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IPHOFEN: Barbarenschatz in der Sonderausstellung

IPHOFEN

Barbarenschatz in der Sonderausstellung

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    Fahrt über den Rhein: Den Barbaren war es wohl gelungen, größere Wasserfahrzeuge, so genannte Prahme, zu beschaffen. Darauf verfrachteten sie ihre mit Beute schwer beladenen Wagen. Den Nachbau betrachten bei der Ausstellung in Iphofen (von links) Ingrid Knauf, Markus Mergenthaler und Alexander Schubert.
    Fahrt über den Rhein: Den Barbaren war es wohl gelungen, größere Wasserfahrzeuge, so genannte Prahme, zu beschaffen. Darauf verfrachteten sie ihre mit Beute schwer beladenen Wagen. Den Nachbau betrachten bei der Ausstellung in Iphofen (von links) Ingrid Knauf, Markus Mergenthaler und Alexander Schubert. Foto: Foto: Gerhard Krämer

    Während des 3. Jahrhunderts nach Christus drangen germanische Plünderungsgruppen weit ins römische Reich ein. Nicht immer kamen sie mit ihrer Beute zurück, manchmal ging sie aus welchen Gründen auch immer verloren, zum Beispiel bei der Überquerung des Rheins. So wurde 1980 ein einmaliger Schatzfund beim Kiesabbau im Altrhein bei Neupotz entdeckt, der nun als „Barbarenschatz“ seinen Weg von Speyer nach Iphofen ins Knauf-Museum gefunden hat. Aber auch in der Umgebung von Iphofen finden sich überraschenderweise Relikte aus römischer Zeit. Denn auch von Iphofen aus hatten sich „Barbaren“ an den Raubzügen beteiligt.

    Das Knauf-Museum musste den Barbarenschatz natürlich nicht rauben, es bekam ihn vom Museum in Speyer für die Zeit bis 8. November. Es besteht seit etwa zehn Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum der Pfalz in Speyer, wie dessen Geschäftsführender Direktor Alexander Schubert bestätigte.

    Bislang jedoch hätte die Kooperation sich aber auf den Austausch wissenschaftlicher Ergebnisse und auf Leihgaben beschränkt, erläuterte Markus Mergenthaler, Leiter des Knauf-Museums. In Gesprächen im Zusammenhang mit der vorausgegangenen Ausstellung zum Thema Hexenwahn sei dann die Idee entstanden, den Barbarenschatz in Iphofen zu präsentieren.

    Funde auch in der Region

    Die Ausstellung zeigt einen Teil des insgesamt 700 Kilogramm schweren Schatzes, was die Germanen, in diesem Fall wohl die Alamannen, den Römern so alles geraubt haben. Rund eine halbe Million Menschen haben den Schatz schon bestaunt, seitdem er 2006 das erste Mal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist. Das Besondere am dem Fund sei, dass dieser einen Querschnitt durch alltägliche Gebrauchsgegenstände biete, erklärte Schubert. Da sich darunter auch eine frische Münze aus dem Jahr 259 nach Christus befindet, konnte der Raub und der Untergang der Beute auf diese Zeit eingeordnet werden.

    Laut Mergenthaler finden sich in dem Schatz Gegenstände, die so gut wie identisch sind mit solchen, die auch in der Region gefunden worden sind, was den Schluss nahe lege, dass der Main als Handelsstraße genutzt worden sei. Metallgeschirr kam aber nicht immer in einem Stück hier an, sondern wurde immer mehr in kleinere Stücke zerhackt, da es bei der Beuteteilung mehr um das Material ging.

    Auch aus dem Gebiet um Iphofen kamen „Barbaren“, die sich an den Raubzügen in das römische Gebiet links des Rheins beteiligten. Belege für einen erfolgreichen Beutezug sind laut Mergenthaler zwei erst kürzlich bei Höchberg gefundene Bronzeschalen, die mit Objekten aus dem Barbarenschatz von Neupotz übereinstimmen.

    Gefundene Metallteile bei Zeuzleben (Landkreis Schweinfurt), wie zum Beispiel eine Handhabe von einer silbernen Speisenplatte, finden sich ebenfalls im Hortfund von Neupotz wieder. Überraschend war in Zeuzleben der Fund eines mit Herstellerstempel versehenen Ziegelsteines aus einer römischen Heizungsanlage. Solche „Hypocaustensteine“ waren Bestandteile von römischen Fußbodenheizungen. Ob der daheimgebliebenen Germanen-Gattin damit ein warmes Heim bereitet werden sollte, weiß man nicht

    Beigabe ins Grab

    Prächtig und fast einzigartig in Deutschland – es gibt nur ein zweites Exemplar aus Köln – ist das so genannte Dosenortband – der untere Abschluss einer Schwertscheide – aus Hüttenheim. Der Landwirt Rudolf Hager hatte es 1977 durch Zufall auf seinem Acker entdeckt. Das Hüttenheimer Ortband ist rund wie eine Dose gestaltet. Es besteht aus Bronze und ist mit Silber- und Feingoldeinlagen reich verziert.

    Es gehörte wohl einem hochrangigen römischen Offizier. Das Ortband war vermutlich von einem germanischen Beutezug mitgebracht worden. Später legte man es bei einer Brandbestattung als Beigabe in das Grab. Weitere Waffenteile wie eine versilberte Schwertriemenzierplatte aus Großlangheim oder ein bronzener Messerscheidenbeschlag aus Dornheim sind ebenfalls bekannt.

    Germanisches Raubgut dürfte auch eine Bronzestatuette des römischen Gottes Merkur sein, die im Jahr 1971 von Frieda Keßler beim Neubau eines Stalles im Iphöfer Stadtteil Possenheim gefunden wurde.

    Die Sonderausstellung „Der Barbarenschatz – geraubt und im Rhein versunken“ ist bis 8. November im Knauf-Museum zu sehen. Zur Ausstellung gibt es einen Begleitband.

    Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr, Montag geschlossen. Weitere Informationen unter Tel. (0 93 23) 3 15 28 und im Internet: www.knauf-museum.de

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