Seit dem Jahr 2009 genossen der Mainbernheimer Matthias Krapf und seine Frau Uschi immer wieder Schäferstündchen in ihrem Garten. Dort stand bis vergangenen Dienstag ihr Schäfer-Karren, in dem sie so manches Stündchen nach Feierabend verbrachten und relaxten. Jetzt hat das historische Teil den Besitzer gewechselt, im kommenden Jahr wird das Relikt aus der guten alten Zeit im ZDF zu sehen sein, erwarb die Neue Deutsche Filmgesellschaft doch Krapfs Schäferkarren für Dreharbeiten zur Serie Forsthaus Falkenau.
Matthias Krapf war einst in einem Gespräch mit dem Hoheimer Ernst Hellerich darauf gekommen, dass dieser einen Schäferkarren hat. Es dauerte, bis der Augenoptiker sich seinen Wunsch erfüllen konnte, da Hellerich das Gefährt anfangs noch nicht hergeben mochte. Im Jahr 2009 war es dann so weit, der 55-Jährige machte sich auf dem Weg ins Mittelfränkische und konnte das Vehikel im Scheinfelder Umland bei Kornhöfstadt abholen.
„Die alten Dinge, das ist halt meine Welt“, sagt Matthias Krapf, der den Schäferwagen im Garten seines Hauses am Mainbernheimer Heßbergplatz hinter seinem Güldner-Bulldog platzierte. „Wenn ich abends von der anstrengenden Arbeit in meiner Imbiss-Wirtschaft heimkomme, dann kann ich im meinen Schäferwagen abschalten und wieder Kräfte auftanken“, verrät der gebürtige Kitzinger.
Er hat ein Faible für betagte Dinge, seine Wohnungseinrichtung präsentiert sich entsprechend und noch mehr seine Imbiss-Wirtschaft am Dreistock in Kitzingen. „Der Liter Bier 26 Pfennig“ erzählt ein Email-Schild über der Theke aus der guten alten Zeit und lässt erahnen, wie alt das Schild ist. Weitere Schilder, wie die von längst nicht mehr existierenden Brauereien, lassen den Besuchern der urigen Imbiss-Wirtschaft Nostalgie um die Nase wehen.
Die Karren sind anfangs des 18. Jahrhunderts aufgekommen und haben ihren Ursprung anscheinend in Frankreich. Der einachsige Wagen diente Wanderschäfern als Schlafgelegenheit und wurde anno dazumal von Pferden oder Kühen gezogen. Ein Schäferkarren birgt eine Schlafstelle und einen Tisch in sich und ist ein reines Funktions-Objekt. Dass Matthias Krapf jetzt schweren Herzens seinen Schäferwagen hergab, ist seiner Neugier geschuldet.
„Ich wollte einfach wissen, was mein Karren wert ist“, begründete er den Schritt, seinen Schäferkarren mit Bild ins Internet zu stellen. Rasch kamen einige Anfragen und der 55-Jährige kam langsam dahinter, dass sein Wagen einen vierstelligen Betrag wert ist. „Ich habe keinen aus Blech, sondern ein Original aus Holz, mein Kassen dürfte rund 100 Jahre alt sein“, erzählt der Gastronom.
Der recht gute Zustand des Vehikels ließ vor einigen Monaten Ulrich Wendt von der Neuen Deutschen Filmgesellschaft in München-Unterföhring hellhörig werden. Er ist Requisiteur bei der Filmgesellschaft, die für das ZDF Serien wie das „Forsthaus Falkenau“ produziert. Erst wollte Wendt Krapfs Wagen ausleihen, dann machte er Nägel mit Köpfen, setzte sich ins Auto, düste nach Mainbernheim und kaufte den Karren vom Fleck weg, nachdem er sich vom prima Zustand hatte überzeugen können. Dieses Jahr werden zwölf neue Folgen der Serie mit Hauptdarsteller Hardy Krüger junior gedreht und dabei auch ein Schäfer samt Karren dabei sein, über dem Bildschirm flimmert Krapfs Schäferkarren aber erst im Jahr 2013.
„Der Uschi und mir tut es so gut, abends in dem Karren zu plaudern. Gerade im Sommer haben wir gern darin Brotzeit gemacht und geschöppelt.“
Matthias Krapf
Mit etwas Wehmut gab Matthias Krapf seinen lieb gewordenen Wagen her, streckt aber jetzt schon die Fühler aus, um möglichst Ersatz zu bekommen. „Der Uschi und mir tut es so gut, abends in dem Karren zu plaudern. Gerade im Sommer haben wir gern darin Brotzeit gemacht und geschöppelt“, trauert Matthias Krapf seinem besonderen Stück und den Schäferstündchen nach.
Jetzt muss er sich mit seinem Güldner AB 10 trösten, der vergangenes Jahr den Schäferwagen beim Faschingsumzug zog und mit dazugehöriger Schäfer-Fußgruppe zur großen Attraktion wurde. Den Güldner hat schon Uschi Krapfs Großvater vom Gasthaus „zum Löwen“ der Familie Bauer gefahren. Im Jahr 2005 konnte Matthias Krapf das „Schnauferle“ erwerben und restaurierte den Bulldog komplett. Seitdem tuckert er an Wochenenden nach Lust und Laune durch die Landschaft und chauffiert beim Mainbernheimer Umzug am Nationalfeiertag des Schützenmittwoch die Honoratioren durch Berna. „Mich fasziniert alles, was alt ist und funktioniert“, schildert Matthias Krapf seine nostalgische Leidenschaft – die ihn nicht ruhen lässt, nach historischen Objekten zu fahnden.