Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kitzingen
Icon Pfeil nach unten

SCHWARZACH: Der Wettlauf um Auszubildende

SCHWARZACH

Der Wettlauf um Auszubildende

    • |
    • |
    Die Qual der Wahl: Der Ausbildungsmarkt hat sich gedreht. Mittlerweile hat so mancherorts ein Wettlauf um Auszubildende begonnen. Eine Chance für Unternehmen sind Ausbildungsmessen – so wie die 15. Berufsbörse der Friedrich-Bernbeck-Schule in Kitzingen im Januar 2012, bei der 70 Firmen, Fachschulen, Behörden und Institutionen mit Messeständen vertreten waren.
    Die Qual der Wahl: Der Ausbildungsmarkt hat sich gedreht. Mittlerweile hat so mancherorts ein Wettlauf um Auszubildende begonnen. Eine Chance für Unternehmen sind Ausbildungsmessen – so wie die 15. Berufsbörse der Friedrich-Bernbeck-Schule in Kitzingen im Januar 2012, bei der 70 Firmen, Fachschulen, Behörden und Institutionen mit Messeständen vertreten waren. Foto: Archiv-Foto: Ralf Weiskopf

    Immer weniger Jugendliche und eine gute Auftragslage bei den Unternehmen haben dafür gesorgt, dass sich der Ausbildungsmarkt gedreht hat, lautete die Botschaft von Richard Paul, dem operativen Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Würzburg. Gemeinsam mit Berufsberaterin Christa Stadie und der Arbeitsvermittlerin Kirsten Schwarz stellte er am Montag in Schwarzach bei dem Modeunternehmen René Lezard die Bilanz 2012 des Ausbildungsmarktes vor.

    Demnach ist die Zahl der Ausbildungsstellen im Agenturbezirk Würzburg um vier Prozent gestiegen, während die Zahl der Nachfrager stagnierte beziehungsweise leicht rückläufig ist. Auf Würzburg bezogen bedeutet dies, dass auf 100 Bewerber 112 Ausbildungsstellen entfielen. Nicht ganz so positiv sieht die Bilanz für Kitzingen aus. Hier kamen auf 100 Bewerber 78 Ausbildungsstellen (Vorjahr 75).

    „Schulabgänger haben dadurch eine größere Auswahlmöglichkeit“, berichtete Christa Stadie. „Vor allem kleine und mittlere Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, den passenden Nachwuchs zu finden und die Zeiten, als man sich die besten Bewerber aussuchen konnte, scheinen der Vergangenheit anzugehören“, bestätigt Arbeitsvermittlerin Schwarz. Ein Trend, den auch Alexander Amend, kaufmännischer Leiter bei René Lezard, bestätigt. Immer mehr Unternehmen machten sich immer früher auf die Suche nach Nachwuchs. Stellenweise sei bereits ein regelrechter Wettlauf entstanden.

    Für Berufe und Branchen, die in der Gunst der Jugendlichen nicht so hoch angesiedelt sind, werden Unternehmen nicht umhin kommen, ihre bisherigen Einstellungsstandards zu überdenken, um sich Fachkräfte für morgen zu sichern, ist Stadie überzeugt. Bereits jetzt sei absehbar, dass das Ausbildungspotenzial in den kommenden Jahren knapper werden wird. Das Gebot der Stunde sei, dieses besser auszuschöpfen. Eine Lösung sei, auch leistungsschwächeren Jugendlichen eine berufliche Perspektive zu eröffnen, sagt Paul.

    Dies werde Ausbilder vor neue Herausforderungen stellen und das Engagement von Betrieben, Schulen, Kammern und der Arbeitsagentur fordern um den Ausbildungserfolg zu sichern. Ein weiterer Ansatz, der derzeit von der Berufsberatung verfolgt werde, sei eine rechtzeitige und zielgerichtete Berufsorientierung der Jugendlichen. „Jugendliche sollen befähigt werden, eine überlegte und nachhaltige Berufswahl zu treffen und sich ihrer Chancen bewusst sein“, so Stadie.

    Bereits seit längerem versuche man mit gemeinsamen Aktionen, wie Berufsbörsen, Aktionstagen, oder Elterninformationstagen Jugendliche und Arbeitgeber gleichermaßen anzusprechen, berichtete Paul. Jugendliche sollen sensibilisiert werden, sich für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben noch mehr anzustrengen und Arbeitgeber sollen ermutigt werden, freie Ausbildungsplätze nicht unbesetzt zu lassen. Immer mehr Ausbildungsbetriebe gingen inzwischen selbst in die Offensive, organisierten hausinterne oder verbundweite Ausbildungsmessen oder nutzten Social Media, um Interessenten zu gewinnen.

    Trotz einer deutlichen Verbesserung auf dem Ausbildungsmarkt gelinge es nicht allen Jugendlichen, sofort eine Ausbildungsstelle zu bekommen, berichtete Stadie. Für solche Jugendliche mit Anlaufschwierigkeiten gebe es im gesamten Agenturbereich Lehrgänge zur Berufsvorbereitung. Dies geschehe durch Praktika und Theorie in den Bereichen Metall, Holz, Bau und Handel, aber auch durch das Nachholen des Hauptschulabschlusses. Freie Plätze gebe es noch für die Einstiegsqualifizierung. Hier erhalten Jugendliche während eines sechs- bis zwölfmonatigen Praktikums eine Vergütung und sind sozialversichert, so Arbeitsvermittlerin Schwarz. Das Praktikum könne auf eine sich eventuell anschließende Ausbildungszeit angerechnet werden. Derzeit seien zudem noch 30 Ausbildungsstellen unbesetzt.

    Alexander Amend und die Personalreferentin bei René Lezard, Julia Kirchner, sind sich mit Paul von der Arbeitsagentur einig, dass Sozial- und Fachkompetenz zwingende Voraussetzungen für eine berufliche Laufbahn sind. Das Unternehmen mit 250 Mitarbeitern am Standort Schwarzach bildet dort derzeit 26 Jugendliche zu Industriekaufleuten, Modenäherinnen, Verkäuferinnen, Fachkräften für Lagerlogistik, Fachinformatikern und Kaufleuten für Bürokommunikation aus.

    Amend und Kirchner teilen mit Paul die Erfahrung, dass viele Jugendliche keine Vorstellung davon haben, was in einem Unternehmen auf sie zukommt. Der Übergang aus einer Gruppe in der Schule heraus ins richtige Leben mit Achtstundentag sei für manche schwierig.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden