Singen und musizieren im schönen Schlosshof – und dazu noch launige Einblicke ins fränkische Brauchtum: Die Tradition des "Sänger- und Musikantentreffens" auf dem Schwanberg wird heuer 25 Jahre alt. Musik- und Gesangsgruppen aus ganz Unter- und auch aus Mittelfranken haben in dieser Zeit auf dem "heiligen Berg" musiziert, darunter klangvolle Namen wie die Maintalsänger Marktbreit, die Geschwister Then aus Sommerach, die Frankobarden, der Landfrauenchor Kitzingen oder die Pfarrgasssänger Kleinlangheim. Seit jeher führt Reinhard Hüßner durch das Programm, zu dem es stets gehört, spannende "Gschichtli" aus der Region zu präsentieren. Sieben Lieblingsbegebenheiten verrät Hüßner heute – und lädt Jung und Alt damit zum 25. Fränkischen Sänger- und Musikantentreffen an diesem Sonntag, 20. August, ein.
1. Wenn "Schäufeli" ganz ohne Fleisch gemeint sind

"Rund um die Kartoffel" war einmal das Thema des Treffens. Reinhard Hüßner erinnert sich: "Ich fragte das Publikum: 'Was sind Schäufeli'? Prompt kam die Antwort: 'Ein Stück Schweineschulter'." Das stimmt aus heutiger Sicht natürlich, allerdings brachte Hüßners Erläuterung viele Besucher ins Staunen: "Früher – und teilweise auch heute noch – bezeichnete man Röstkartoffeln als Schäufeli."
2. Wenn Spitznamen für Dörfer Scham hervorrufen

Bei seiner Recherche-Fahrt zum Thema Ortsspitznamen kam Hüßner auch durch ein Dorf, in dem eine sehr interessierte und rüstige Seniorin ihm bereitwillig Auskunft gab. "Aber als es um Eichfeld ging, zögerte sie plötzlich." Auf erneutes Fragen hielt sie sich die Hand vor den Mund, "fast, als ob sie etwas Verbotenes verraten würde", erzählt der Wiesenbronner. Es habe energischen Nachfragens bedurft, ehe die gute Frau geheimnisvoll raunte, dass Eichfeld das einzige evangelische Dorf in der Nachbarschaft sei und deshalb "Martl" genannt werde – wegen dem Reformator "Martl" Luther.
3. Wenn ein "ü" eher wie ein "e" klingt

Bei den Vorbereitungen für das Sänger- und Musikantentreffen bat Hüßner einmal eine Schwanbergsschwester, drei "Becher vom Schwamberch" als Geschenk für Mitwirkende bereitzulegen. "Als es soweit war, staunte ich", erinnert sich der Organisator: "Auf dem Tisch standen statt drei Büchern drei Trinkgefäße mit einer Schwanbergsansicht."
4. Wenn Mundart mit dem Hochdeutschen kollidiert

In der Mundart wird oft viel feiner und nuancierter unterschieden als im Hochdeutschen, sagt der frühere Leiter des Mönchsondheimer Kirchenburgmuseums. Für "freches Mädchen" kennt die Mundart zum Beispiel jede Menge Varianten, je nachdem, wie genau die "Frechheit" aussieht: Geschtla, Nunschla, Gäß, Pritschla, Zuchtl, Luder, Drunschla, Sulln. "Dass die Besucher die Bedeutungen dieser Varianten kannten, bewies breites Schmunzeln."
5. Wenn Bremser in den falschen Mund gerät und der Herrgott seine Hände im Weinfass hat

Nach dem Musizieren sitzen die Mitwirkenden oft noch im Gewölbekeller des Schlosses beisammen. Einmal kam die Sprache auf Federweißen, also Bremser. "Als ich einen Musikanten aus Fürth fragte, ob er denn überhaupt wisse, was Bremser ist, bejahte er dies und folgerte messerscharf: 'Das ist eine Art Bremsflüssigkeit!'" Auch mit Winzern hat Hüßner interessante Erfahrungen gemacht. Beim Testen neuer Jahrgänge kommentierten die Erzeuger stolz "selbst gebaut!", wenn der Rebensaft gut geraten war. Ließ die Qualität dagegen zu wünschen übrig, hieß es: "Sou hattn der Herrgott wachs lass."
6. Wenn Französisches und Jüdisches ins Fränkische einzieht

Als es um französische und jüdische Wörter ging, die ins Fränkische Einzug hielten, staunten die Anwesenden nicht schlecht, als sie erfuhren: "Mucke-Fuck" stammt vom Französischen "mocca faux", bedeutet also falscher Mocca. Das bekannte fränkische Abschiedswort "Ade" gibt es erst, seit Napoleons Soldaten Franken besetzt hielten und schließlich "Adieu" sagten. Und woher kommen die Wörter "Schicks" für eine junge, modebewusste Frau und "Kaff" für ein kleines Dorf? Reinhard Hüßner hat es auf dem Schwanberg erklärt: aus dem jüdischen Wortschatz!
7. Wenn der Weg zur Freundin nicht durchs Fenster führt

Die "Bad Windsheimer Sänger und Spielleut" erfreuten mit dem Lied "Bua, wennst aufs Fensterln gehst" die Zuhörer. Darin geht es um einen Burschen, der per Leiter durchs Kammerfenster zu seiner Freundin gelangt. Reinhard Hüßner bezeichnete das Lied als "typisch mittelfränkisch" – die Unterfranken hätten nämlich schon Türen und seien nicht mehr auf Fenster angewiesen. "Das hat den Windsheimern gar nicht gefallen."
Sänger- und MusikantentreffenWann und wo: Fränkisches Sänger- und Musikantentreffen, Sonntag, 20. August, ab 17.30 Uhr im Innenhof des Schlosses Schwanberg. Mitwirkende: Pfarrgasssänger Kleinlangheim, Kärwemusikanten Wiesenbronn und weitere Gruppen aus der Region. Sprecher ist Reinhard Hüßner. Der Eintritt kostet 7 Euro.Infos: Schwester Dorothea Krauß, Tel: 09323/32-207, dkrauss@ccr-schwanberg.deQuelle: ldk