Auch wenn sich der Initiator des Wettbewerbs, Marktbreits Kulturreferent Dr. Hartwig Zobel, über die Teilnahme am Wettbewerb ein wenig enttäuscht zeigte: Sowohl die Zahl der Teilnehmer, insgesamt 30 junge Menschen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren hatten Arbeiten eingesandt, als auch die Leistungen der Preisträger beweisen, dass Literatur immer noch, oder auch wieder ihren Stellenwert in der Gesellschaft haben.
Die Idee zum Wettbewerb stammt aus den Literaturlandschaften Bayerns, einer landesweiten Aktion, die Kommunen animieren will, ihre Region literarisch darzustellen. Das Motto "Freundschaft" des Wettbewerbs ist dem Thema der Literaturlandschaften "Wo befreundete Wege zusammen laufen" entlehnt. Begegnungen und Freundschaften waren auch immer Thema in den Werken des in Marktbreit geborenen Schriftstellers Wolf Justin Hartmann. Als junger Mensch erlebte er den Ersten Weltkrieg in Palästina, der Türkei und in Ägypten. Hartmann steht auch am Beginn des Lesungen mit einer Geschichte eines jungen Soldaten auf den Weg in ein Gefangenenlager im nahen Osten.
Wolfgang Hartman liest vor. Er ist verwandt mit dem Schriftsteller und vor allem dessen Freund gewesen - und er kann lesen. Mit seiner Stimme gibt er der Geschichte Leben, lässt die Landschaft vor dem Auge des Zuhörers entstehen, die Hitze flimmern, die Ängste des jungen Soldaten nehmen Gestalt an. Er findet das richtige Tempo, die richtige Lautstärke, baut enorme Spannung in einer Geschichte auf, die gut endet und den Zuhörer mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft entlässt. Was für ein Kontrast zu Doris Schmitt, Abiturientin aus Gnodstadt: Fast kafkaesk macht eine junge Frau in "Zwischen den Dingen" bei einer Straßenbahnfahrt nach dem Ende einer Liebe durch eine winterlichen Stadt die Wandlung von einer jungen Frau über eine überforderte Mutter bis zur alten Frau durch. Dabei baut sie eine trostlose, trübe, düstere Stimmung auf, mit kurzen, oft abgehakten Sätzen und Wortfetzen, die die Geschichte noch mehr brechen.
Wenig Hoffnung auch im Text "Freundschaft im Spiegel", in der Theresa Mrowka, Elftklässlerin aus Würzburg, die Freundschaft von Nora zur unzuverlässigen Paula schildert. Paula, das merkt der Zuhörer schnell, ist keine reale Person, sie ist das Ergebnis der gespaltenen Persönlichkeit Noras. Verzweiflung, Hilflosigkeit, Zerrissenheit werden eindrucksvoll geschildert - auch hier überwiegt die negative Stimmung.
Simon Winterstein (er war 2005 Abiturient) beschreibt in "Nach dem Ende unserer Freundschaft" bei 1000 Wandermetern einer Alpenquerung, dass Freundschaft Hindernisse überwinden kann, Kraft hat und mehr als nur Oberfläche ist, Menschen eng verbindet. Er schlägt so einen weiten Bogen zu Wolf Justin Hartmann.
Ein Lesenachmittag, der zeigt, dass "auch das Leben in Friedenszeiten eine Herausforderung ist" (Dr. Zobel), der zeigt, wie sich Einsichten über fast 100 Jahre ähneln und wie sie sich auch weit verschoben haben. Ein Lesenachmittag, der nach einer Fortsetzung verlangt und den Veranstaltern Mut zu einer Widerholung machen sollte.