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MARKT EINERSHEIM: Der Jäger des verborgenen Ekels

MARKT EINERSHEIM

Der Jäger des verborgenen Ekels

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    Nicht ganz echt: Nur gestellt ist diese Aufnahme und auch die Ratte, die scheinbar gerade auf die von Reinhold Lechner aufgestellte Falle zuläuft, ist ein Plüschtier. Mit Plüschtieren hat der Schädlingsbekämpfer eher wenig zu tun, dafür aber mit allem möglichen Getier von der Ameise und Hausmaus über die Kakerlake bis hin zum Kugelkäfer.
    Nicht ganz echt: Nur gestellt ist diese Aufnahme und auch die Ratte, die scheinbar gerade auf die von Reinhold Lechner aufgestellte Falle zuläuft, ist ein Plüschtier. Mit Plüschtieren hat der Schädlingsbekämpfer eher wenig zu tun, dafür aber mit allem möglichen Getier von der Ameise und Hausmaus über die Kakerlake bis hin zum Kugelkäfer. Foto: Fotos: Ralf Weiskopf

    Krabbelt und kriecht es im Garten, freut sich der Naturliebhaber und der Fachmann spricht von Biodiversität. Anders sieht es aus, wenn es in der Wohnung, in Küchenschränken oder in Geschäftsräumen „lebendig“ wird – da hört selbst beim größten Naturfreund der Spaß auf.

    Wenn Ameisen, Mäuse, Kakerlaken, Kugel- oder Messingkäfer, Lebensmittelmotten oder Katzenflöhe die Küche bevölkern, Schwärme von Wespen den Aufenthalt auf der Terrasse zur Qual oder das Öffnen von Fenstern unmöglich machen, dann sind Männer wie Reinhold Lechner gefragt. Der Markt Einersheimer arbeitet seit 14 Jahren als Schädlingsbekämpfer und Desinfektor. Vor einem Jahr hat er sich selbstständig gemacht.

    Was bei den meisten Menschen Abscheu und Ekel erregt, ist für ihn – symbolisch gesehen – das tägliche Brot. Unauffällig bleiben heißt die Devise, wenn Lechner mit seinem roten VW-Bus zum Einsatz gerufen wird. Wenn es um Schädlingsbekämpfung geht, ist Diskretion das oberste Gebot: „Viele Menschen schämen sich, wenn bei ihnen Ungeziefer auftritt.“

    „Ungeziefer wird immer noch mit Dreck, Schmutz und Abfall in Verbindung gebracht“. Dabei ist fast jeder Haushalt irgendwann schon mal von Ungeziefer befallen worden, auch wenn es keine genaue Zahlen darüber gibt. Die Angst der Betroffenen, in Verruf zu geraten, ist groß. „Da hilft auch noch so gründliches und häufiges Putzen nichts“, weiß der Kammerjäger. Schädlingen ist es egal ob man in einem Alt- oder Neubau wohnt und die meisten Menschen wissen lange Zeit gar nichts von ihren Mitbewohnern.

    Viele Arten, wie beispielsweise die Lebensmittelmotten, die am häufigsten in deutschen Küchenschränken anzutreffen sind, wie eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg ergeben hat, werden mit den Einkäufen mit nach Hause gebracht. Ihre Larven befallen je nach Art, Müsli, Mehl, Nudeln, Nüsse, Kakao aber auch Trockenobst und andere Lebensmittel. Wenn die Hausfrau die Gespinste der Motten, oder die kleinen, 16-beinigen weißen Würmer mit dem dunkeln Kopf entdeckt, ist es schon zu spät. Befallenen Lebensmittel sind ungenießbar, die Schädlinge können Pilze und Milben übertragen, die Allergien oder Darmerkrankungen auslösen können. Da hilft nur eins, alles was befallen ist, wegwerfen und Schränke gründlich reinigen.

    „Die chemische Keule als Mittel steht erst ganz am Ende der Skala.“

    Reinhold Lechner Schädlingsbekämpfer

    Der Fachmann unterscheidet zwischen Vorratsschädlingen, Materialschädlingen und Gesundheitsschädlingen. Damit sie sich gar nicht erst groß ausbreiten, hat der Gesetzgeber zahlreiche Vorschriften erlassen. So unterliegen beispielsweise Metzgereien, Bäckereien, Gastronomiebetriebe aber auch Lebensmittelmärkte einer regelmäßigen Überwachungen, müssen diese protokollieren und Nachweise erbringen dass sie ihre Produktions-, Verkaufs- und Lagerräume regelmäßig untersuchen lassen.

    Ähnliches gilt für landwirtschaftliche Betriebe oder Lagerhäuser, berichtet Lechner. Doch nicht nur dort, sondern auch in Betrieben, die rein gar nichts mit Lebensmitteln zu tun haben, findet der Schädlingsbekämpfer ein weites Aufgabenfeld. So ist es schon vorgekommen, dass Mäuse sich über Kabelschächte in Bürohochhäusern verbreitet haben und angefressene Kabel ganze Betriebe lahm legten. Zahlreiche Großbetriebe lassen deshalb ihre Gebäude regelmäßig überwachen. Das Arsenal das dem Schädlingsbekämpfer dabei zur Verfügung steht, ist fast so groß wie die Artenvielfalt der Schädlinge. Mit Klebefallen beispielsweise lässt sich leicht feststellen, ob überhaupt unliebsame Gäste vorhanden sind, erklärt der Fachmann. Es gibt Fraßköder gegen Ratten, Gel-Präparate gegen Kakerlaken aber auch die gute alte Mausefalle kommt nach wie vor zum Einsatz. Allerdings nicht nach dem Motto „mit Speck fängt man Mäuse“ verrät Lechner. Sein Rezept heißt „Nutella“. „Während die Maus ein Stück Käse oder Speck schnell wegziehen kann, muss sie die klebrige Nuss-Nougatcreme wegknappern. Dann schlägt die Falle zu“, so der Fachmann. „Die chemische Keule als Mittel steht erst ganz am Ende der Skala, denn auch bei der Schädlingsbekämpfung kommen die geltenden Tier- und Naturschutzgesetze zur Anwendung.“

    Wird Lechner beispielsweise um Hilfe gerufen, weil sich hinter einer Wandverkleidung ein Wespennest befindet, sich im Garten Hornissen breit gemacht haben, oder Ameisen ihren Hügel dort bauen, heißt es, Schutzkleidung anziehen, die Nester möglichst komplett einsammeln und dorthin bringen, wo sie keine Menschen schädigen können.

    Tipps von Schädlingsbekämpfer Reinhold Lechner

    Das steht fest: Ganz sicher ist niemand vor Schädlingen. Schädlingsbekämpfer Reinhold Lechner hat einige Tipps und Tricks unsere Leser zusammengestellt, wie man sich vor den unliebsamen Hausgenossen schützen kann:

    • Fliegengitter vor Fenstern verhindern das Eindringen von Fliegen, Wespen und Ameisen. Ritzen und Löcher im Mauerwerk sollte man mit Silikon abdichten.

    • Brotkrümel, Mehlstaub und andere Lebensmittelreste in der Küche sofort entfernen. Abfälle auf keinen Fall über Nacht offen stehen lassen, in Zeitungspapier einwickeln und gleich in der Tonne entsorgen.

    • Mit Schädlingen befallene Lebensmittel sofort in die Abfalltonne außerhalb der Wohnung bringen.

    • Lebensmittel in verschlossenen Gefäßen lagern. Denn selbst durch Papier, Kunststoffe oder dünne Alufolien beißen sich die Schädlinge problemlos durch.

    • Nicht zu große Vorratsmengen einkaufen, dann ist auch die Wahrscheinlichkeit des Befalls gering.

    • Plätze von Haustieren sauber halten denn Hausstaubmilben lieben Haare und Hautschuppen.

    • Keine ungewaschene oder ungelüftete Wäsche in Schränke hängen. Schweißgeruch und Hautschuppen ziehen Motten an.

    • Wohnung und Vorratsschränke regelmäßig lüften. Schädlinge lieben es feucht und warm, Motten, Milben und Co. mögen keine Zugluft.

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