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MAINBERNHEIM: Der Gerstensaft floss hektoliterweise

MAINBERNHEIM

Der Gerstensaft floss hektoliterweise

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    So wurde in den 1930er-Jahren bei der Geburtstagsfeier von Hans Wolf im Schwarzen Adler gefeiert. Sitzend von links: Kurt Brandmann, Georg Büchlein, Gustl Rieß, Hans Wolf und Marie Jaeger. Stehend von links: Martin Enk, Hans Küfner und Willi Rieß.
    So wurde in den 1930er-Jahren bei der Geburtstagsfeier von Hans Wolf im Schwarzen Adler gefeiert. Sitzend von links: Kurt Brandmann, Georg Büchlein, Gustl Rieß, Hans Wolf und Marie Jaeger. Stehend von links: Martin Enk, Hans Küfner und Willi Rieß. Foto: Foto: Archiv Kurt Kraus

    Wenn heute vom Weinlandkreis Kitzingen die Rede ist, dann war das vor rund 300 Jahren auch schon so. „Damals nahm Bier nach dem Wein erst die zweite Stelle auf der Getränkekarte ein, und zwar vorwiegend in den Ortschaften, die von den Markgrafen von Ansbach geprägt wurden“, sagt Kurt Kraus, der seit Jahrzehnten ein Archiv zur Mainbernheimer Geschichte aufbaut und pflegt.

    Brauereien gab es unter anderem in Kleinlangheim, Marktsteft, Michelfeld, Obernbreit, Prichsenstadt – und eben in Mainbernheim. Wenn mit der Brau-Schmiede nun anno 2018 wieder eine kleine Privatbrauerei ihren Betrieb aufnimmt, wird damit nach einer 33 Jahre währenden Unterbrechung eine Tradition wieder aufgenommen.

    Das Zeichen der Brauer

    Die Spuren der Mainbernheimer Brauerei-Historie sind nur für Kenner nachvollziehbar. Wer würde beispielsweise das sechszackige Zeichen, das heute noch im Wirtshausschild des seit einigen Jahren geschlossenen Gasthaus Schwarzer Adler in der Mainbernheimer Herrenstraße zu sehen ist, als Hinweis erkennen? Was für viele wie ein jüdischer Davidsstern aussieht, ist aber das Zunftzeichen der Brauer und hängt dort bereits seit 1771, wie Kurt Kraus recherchiert hat. „Bereits 1706 wurde der damalige Bäckermeister Johann Mulzer als Adlerwirt mit Weinausschenken und Bierbrauen in alten Dokumenten erwähnt“, erklärt der Archivar.

    Im selben Jahr erwarb der Bierbrauer Hans Pfeuffer vor dem Oberen Tor einen unbebauten Platz, um ein Brauhaus und Gasthaus zu errichten. Der Gasthof wechselte im Lauf der Jahrzehnte immer wieder die Besitzer, die auch selbst gebrautes Bier kredenzten. Gebraut wurde allerdings nur bis ins Jahr 1918.

    Dafür setzte man im Löwen fortan auf Restaurant, Gästezimmer, Kegelbahn und ab 1929 auf eine Tankstelle. Den Goldenen Löwen gibt es heute noch, er wird in der mittlerweile fünften Generation von der Familie Bauer/Fink weiter geführt.

    Eingekehrt werden kann ebenfalls noch im Gasthaus Zum Falken am Vierröhrenbrunnen in der Mainbernheimer Altstadt. Der erste Falkenwirt war laut Kurt Kraus? Aufzeichnungen Michael Düll im Jahr 1810, der beim Magistrat der Stadt nach Land ersuchte, um dort einen Felsenkeller zur Lagerung seines Bieres und des Natureises einzurichten. Die Falkenwirte besaßen zudem Äcker, Wiesen und Weinberge in der Gemarkung Buschen, in denen auch ein eigener Hopfengarten zu finden war. Der im Brauerstern sitzende Falke im Wirtshausschild verweist noch heute auf die Bierbrau-Tradition des Falken, die 1957 endete.

    Am 12. Juni 1843 erhielt der Bierbrauer und Weinwirt Andreas Zehnder vom Mainbernheimer Magistrat die Konzession zur Gastwirtschaftsbetreibung auf seinem Anwesen außerhalb des Oberen Tores. Diese sieht man auch heute noch an dem markanten Gebäude. Und das Schützenhof-Bräu war geboren. Das Anwesen sollte im Laufe der Jahre mehrfach umgebaut und erweitert werden sowie die Besitzer wechseln. 1978 erhielt Johann Michael Jaeger die Bierbraugerechtigkeit, 1911 übernahm Hans Gärtner mit seinem Schwager Konrad Jaeger den Schützenhof.

    Ab 1919 werden eine moderne Flaschenabfüllanlage und ein Biergarten aufgebaut. Hans Gärtners Tochter Else übernahm schließlich den Betrieb nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1949 und übergab diesen 1980 an ihren Sohn Hansjörg. Nach fünf Jahren allerdings wurde die Brauerei stillgelegt. Übrig bleiben neben dem typischen Schild noch jede Menge Gläser mit dem Aufdruck des Firmenlogos sowie Bierdeckel und andere Devotionalien, die von heimatbewussten Mainbernheimern heute gut gehütet werden.

    Das Schützenhof-Bräu hat jedoch noch einen Ableger: An der Fassade des Hauses an der Ecke Herrnstraße-Sonnengasse, in der sich heute die Bäckerei Schmitt befindet, wurde 1908 eine Firmentafel mit der Aufschrift Bürgerbräu August Jaeger angebracht. Der Sohn des Schützenhof-Bräu-Chefs Johann Michael wollte dort eine Brauerei mit Lokal einrichten. Der Magistrat der Stadt machte dem Brauerei-Spross jedoch einen Strich durch die Rechnung. Es sollte bei einer Schankwirtschaft bleiben.

    Die ehemaligen Krone

    Überhaupt ist die Geschichte der Mainbernheimer Gastwirtschaften noch um einiges reicher als alleine die der Brauereien. Hingewiesen sei noch auf die ehemalige Krone: Bis Mitte der 1990er-Jahre beherbergte das Anwesen Will in der Judengasse noch die gleichnamige Metzgerei. Dass es an selber Stelle einst ein Gasthaus mit Flaschenbierhandlung gegeben hatte, wissen heute nur noch die etwas älteren Mainbernheimer. Bis 1970 wurde hier regelmäßig versammelt und gezecht. Doch das ist eine andere Geschichte . . .

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