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LANDKREIS KITZINGEN: Corona-Impfung: Kinderärzte am Rand des Machbaren

LANDKREIS KITZINGEN

Corona-Impfung: Kinderärzte am Rand des Machbaren

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    Corona-Impfung für Kinder? Die Nachfrage ist groß. Entsprechend froh sind die Kinderärzte in der Region, dass das Impfzentrum besondere Termine für eine Familien-Impfung bereitgestellt hat.
    Corona-Impfung für Kinder? Die Nachfrage ist groß. Entsprechend froh sind die Kinderärzte in der Region, dass das Impfzentrum besondere Termine für eine Familien-Impfung bereitgestellt hat. Foto: Foto: dpa

    Seit Mitte August empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren. Jetzt können auch Kinder ab fünf Jahren gegen Corona geimpft werden. Drei Kinderärzte aus Stadt und Landkreis Kitzingen haben ihre ganz eigene Sicht auf diese Möglichkeit.

    „Ich empfehle den Eltern der Kinder von fünf bis elf Jahren die Impfung genau entsprechend den STIKO-Empfehlungen“, erklärt Dr. Alexander Wagner. Das heißt: Den wenigen Kindern mit erheblichen Grunderkrankungen empfiehlt er eine Impfung – allen anderen nicht. „Ohne dabei ausdrücklich abzuraten“, wie er betont. Will heißen: Die Impfung auf Wunsch ist für alle in dem besagten Alter möglich.

    Kaum Symptome bei Kindern

    Dr. Stephan Küntzer begrüßt diese Regelung der STIKO ausdrücklich. „Eine Pflicht für Kinder wäre für mich der falsche Weg“, sagt der Kinderarzt aus dem Kitzinger Mühlberggebiet. Im Gegensatz zu vielen Senioren seien die Verläufe bei Corona-infizierten Kindern in aller Regel milde. Von grippalen Symptomen berichtet der Kinderarzt bei manchen seiner kleinen Patienten, ab und zu von Fieber. In ganz seltenen Fällen gebe es schwere Verläufe, die eine Einlieferung in die Klinik nötig machen.

    „Die meisten Corona-infizierten Kinder haben gar keine Symptome“, erklärt er. Der Nutzen und das Risiko einer Impfung müssten deshalb immer abgewogen werden. Die jetzt gefundene Lösung bezeichnet der Mediziner als „elegant“. Auch wenn sie den Kinderärzten eine zusätzliche Arbeit beschert.

    Termine für Familien

    „Das alles neben der normalen Sprechstunde zu organisieren ist gerade unter dem derzeitigen Ärztemangel nicht leicht“, stellt Wagner fest. Er hält es aber für notwendig, auch eigene Impftermine anbieten zu können. „Ganz besonders die Eltern von Kindern mit Grunderkrankungen gehen doch lieber zu dem Arzt, der ihre Kinder gut kennt“, gibt er zu bedenken.

    Die Nachfrage bei den Kinderärzten ist jedenfalls enorm. „Sicherlich werden wir nicht alle Anfragen alleine befriedigen können“, sagt der Volkacher Kinderarzt Dr. Axel Quattländer. Sein Praxisbetrieb laufe derzeit aufgrund der vielen Infekte bei Kleinkindern ohnehin am Limit. „Aber wir können bestimmte Praxiszeiten für Impfungen reservieren.“

    Quattländer findet es sinnvoll, dass etliche Impfzentren extra Termine für Kinder anbieten. Das Impfzentrum des Landkreises in den Marshall Heights in Kitzingen hat beispielsweise vier spezielle Termine für Familien-Impfungen ins Programm aufgenommen. An den kommenden zwei Mittwochen sowie am Donnerstag, 29. Dezember, sollen Kinder von fünf bis elf Jahren – auf Wunsch auch deren ältere Geschwister und Eltern – geimpft werden. Diese Familien-Impftage sind sehr nachgefragt, heißt es aus dem Landratsamt. Weitere Termine sind in Planung.

    Ein Angebot, das den Kinderärzten hilft. „Der zusätzliche Aufwand mit den Impfterminen, aber vor allem mit den Beratungen, ist immens“, betont Wagner. „Er bringt uns Kinderärzte an den Rand des Machbaren.“ Bei der derzeitigen Nachfrage wird er auf zusätzliche Impfangebote, wie sie vom BRK bereitgestellt werden, angewiesen sein.

    In Erwartung der STIKO-Empfehlungen hat der Kinderarzt aus der Kitzinger Siedlung bereits bestimmte Zeitkontingente ab Mitte Januar für die Kinderimpfungen gesperrt. Der Organisationsaufwand ließe sich relativ leicht reduzieren. In einer Ampulle, die den Kinderärzten zur Verfügung gestellt wird, befinden sich gleich zehn Dosen. „Einzeldosen würden da einiges vereinfachen.“

    Von einem „Rattenschwanz an Bürokratie“, spricht Stephan Küntzer. Und von einer besonderen Fürsorgepflicht. Alle Kinder, die gegen Corona geimpft werden sollen, muss und will er sich vorher genau anschauen. Das kostet Zeit, die bei den Kinderärzten immer rarer wird. „Wir haben jetzt schon mehr als genug zu tun“, versichert er. Was – natürlich – auch mit Corona zu tun hat. Schüler sitzen in eiskalten Klassenzimmern, weil die Lehrer vernünftigerweise lüften. „Aber das ist natürlich eine Einladung für virale Infektionen.“

    Psychische Folgen von Corona

    Noch schlimmer seien die psychischen Folgen der Pandemie. Bei beinahe der Hälfte seiner jungen Patienten stellt Küntzer psychische Auffälligkeiten fest. „Sie sind müde, abgeschlagen und gereizt“, berichtet er. Einige leiden massiv unter den mangelnden sozialen Kontakten. „Erwachsene halten das aus“, sagt der Mediziner. „Viele Jugendliche nicht.“ Küntzer diagnostiziert immer häufiger Depressionen und ein aggressives Verhalten bei seinen Patientinnen und Patienten. Ein Grund sind Familienstreitigkeiten, die während der Pandemie eskalieren und nicht selten zu Trennungen führen. Die Leidtragenden sind in der Regel die Kinder.

    Dass die Schulen geöffnet bleiben, findet der Arzt gut und richtig. „Aber die Kinder brauchen auch in ihrer Freizeit Kontakt zu ihren Freunden.“ Die Beschneidungen des Freizeitverhaltens haben nach seiner Überzeugung langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der jungen Generation. Und die ewig währenden Diskussionen um die Sinnhaftigkeit einer Impfung tun ihr Übriges. Sie haben jetzt auch die ganz Kleinen in der Gesellschaft und die Familien erreicht. „So baut sich zusätzlicher Druck auf“, bedauert Küntzer.

    Er ist davon überzeugt, dass die meisten Kinder und Jugendlichen gesundheitlich mehr unter den Folgen der aktuellen Einschränkungen und den Zwistigkeiten in ihrem sozialem Umfeld um das Für und Wider einer Impfung leiden als unter einer möglichen Ansteckung. „Wir sollten uns ehrlich mit diesem Thema auseinandersetzen“, wünscht er sich. „Und wirklich alle Facetten besprechen.“

    Familien-ImpftageTermine: An folgenden Tagen werden Kinder von fünf bis elf Jahren im Impfzentrum in den Marshall-Heights geimpft: Sonntag, 19. Dezember, von 13 bis 20 Uhr; Mittwoch, 22. Dezember, von 13 bis 20 Uhr und Mittwoch, 29. Dezember, von 13 bis 20 Uhr. Donnerstag, 30. Dezember, von 13 bis 20 Uhr. Vorkehrungen: Es werden besondere Vorkehrungen getroffen: Unter anderem werden ausschließlich Familien mit Kindern geimpft und die Taktung wird zurückgefahren, um ausreichend Zeit für eine Aufklärung mit den Ärzten zu ermöglichen. Zudem wird das Impfangebot insgesamt soweit wie möglich kindgerecht gestaltet und das BRK bemüht sich darum, an diesen Tagen auch Kinderärzte für die Impfung zu gewinnen. Vorher anrufen: Für die Familienimpftage muss zwingend ein Termin vereinbart werden unter Tel. 0800 8123000. An diesen Tagen können auch die Eltern sowie ältere Geschwister geimpft werden.

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