Wahrscheinlich ist es nicht allzu mutig, sich in eine Affen-Anlage zu wagen. Erst recht nicht, wenn der Obertierpfleger neben einem steht. Ein paar Scheinangriffe gibt es dann aber doch – aber vielleicht ist das auch nur Einbildung. Auf alle Fälle sind wir gerade hoffnungslos unterlegen – zwei gegen 47. Dass die Tierchen auch anders können, zeigt sich beim Verlassen der Anlage: Der Feind ist in die Flucht geschlagen, aus 47 Affenkehlen setzt triumphales Sieges-Gekreische ein. Was sich in etwa so anhört, als kämen gleich ein paar Steine hinterher geflogen.
Ein bisschen Dramatik am Anfang kann nicht schaden, auch wenn alles vielleicht gar nicht so wild war. Zumindest nicht für Berberaffe Nummer 48, den das Eindringen des Fotografen herzlich wenig interessiert hat. Das Affen-Baby kam am 19. Mai zur Welt. Es wird nicht der einzige Nachwuchs in diesen Monaten bleiben: Bis zu sieben Tiere werden jedes Jahr in der Affen-Kolonie des Geiselwinder Freizeitparks geboren. Eine Zahl, die Cheftierpfleger Martin Wirsching ein Lächeln ins Gesicht treibt. Denn obwohl er für über 600 Tiere in dem Park verantwortlich zeichnet, sind die Affen so etwas wie seine Lieblinge.
„Die Begeisterung für die Affen geht durch alle Altersgruppen“
Brigitte Mahr Freizeitland-Marketing-Chefin
Affe in Geiselwind – das scheint nicht das Allerschlechteste zu sein. Manchmal, wenn der Strom ausfällt und der Elektrozaun seinen Schrecken verliert, türmt das eine oder andere Äffchen – um dann reuevoll zurückzukehren. Was mit dem Speiseplan zu tun haben könnte, auf den wir gleich einen indiskreten Blick werfen.
Vielleicht liegt es aber auch an der Anlage selber: ein kleines Affen-Paradies. Mit allem, was man als Springinsfeld so brauchen kann: Kletterbäume, Seile, überdachte Schlafplätze und in der Mitte ein Gemeinschaftshaus, in dem überwintert wird. Sogar ein Schiff gibt es, das sich MS Banana nennt und auf dem jeden Morgen um 10 Uhr frei Haus ein leckeres Menü serviert wird.
Der tägliche Speiseplan: 60 Äpfel, 50 Bananen, vier Kilo Affen-Spezialfutter, 20 Karotten, zwölf Orangen, zehn Birnen, sechs Salat-Köpfe, fünf Paprika, ein halbes Kilo Rosinen, Trauben, zwei Eimer Erdnüsse, Sellerie, Zwiebeln, ein Korb Gras, Brötchen und Mehlwürmer. Gerne auch mal Weide- oder Birkenzweige. Alles in allem gut 20 Kilo. Wobei süße Sachen – da geht es dem Affen nicht anders als dem Menschen – als erstes weggeknabbert werden.
Ein Blick in die Anfänge: Die Idee, ein Affen-Reservat zu errichten, hatte Senior-Chef Ernst Mensinger. 1972 erstand er ein Dutzend von den einzigen in Europa – auf den Felsen von Gibraltar – frei lebenden Affen. Ansonsten sind die Tiere eher selten und standen lange Zeit auf der roten Liste der bedrohten Tierarten.
In den Anfangsjahren gab es in Geiselwind noch direkten Kontakt, die Besucher konnten durch die Anlage spazieren. Bis die Affen ihre uneingeschränkte Liebe zu glitzernden Sachen entdeckten und sich die Zweibeiner regelrechten Überfällen ausgesetzt sahen. Weshalb schließlich die 4,50 Meter hohe Aussichtsplattform errichtet wurde. Seither behalten die Besucher neben den Glitzersachen auch den Überblick.
Zähneklappern
Der Berberaffe, so sagt es das Lexikon, nennt sich auch Magot und gehört zu den schwanzlosen Primaten. Er wird gut 20 Jahre alt und fühlt sich in Horden am wohlsten. Weshalb Verbände von 20 bis 80 Tieren das Affenherz höher schlagen lassen. Die Info-Tafel an der Aussichtsplattform mahnt, sich von den Gesten der Tiere nicht täuschen zu lassen. Das Hochziehen der Lippen samt Zähneklappern ist demnach keineswegs als Drohung zu verstehen, sondern als ein befreites Lachen.
Im Moment hat es sich jedoch ausgelacht. Kaum sind die beiden Zweibeiner vertrieben, geht die interne Keilerei los. Rang-Kämpfe können schon mal bis aufs Blut geführt werden. Allerdings nur am Vor- oder Nachmittag, weil der Berberaffe an sich gerne ein ausgedehntes Mittagsschläfchen hält. Und bei sieben Schwangerschaften pro Jahr kann man schließlich nicht immer nur zanken.
Triumph-Geheul
Nicht nur bei Martin Wirsching stehen die Affen ganz hoch im Kurs. Kaum ein Besucher, der nicht ein Blick auf die MS Banana wirft. „Die Begeisterung geht durch alle Altersgruppen“, berichtet Brigitte Mahr. Die Marketing-Chefin weiß, was sie an ihren Affen hat. Weshalb es nicht immer ganz einfach ist, regelmäßig einige Tiere abgeben zu müssen: Für mehr als 50 Tiere ist die Anlage nicht ausgelegt.
Womit klar ist: Nummer 48 ist gerade noch so im Soll. Und auch wenn einen die Affen gerade mit Triumph-Geheul vertrieben haben: Ein Besuch bei den Magot hat etwas sehr entspannendes. Und fast ist es so, als würde man mit hochgezogenen Lippen samt Zähneklappern von dannen ziehen.
Mehr Infos unter www.freizeit-land.de oder bei der Info-Hotline Tel. (0 95 56) 92 11 92.