Der Schwanberg ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern auch die Heimat der Communität Casteller Ring (CCR). Die evangelische Ordensgemeinschaft wird dieses Jahr 75 Jahre alt. Zeit für ein Gespräch mit drei Schwestern, warum es auch heute noch Kloster braucht.
Schwester Ursula Buske (Profess 1996) ist Priorin und die Vorsitzende des Vereins Communität Casteller Ring. Sie begann ihre erste Priorinnen-Amtszeit 2002 bis 2008. 2018 wurde sie zum zweiten Mal zur Priorin gewählt. Ihre Vorgängerin Schwester Edith Krug (Profess 1967) war von 1990 bis 2002 Priorin und Schwester Franziska Fichtmüller (Profess 2024) ist auf dem Schwanberg für das Kloster auf Zeit zuständig.
Frage: Wie war Ihr persönlicher Weg in die CCR?
Priorin Schwester Ursula Buske: Im Rückblick ist alles logisch: Ich war auf einer Schule von Ordensschwestern und konnte in der Oberstufe im Mutterhaus an Mediationswochenenden teilnehmen, obwohl ich evangelisch bin. Dabei kam mir die Frage in den Sinn: Wäre das ein Leben für mich? Die Antwort lautete damals: Nein, ich kann nicht konvertieren. Gegen Ende des Studiums lernte ich die CCR auf dem Schwanberg kennen und die Teilnahme am Stundengebet ließ die Frage neu auftauchen. Ich habe mich für den Eintritt entschieden und diese Entscheidung hat sich für mich bestätigt.
Schwester Edith Krug: Als 15-Jährige nahm ich teil am großen Sakramentsgottesdienst im Park. Die liturgische Feier und die Gemeinschaft der 600 Mädchen faszinierten mich so, dass ich beschloss: Ich will auf den Schwanberg. Ein Jahr später erfuhr ich, dass die älteren Führerinnen eine Ordensgemeinschaft bilden. Eineinhalb Jahre schlug ich mich mit der Furcht herum, meinen Willen aufgeben zu müssen, um "wirklich" Ordensfrau zu werden. Gott sei Dank traf mich die Einsicht, dass es darum überhaupt nicht geht. Seither kann ich unbelastet von irgendwelchen grundsätzlichen Zweifeln meinen Ordensweg gehen.
Schwester Franziska Fichtmüller: Es war für mich eine völlige Überraschung, dass ich Ordensfrau werde. Ich komme aus dem Brandenburgischen. Ich habe vor meinem ersten Eintritt 25 Jahre in Berlin gelebt. Glücklich, verliebt und mich für etwas verrückt haltend, trat ich 2010 ein. Es war hart, aber meine Berufung. Das spürte ich deutlich. Aber der Weg war holprig. Nach gut zwei Jahren ging es dort nicht mehr gut weiter und ich musste gehen. 2018 trat ich wieder ein. Letztes Jahr habe ich meine Profess auf Lebenszeit gefeiert, also mein Ja zu dieser Berufung gesprochen.
Wozu braucht die Kirche Ordensgemeinschaften? Was ist ihr Beitrag zum kirchlichen Leben?
Buske: Die Botschaft, die Jesus verkündet und gelebt hat, soll sichtbar werden. Entsprechend dem Vorbild der Urgemeinde finden sich Gleichgesinnte. Insbesondere das Gebet als Gotteslob und Fürbitte stehen für biblische Bilder. Zusammen mit diakonischer Arbeit drückt sich durch die Gemeinschaft das Freisein für Gott und die Menschen aus.
Krug: In einer Ordensgemeinschaft werden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gelebt: Wir gedenken der hilfreichen und tödlichen Ereignisse der Kirchengeschichte, wir feiern im Kirchenjahr die großen biblischen Deutefeste unseres Lebens, wir ringen um heute verständliche Gestaltung der Feiern, wir müssen uns gegenseitig annehmen, um als Gemeinschaft zu existieren. Das Besondere ist, dass wir gemeinsam verlässlich an einem Ort leben und jeder Mensch eingeladen ist, hier persönliche Begleitung und geistliche Einkehr zu finden.
Fichtmüller: Als ich 2017 spürte, dass mich Gott wieder in die CCR ruft, habe ich erst gehadert. Ich war inzwischen in einer der östlichsten Kirchenkreise tätig. Was ich da im Osten leben konnte, sehe ich als eine Aufgabe der Ordensgemeinschaften heute. Wir sind da. Wir beten, wir feiern das Abendmahl, wir leben Gastfreundschaft. Unsere Stabilitas ist einer unserer Beiträge zum kirchlichen Leben. Wir stehen für eine offene Kirche, für einen Ort der Begegnung, des Austauschs, der Selbstvergewisserung und -weitung, für geistliche Begleitung, Stille. Wir halten Räume bereit für kirchliche und nichtkirchliche Gruppen.

Was macht das Ordensleben attraktiv für junge, gut ausgebildete Frauen?
Buske: Die Gemeinschaft: Ordensleben ist ein alternativer Lebensweg zu Partnerschaft, Familie oder Single-Dasein. In der Gemeinschaft und ihrer Arbeitsteilung können sich Gaben weiter entfalten und eingesetzt werden. In der Gemeinschaft findet die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit statt und kann eine Herausforderung sein.
Ihre Vision für die Zukunft der CCR?
Buske: Dadurch, dass wir unsere Kraft einsetzen in Gottesdienst und Stundengebet, wollen wir Menschen mit Gottes Gegenwart in Berührung bringen und Glauben ganzheitlich erfahrbar machen. Das andere ist die seelsorgerliche Begleitung der Menschen als Hilfe zum Leben.
Krug: Ich bin der Realität verpflichtet. Das wirkliche Leben geschieht in diesem Augenblick, einer unendlichen Kette von Augenblicken. Es kommt darauf an diese möglichst menschlich und geistvoll zu gestalten. Wie wir miteinander sind, was wir entscheiden und tun, baut an der Zukunft.
Fichtmüller: Das Kloster Schwanberg? Kennste nicht? Musste mal hinfahren, ist ein wunderbarer Ort. Da kannste einfach sein. Kommst wieder zu dir. Und als Gruppe kannst du da auch hin. Und die bieten auch so Treffen zu bestimmen Themen. Da kannste dich mal wirklich austauschen, ohne dass gleich polarisiert wird. Aber das Wichtigste: Da ist zuverlässig Gottesdienst! Mit Abendmahl. Und die beten tatsächlich immer noch vier Mal am Tag das Stundengebet. Du kannst dich persönlich segnen lassen. Die Kirche ist immer offen.