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IPHOFEN: Der Träumer aus Sachsen: Karl-May-Ausstellung

IPHOFEN

Der Träumer aus Sachsen: Karl-May-Ausstellung

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    Der Verleger: Bernhard Schmid, Chef des Karl-May-Verlages, bei der Ausstellungseröffnung.
    Der Verleger: Bernhard Schmid, Chef des Karl-May-Verlages, bei der Ausstellungseröffnung.

    Der Erfolg eines Buchautors lässt sich im Prinzip ziemlich einfach nachvollziehen – an der Auflagenhöhe seiner Bücher. Daran gemessen war der Schriftsteller Karl May, geboren 1842 im sächsischen Ernstthal, noch zu Lebzeiten ein gemachter Mann. Wer die fast abgöttische Liebe seiner Leser verstehen will, der muss nur mal einen Blick auf die Fotos werfen, die seine Fans ihm zu seinem Wohnsitz in Radebeul schickten: „Wir lesen nur Dr. Karl May's Reiseerzählungen“ steht so zum Beispiel unter einem aus Oppeln abgeschickten Foto aus dem Jahr 1901, das zwei Buben mit stolzen Gesichtern und in Western-Kostüm zeigt.

    Was damals begann, reicht bis in die Gegenwart – Ende nicht abzusehen. 93 Bände der Gesammelten Werke Karl Mays verzeichnet der Bamberger Karl-May-Verlag und verspricht: „Die Reihe wird fortgesetzt.“ So zahlreich die Werke Mays sind, so vielfältig ist auch der Blick, mit dem Maler und Grafiker die Romane gesehen und in Bilder gefasst haben. Von der romantisch-schwärmerischen Farbzeichnung der frühen Ausgaben der 1880er und 1890er Jahre über den Symbolismus der Jahrhundertwende bis hin zu karikaturhaften Illustrationen reicht die Palette.

    Themenspektrum reicht über Winnetou weit hinaus

    Einen reichhaltigen Überblick darüber kann man sich zurzeit im Knauf-Museum in Iphofen verschaffen, wo am vergangenen Wochenende die Ausstellung „Karl Mays Traumwelten“ eröffnet wurde. „Grafik, Illustrationen von Winnetou und Co.“ lautet der Untertitel und ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn wenngleich auch die Winnetou-Romane heute bei vielen Zeitgenossen für das Werk Karl Mays stehen, so ist das Themenspektrum seiner Romane doch ungleich größer und reicht von so genannten Kolportageromanen („Das Waldröschen“) über die bekannten Reiseerzählungen bis hin zu Themen aus seiner sächsischen Heimat („Erzgebirgische Dorfgeschichten“).

    Dass das Knauf-Museum jetzt den Blick auf die Originalentwürfe zu den Illustrationen und somit auf echte Raritäten ermöglicht, ist laut Museumsleiter Markus Mergenthaler einem Zufall zu verdanken. Bei einem Fotojournalisten entdeckte er im Display der Kamera die Reproduktion einer Karl-May-Illustration – so entstand die Idee einer Ausstellung, die damit bundesweit wohl am Beginn verschiedener Würdigungen Karl Mays stehen dürfte: Der 100. Todestag des Schriftstellers steht unmittelbar bevor. Am 30. März 1912 war Karl May womöglich an einem unerkannten Lungenkrebs gestorben.

    Bis heute der meistgelesene Schriftsteller deutscher Sprache

    „Karl May, der meistgelesene Schriftsteller deutscher Sprache, begeistert noch heute immer wieder Leser von jung bis alt“, findet Markus Mergenthaler. Gleich zwei Räume hat das Museum deshalb für die Ausstellung reserviert; somit blieb noch Platz, außer zahlreichen Originalgrafiken auch noch Exponate aus dem Karl-May-Museum in Radebeul zu zeigen. Museumsleiter Mergenthaler hat Einiges an Reisekilometern zurückgelegt, um an die gezeigten Grafik-Raritäten zu kommen. Der Großteil der Bilder stammt freilich vom Karl-May-Verlag in Bamberg, der bis heute die berühmten grünen Bände mit den farbigen Deckelbildern herausgibt.

    Mit dessen Leiter Bernard Schmid war bei der Präsentation der Ausstellung am vergangenen Freitag ein kundiger Führer vor Ort. Schmids Verlag beschäftigt auch heute noch „Hauszeichner“, die das Kunststück fertigbringen müssen, sowohl den Intentionen des Verlags als auch den Wünschen der Karl-May-Fans zu folgen. Diesen Drahtseilakt bewältigte beispielsweise geradezu beispielhaft Carl Lindeberg (1876 bis 1961), der nach Zahl der Illustrationen der mit Abstand produktivste Zeichner des Karl-May-Verlags war.

    Homosexueller Künstler

    Ein ambivalentes Bild gibt bis heute der Künstler Sascha Schneider (1870 bis 1927) ab. Schneiders Titelbilder und Illustrationen entsprangen einem tiefen Symbolismus und – unübersehbar – der Homosexualität des Künstlers. Noch heute werden in der Karl-May-Gemeinde Schneiders Bilder entweder verehrt oder gehasst. Originalausgaben mit seinen Illustrationen gehören auf dem Antiquariatsmarkt gleichwohl zu den gesuchtesten Karl-May-Bänden.

    Die Faszination der Iphöfer Ausstellung besteht zweifellos in der Möglichkeit, die Originalentwürfe bekannter Karl-May-Illustrationen sehen zu können. Einige der Sascha-Schneider-Grafiken werden hier sogar erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

    Zur Ausstellung hat der Dettelbacher Josef-Röll-Verlag einen liebevoll gestalteten Katalogband herausgegeben. Das Besondere daran: Genauso wie in der Ausstellung kann sich der Betrachter per Hör-CD auf Karl Mays Traumreisen begeben. Ein Sprecher erzählt die zu den gezeigten Bildern passenden Passagen aus den jeweiligen Romanen. Und es zeigt sich: Winnetou & Co. sind noch lange nicht am Ende.

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