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GEESDORF: Das Paradies der blauen Früchte

GEESDORF

Das Paradies der blauen Früchte

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    Dicht an dicht: Leo Weiglein baut bei Geesdorf 15 verschiedene Zwetschgensorten an.
    Dicht an dicht: Leo Weiglein baut bei Geesdorf 15 verschiedene Zwetschgensorten an. Foto: Foto: Daniela Röllinger

    In diesen Tagen befasst sich Leo Weiglein mit Katinka. Mit Ruth hat er schon Schluss gemacht, mit Herman auch. So früh war das eigentlich nicht zu erwarten. Doch die Zwetschgenernte hat in diesem Jahr schon Ende Juni begonnen. Bis September werden ihn die Früchte Tag für Tag begleiten. Weiglein baut bei Geesdorf 15 verschiedene Zwetschgensorten an.

    Zwetschge ist nicht gleich Zwetschge. Das sieht nur für den Laien so aus. Es gibt frühe und späte Sorten, feste und weichere, bei der einen lässt sich der Kern leichter lösen als bei anderen, hier ist das Fruchtfleisch saftiger, da trockener. Fachleute kennen sich da natürlich genau aus – und in Franken gibt es davon deutlich mehr als anderswo. Franken ist das Hauptanbaugebiet für Zwetschgen in Bayern.

    Über 90 Prozent der Früchte kommen aus der Region. Schwerpunkt sind vor allem die klimatisch begünstigten Lagen, etwa an der Mainschleife mit den Gemeinden Fahr, Astheim, Lindach und Stammheim, dazu Sommerhausen, Winterhausen und Leinach im Landkreis Würzburg sowie der Landkreis Forchheim in der Fränkischen Schweiz.

    In den letzten Wochen waren die Obstbauern vor allem mit der Kirschenernte beschäftigt. Die ist in Unterfranken so gut wie vorbei, nur in Oberfranken, in den Spätgebieten, werden noch größere Mengen geerntet. Und während die Regenfälle der letzten Woche dort Probleme machen und die Früchte aufplatzen ließen, sind die Unterfranken recht gut davongekommen. Zwei Frostnächte Mitte April ließen zwar in tiefen Lagen vereinzelt Bestände erfrieren, im Großen und Ganzen gab es aber kaum Probleme. Thomas Riehl, Geschäftsführer des Vereins Fränkische Obstbauern, spricht von einer guten Ernte.

    Gute Ernte erwartet

    Nach den Kirschen liegt der Schwerpunkt jetzt auf Beeren – Johannisbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren – und eben auf Zwetschgen, bevor dann Äpfel folgen. Riehls Ausblick auf die nächsten Wochen erfreut: „Es gab keine größeren Fröste und eine starke Blüte bei Zwetschgen und Äpfeln. Das dürfte mengenmäßig eine gute Ernte geben.“ In Ziffern bedeutet „eine gute Durchschnittsernte“ etwa 80 000 Dezitonnen Zwetschgen, die für 2014 auf den rund 600 Hektar Anbaufläche in Franken erwartet werden.

    Leo Weiglein gehört zu den Obstbauern, denen der Frost schon ein bisschen Probleme gemacht hat. „Die Frühsorten waren nicht so gut, mit der Sorte Katinka wird es jetzt besser“, sagt er. Vom Regen erwartet er keine größeren Schäden, denn da sind Zwetschgen im Vergleich zu Kirschen relativ unempfindlich. Sie platzen nur auf, wenn es wirklich ganz viel regnet. Deshalb lohnt es sich auch nicht, eine extra Schutzplane über den Bäumen aufzuspannen, wie es beispielsweise bei Kirschen manchmal gemacht wird.

    Wie Riehl erwartet Weiglein bei seinen Zwetschgen eine durchschnittliche Ernte – und durchschnittliche Preise. Die kann man mit Zwetschgen nicht immer erzielen. Es gab schon Jahre, in denen die Erzeuger gerade mal 30 Cent pro Kilo bekamen. Da lohnt es sich eigentlich nicht, Frucht für Frucht mit der Hand vom Zweig zu pflücken. Denn Zwetschgenernte ist bei den Weigleins Handarbeit. Das übernimmt zum großen Teil die Familie. Aber es gibt größere Betriebe, die auf Saisonarbeiter zurückgreifen. Die Mindestlohndebatte stimmt Weiglein da schon nachdenklich: „In manchen Jahren werden einige Sorten dann nicht mehr geerntet werden“, befürchtet er.

    Knorrige Äste

    Auf Weigleins Wiesen stehen Bäume verschiedensten Alters. Zwischen dicken, knorrigen Ästen ragen die noch zarten Stämmchen junger Bäume hervor. Immer wieder mal probiert der Geesdorfer neue Sorten aus. Gepflanzt werden dann immer nur einige wenige Bäume. Denn ob sie tragen, ist von Region zu Region unterschiedlich. Das hängt vom Klima und vom Boden ab. Läuft die Sorte gut, pflanzt er nach, wenn nicht, ist der Schaden nicht allzu groß.

    Es ist wichtig für Obstbauern wie ihn, verschiedene Sorten anzubauen. Die Saison ist lang, dauert in der Regel von Juli bis etwa Oktober. Die ganze Zeit über werden frische Früchte gebraucht: „Die Bäckereien wollen ja beliefert werden.“ Fränkischer Zwetschgenplootz geht immer gut über den Ladentisch. Egal ob mit Katinka, Ruth oder Herman.

    Rund um die Zwetschge

    Das Anbaugebiet: Über 90 Prozent der in Bayern produzierten Zwetschgen stammen aus Franken. Die Anbaufläche beträgt rund 600 Hektar. Hauptanbaugebiet in Bayern ist die Mainschleife bei Volkach. Die Erntemenge ist stark witterungsabhängig und schwankt zwischen 40 000 und 120 000 Dezitonnen. 2014 wird mit einer guten Durchschnittsernte von etwa 80 000 Dezitonnen gerechnet.

    Die Sorten: In Franken werden etwa 50 verschiedene Zwetschgensorten angebaut. In der letzten Juni-Woche hat die Ernte mit den Frühsorten „Ruth Gerstetter“ und „Herman“ begonnen, derzeit wird die Sorte „Katinka“ geerntet, es folgen die Sorten „Ersinger“ und „Tegera“. Die 14-wöchige Saison wird mit der Sorte „Presenta“ beendet, die etwa eine Woche nach der Hauszwetschge reift.

    Tipp für den Einkauf: Die Früchte schmecken reif am besten. Deshalb sollte der Verbraucher beim Einkauf darauf achten, dass sie gut ausgefärbt und nicht zu hart sind. Den weißen Film auf der Außenhaut nennt man Beduftung. Es handelt sich um eine natürliche Wachsschicht, die die Früchte vor dem Austrocknen schützt.

    Pflaume oder Zwetschge: Zum Formenkreis der Zwetschge gehören auch Pflaumen, Mirabellen und Renekloden, in Franken Ringlo genannt. Die Übergänge zwischen Zwetschgen und Pflau- men sind fließend. In der Regel sind Pflaumen eher rundlich, Zwetschgen länglich. Pflaumen besitzen eine ausge- prägte Bauchnaht, Zwetschgen nicht. Das Fleisch der Zwetschge ist meist fester, der Stein lässt sich besser lösen. Quelle: Fränkische Obstbauern e.V., Info www.fraenkische-obstbauern.de

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