzchen stattfindet." Das Staatliche Forstamt kam mit der Verwaltungsreform zum Amt für Landwirtschaft Kitzingen. Von dort aus werden die Gemeinde- und Körperschaftswälder betreut und andere Aufgaben wahrgenommen. Die Dienststelle für die momentan 13 Beschäftigten bleibt vorerst in Wiesentheid. Die rund 1000 Hektar Staatswald gehen an den Forstbetrieb Arnstein.