Der Bogen ist groß, er misst fast die selbe Länge wie sein Besitzer. Dennoch ist er sehr leicht. Mühelos lässt sich das aus Chrom und Aluminium gefertigte Sportgerät mit einer Hand hochheben. Die dazugehörigen Pfeile haben eine scharfe Spitze, sind schwarz und dick. Sie haben in etwa den Durchmesser einer Fünf-Cent-Münze.
Mit den einfachen Pfeilen und Bögen aus Holz, die man aus Indianerfilmen oder dem aktuellen Kinoerfolg „Tribute von Panem“ kennt, hat dieser sogenannter Compoundbogen wenig zu tun. Er kostet neu über 2000 Euro und ist ein richtiges Hi-Tech Gerät.
Konzentration und Ruhe
Sein Besitzer Markus Walter aus Rödelsee ist seit drei Jahren Mitglied bei den Bogenschützen Kleinlangheim. Der 41-Jährige hat sich für den Sport entschieden, weil er einen Ausgleich zum Alltag gesucht hat. „Nach einem anstrengenden Arbeitstag fühlt man sich durch das Training gleich viel freier“, sagt er.
Ursprünglich war es Walters Sohn, der unbedingt Bogenschießen lernen wollte. Walter meldete ihn bei der Jugendgruppe in Kleinlangheim an, bei der Kinder ab zehn Jahren mitschießen können. Der Junge hat mittlerweile schon wieder aufgehört, doch sein Vater ist nach wie vor begeistert dabei. „Am liebsten schieße ich im Sommer sonntagmorgens draußen auf dem Feld. Da bin ich ganz alleine in der Natur, das ist schon toll“, sagt Walter.
Die Individualsportart Bogenschießen, die außer in Kleinlangheim auch noch in Volkach ausgeübt werden kann, fordert Konzentration und Ruhe. Vor dem Schuss stellt der Schütze sich hüftbreit an die Linie. Er legt den Pfeil ein und spannt den Bogen, bis die Sehne fast die Nasenspitze berührt. Jetzt kommt es darauf an, ruhig zu bleiben und den Mittelpunkt der Zielscheibe genau zu visieren. „Das Schwierige an dem Sport ist, dass jeder Schuss gleich sein muss. Man muss Haltung und Atmung immer unter Kontrolle haben“, so Walter. Dennoch würde es nie langweilig werden. „Man möchte ja was erreichen.“
Beim Bogenschießen ist der Schütze ganz auf sich gestellt und kann trotzdem in der Gemeinschaft trainieren. In Kleinlangheim sind das sechs bis acht Männer und Frauen, die aus dem ganzen Landkreis kommen und sich zwei Mal in der Woche im Schützenhaus zum Training treffen. Im Winter in der Halle, im Sommer auf dem Feld.
Alle Mitglieder bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit. Florian Grafmans ist mit 24 Jahren der Jüngste und bereits seit 16 Jahren dabei. Gruppenälteste ist eine 70-jährige Dame, die erst vor wenigen Wochen angefangen hat. „Schön am Bogenschießen ist, dass man in jedem Alter noch damit beginnen kann“, sagt Walter dazu.
Auch eine junge Frau mit einer leichten Behinderung trainiert in der Gruppe. Weil Bogenschießen eine Individualsport ist, ist es für die Gruppe unerheblich, wie gut jemand schießt. Beim Training gemeinsam Zeit verbringen können die Mitglieder trotzdem. Deshalb steht in der Halle auch ein Kicker. „Der kommt zum Einsatz, wenn die Konzentration mal nachlässt“, sagt Walter. Im Sommer grillen die Schützen nach dem Training oft gemeinsam. Neben dem Gemeinschaftsgefühl stärkt Bogenschießen auch die Rücken- und Schultermuskulatur und ist somit besonders gut für die Wirbelsäule.
Neue Bogenschützen gesucht
Wenn alles gut geht, wird Walter kommendes Jahr bei der Bayerischen Meisterschaft antreten. Seine Trainingsgenossen Peter Kriebel und Mario Schreck sind von solchen Ambitionen noch ein Stück weit entfernt. Die beiden sind erst seit gut acht Wochen dabei. Ihr Ziel ist es, jedes Mal ein bisschen besser zu werden. „Das Gute ist, dass man schnell Erfolge bemerkt“, sagt Kriebel. Ihm gefällt besonders, dass nur er für seine Leistungen verantwortlich ist. „Sonst ist man fremdgesteuert, aber beim Bogenschießen muss man selber kämpfen“, sagt er.
Nachdem er anfangs einen Bogen geliehen hatte, hat Kriebel sich jetzt seinen ersten eigenen Bogen gekauft. Er möchte dabei bleiben. Trotz der neuen Mitglieder würde Walter sich über weiteren Zuwachs in der Gruppe freuen. „Wir haben noch ein bisschen Platz in der Halle“, sagt er.
Weitere Informationen auf der Homepage des Vereins unter www.bogenschuetzen.kleinlangheim.de.