Vor einer Woche ging die Meldung durch die Presse: Das evangelische Gemeindehaus in Marktbreit ist verseucht, muss sofort geschossen werden. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) sind in der Luft im Gebäude in einer so hohen Konzentration, dass gehandelt werden musste. In einer Sondersitzung beschloss der Kirchenvorstand das Gemeindehaus zu schließen.
Eine Woche später dann Pressegespräch mit den Pfarrern, dem Vertrauensmann des Kirchenvorstands, Kurt Schlegelmilch und Hausmeister Werner Rupp. Dieser schlechte Geruch im Raum, so Barraud-Volk, ließ sich auch nicht durch dauerhaftes Lüften vertreiben. In dem rund 100 Quadratmeter großen und rund sechs Meter hohen Gemeindesaal zog nach viertelstündigem Öffnen der großen Schiebetüren keine gute Atmosphäre ein. Also wurde entrümpelt: Im Laufe der Jahre sammelt sich in so einem Gemeindezentrum natürlich so einiges in Schränken und Lagerräumen an, mehrere Container wurden abgefahren – der Mief blieb. Auch ein behobener Kanalschaden brachte keine Besserung.
Mit dem vielen Holz im Raum – Boden, Decke und Fenster – da könnte Lindan im Spiel sein, so der nächste Gedanke. Also wurden Proben vom Holz genommen und untersucht. Lindan? Fehlanzeige, dafür erste Hinweise auf PAKs, vor allem auf das krebserregende Benzoapyren, das in sehr hoher Konzentration vorlag. Das umgehend informierte Gesundheitsamt riet zu einer Frischstaubanalyse und deren Ergebnis war ernüchternd: Die gefährlichen Stoffe sind nicht nur im Holz, sie sind überall im Gebäude in der Luft. Als Quelle für die Stoffe wird der teerhaltige Kleber des Bodenparketts vermutet. Solange das Parkett noch versiegelt war, gab es wohl keine Probleme, doch im Laufe der Jahre ging der Lack ab, der Weg für die PAKs war frei.
„Die einfachste Lösung wäre, den Boden raus zu machen.“
Thomas Volk Pfarrer in Marktbreit
„Die einfachste Lösung wäre, den Boden raus zu machen“, sagt Pfarrer Thomas Volk. Doch dabei kann es nicht bleiben: Die Wände und der Keller sind feucht, Kanal und Elektroinstallation veraltet, die Fenster undicht, Wärmedämmung ist ebenfalls Fehlanzeige. Wenn, so ist sich der Kirchenvorstand einig, dann muss schon richtig saniert werden. Welchen Umfang diese Sanierung haben wird, welche Kosten dabei auf die Gemeinde zukommen und wie lange die evangelische Kirche auf ihr Gemeindehaus verzichten muss – das alles sind offene Fragen.
Die müssen jetzt zusammen mit einem Architekten ebenso geklärt werden, wie die Fragen nach Zuschussmöglichkeiten. Natürlich haben die Verantwortlichen die Hoffnung, im nächsten Jahr mit der Sanierung beginnen und sie vielleicht auch abschließen zu können. Denn solange das Haus nicht zur Verfügung steht, gibt es in der Marktbreiter evangelischen Kirchengemeinde kein geregeltes Gemeindeleben.