Der Markt Kleinlangheim hat zwei berühmte Söhne: August Friedrich und Carl Crämer, in Kleinlangheim geboren und aufgewachsen, waren im 19. Jahrhundert bekannte Persönlichkeiten. Carl hatte höchste Ämter inne und wurde Ehrenbürger in Nürnberg. Der andere, ein Revolutionär, wurde später Theologieprofessor in den USA. In Kleinlangheim gibt es seit neuestem am Geburtshaus der Crämer-Brüder in der Hauptstraße, in dem jetzt die Familie Braun wohnt, eine Gedenktafel, auf der auch zu lesen ist, dass die Lebensgeschichte der Crämer-Brüder den Weg vom Feudal- zum Freistaat in Bayern widerspiegelt.
Am Samstagabend lud die Gemeinde anlässlich des 200. Geburtstages von Carl Crämer zu einem Empfang im Rathaus. Monika Conrad, die sich seit Jahren auch mit der Geschichte der Gebrüder Crämer beschäftigt, auf die sie 2005 zusammen mit Robert Neußner gestoßen war, und Professor Wolfgang Crämer aus Rosenheim, ein Urenkel von Carl, erzählten interessante Details aus dem Leben der Crämers. Monika Conrad ging dabei auch auf damalige Lebensumstände ein, als Frauen in der Öffentlichkeit nicht zu Wort kamen "und leider sind diejenigen viel zu wenig bekannt, die damals für Freiheit und Demokratie kämpften". In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wuchs der Widerstand gegen die Feudalherrschaft und 1833 beim Sturm auf die Frankfurter Konstablerwache war auch August Friedrich dabei, der zunächst zum Tode verurteilt und dann freigekauft wurde, bis er schließlich in Amerika zu den Gründern der Stadt Frankenmuth gehörte. Carl Crämer wurde Mitglied des bayrischen Landtags und des Reichstags, gilt als "Vater des bayrischen Eisenbahnnetzes und war Mitbegründer der bayrischen Fortschrittspartei".
Unter dem Applaus zahlreicher Ehrengäste ernannte Professor Crämer Monika Conrad zum "Ehrenmitglied unserer Familie". Aus deren Geschichte vor den berühmten Crämer-Brüdern erzählte er, dass deren Vorfahren aus Mittelfranken nach Prichsenstadt flüchteten, dort vier Familienzweige entstanden, "die auch als Wirtsleute den Ort mitprägten". Johannes Crämer zog dann nach Kleinlangheim, wo er 1806 heiratete und Bürgermeister wurde. Der Ehe entstammten neun Kinder, von denen nur drei überlebten, davon August Friedrich und Carl. Ersterer studierte in Erlangen, wurde nach dem Sturm auf die Konstablerwache zu Festungshaft verurteilt und kam 1838 auf Kaution wieder frei. Nach Arbeit in England als Lehrer und Erzieher war er in den USA als Indianermissionar tätig "und erwarb sich große Verdienste für die lutherische Kirche in den USA". Er musste schwere Schicksalsschläge hinnehmen, als zum Beispiel fünf seiner Enkelkinder an Cholera starben. Viele seiner Nachfahren wurden Pastoren.
Carl Crämer machte in Nürnberg Karriere, war Fabrikant und neben den schon erwähnten Mitgliedschaften in Land- und Reichstag gehörte er dem Zollparlament an. Er wurde 1878 Ehrenbürger von Nürnberg und bekam den Adelstitel als Freiherr. "Er war eine große Persönlichkeit, unglaublich beliebt und wäre heute sicher ein großer Europäer", wie Professor Crämer seinen Vorfahr schilderte.
Das Wirken der Gebrüder Crämer würdigten auch Bürgermeisterin Gerlinde Stier und stellvertretender Landrat Paul Streng, der sich auch mit herzlichen Worten bei allen bedankte, die vor allem im Landkreis Kitzingen mit Ausstellungen und Veranstaltungen die Einführung der Verfassung in Bayern vor 200 Jahren und den Kampf um Toleranz und Demokratie wieder ins Bewusstsein riefen. Der ganze Saal sang zur musikalischen Begleitung von Valentina Zielonka zum Abschluss das Lied "Die Gedanken sind frei", ehe man sich über die Gebrüder Crämer und die Zeit in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bei der Ausstellung im Torhaus der Kirchenburg weiter informieren konnte.