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LANDKREIS KITZINGEN: Busfahrer verzweifelt gesucht

LANDKREIS KITZINGEN

Busfahrer verzweifelt gesucht

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    Kein leichter Job: Busfahrer sind gesucht.
    Kein leichter Job: Busfahrer sind gesucht. Foto: Foto: DPA

    Ein Beruf, der ausstirbt? Ganz so schlimm ist es nicht, aber die Sorgen sind da. Busfahrer werden verzweifelt gesucht. Auch im Landkreis Kitzingen.

    Fabian Schmitt fährt seit zehn Jahren Bus, sein Vater seit 40 Jahren. Die Großlangheimer haben im Schnitt zehn große und drei kleine Busse im Einsatz. Neben Vater und Sohn fährt auch noch Mutter Andrea, darüber hinaus sind derzeit vier Fahrer fest angestellt und es gibt Aushilfsfahrer. „Wir suchen händeringend gute Fahrer“, sagt Fabian Schmitt. Die Hauptsaison steht vor der Tür.

    Bei der Agentur für Arbeit in Würzburg sind aktuell 19 offene Stellen für Busfahrer gemeldet. „Sie könnten ab sofort oder in den nächsten zwei bis drei Monaten zu besetzen sein“, informiert Pressesprecher Wolfgang Albert. Schon gibt es Unternehmen, die mit einer Einstellungsprämie locken. „So etwas hat es früher nicht gegeben.“

    Früher – das war die Zeit, als die Bundeswehr noch als kostenlose Ausbildungsstätte fungierte. „Die Leute von der Bundeswehr sind komplett weggebrochen und fehlen am Markt“, sagt Horst Schilling, geschäftsführendes Präsidialmitglied des Landesverbandes bayerischer Omnibusunternehmen. Und der Markt wird dank der Fernreisebusse immer größer. Die Deutsche Bahn hat angekündigt, im zweiten Quartal des Jahres die Zahl der Fernbus-Verbindungen zu vervierfachen. Bis zum Jahresende will „Mein Fernbus Flixbus“ mehr als 50 neue Linien und mehr als 500 neue Direktverbindungen schaffen.

    „Wo sollen die Fahrer nur herkommen?“, fragt sich Fabian Schmitt und prognostiziert einen harten Preiskampf und Wettbewerb um neue Busfahrer. „Die Gehälter werden explodieren“, meint er. Deutlich über 2000 Euro netto verdient ein Busfahrer laut Horst Schilling in Bayern, wenn man die Spesen dazurechnet. Der Bruttolohn liegt durchschnittlich bei rund 1900 Euro. Gerade in den neuen Bundesländern verdienen Busfahrer allerdings weniger. Viele suchen in Süddeutschland eine neue Anstellung – genauso wie Fahrer aus Griechenland, Spanien, Tschechien oder anderen Ländern.

    „Die Situation bei den Lkw-Fahrern ist ähnlich angespannt wie im Personenverkehr.“

    Wolfgang Albert Agentur für Arbeit

    „Die können alle Bus fahren“, sagt Fabian Schmitt. „Aber die Verständigung ist oft das Problem.“ Klar: Auf langen Reisen wollen die Gäste auch mal ein paar Takte mit dem Busfahrer reden. Manche Verkehrsunternehmen in Ballungsgebieten bieten Interessenten deshalb schon einen kostenlosen Sprachkurs an, bevor sie sich ans Steuer setzen dürfen.

    Etwa ein Drittel der rund 60 Fahrer beim Abtswinder Unternehmen Burlein und Sohn sind ehemalige Aussiedler aus Osteuropa. „Fleißige Menschen und gute Fahrer“, sagt Andreas Huscher. Burlein setzt seine mehr als 40 Fahrzeuge „nur“ für den Linienverkehr ein. Personalsorgen kennt das Unternehmen nicht. „Wir müssen sogar Bewerbern absagen“, erzählt Huscher. Die geregelten Arbeitszeiten und der gute Verdienst machen Burlein und Sohn offensichtlich zu einem gefragten Arbeitgeber.

    „Im Linienverkehr ist es etwas einfacher, gute Leute zu finden“, bestätigt Horst Schilling. Und in ländlichen Regionen wie Unterfranken sei es generell einfacher, Busfahrer zu bekommen. Dennoch: „Das Thema Nachwuchs bewegt uns sehr.“ Zumal sich einige Rahmenbedingungen verschlechtert haben.

    Der Bus-Führerschein ist beispielsweise teurer geworden. Rund 10 000 Euro müssen dafür berappt werden. „Vor zehn Jahren war er noch rund 30 Prozent billiger“, sagt Horst Schilling. Zusätzlich muss eine Prüfung vor der IHK abgelegt werden. „Den Führerschein können sich nicht mehr viele leisten“, bestätigt Günter Raab vom gleichnamigen Unternehmen in Albertshofen. Derzeit hat das Familienunternehmen keine Nachwuchssorgen, aber wie es in zehn Jahren aussieht, kann der Albertshöfer auch nicht sagen. Gerade für junge Familien ist der Beruf des Busfahrers wegen den unregelmäßigen Arbeitszeiten nicht gerade attraktiv. „Die Fahrer sind entweder ganz jung oder über 50“, sagt er.

    Busfahrer tragen eine hohe Verantwortung, entsprechend groß sind die Kontrollmechanismen des Staates. Vor sieben Jahren ist das Qualifikationsgesetz eingeführt worden, das Busfahrern alle fünf Jahre eine fünftägige Schulung auferlegt. Pro Modul und Fahrer sind 75 Euro zu bezahlen. Alle fünf Jahre muss außerdem ein ärztliches Attest vorgelegt werden. Und wer älter als 50 Jahre ist, der muss zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung, im Volksmund Idiotentest genannt. Die Folge: Gerade Aushilfsfahrer tun sich das nicht mehr an und steigen aus.

    Die Agentur für Arbeit fördert in der Regel Umschüler. Im Jahr 2014 waren es im Agenturbezirk 52 Berufskraftfahrer. „Wenn eine Aussicht auf einen gesicherten Arbeitsplatz besteht, dann helfen wir“, sagt Wolfgang Albert. Gerade für ehemalige Lkw-Fahrer könnte sich eine Umschulung lohnen, sie müssen dank ihrer Vorkenntnisse „nur“ rund 4000 Euro für den Bus-Führerschein hinlegen.

    Allerdings verschiebt sich der Nachwuchsmangel damit nur von einem Berufsfeld zum anderen. „Die Situation bei den Lkw-Fahrern ist ähnlich angespannt wie im Personenverkehr“, sagt Albert.

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