Architekt, Historiker, engagierter Kommunalpolitiker, Kosmopolit, Familienmensch: Diese Attribute lassen sich auf Nikolaus Arndt vereinen. Am Donnerstag feierte der Wiesentheider, der einst auch stellvertretender Landrat war, seinen 85. Geburtstag.
Viele Freunde und Weggefährten des weithin bekannten Jubilars übermittelten persönlich ihre Glückwünsche. „Du warst auf vielen Ebenen Vorreiter“, würdigte der stellvertretende Landrat und in der SPD-Spitze im Landkreis tätige Robert Finster Arndt als „anerkannte Persönlichkeit“.
Nikolaus Arndt wurde im ukrainischen Rowno geboren, musste im Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie flüchten und landete über manchen Umweg schließlich 1945 in Wiesentheid. Die Marktgemeinde wurde zu seiner Heimat und ist es nach wie vor.
„Mein Leben ist nicht so linear verlaufen. Es hat Abschnitte gegeben, die prägen einen, fordern einen aber auch“, sagte er einst über sich. Persönlich wie auch politisch hat der frühere Landrats-Stellvertreter einiges erlebt. Im Nachkriegs-Deutschland musste Nikolaus Arndt ganz von vorne beginnen. Er lernte als Maurer, wurde Architekt und baute ein Ingenieurbüro auf, das mittlerweile ein Sohn führt. 1953 heiratete er seine Elisabeth Mix, eine gebürtige Abtswinderin. Die Familie wuchs, heute zählen vier Kinder, sieben Enkel und drei Urenkel dazu.
Nikolaus Arndts Faible gilt besonders der Geschichte. Neben seinem Beruf studierte er später noch einmal drei Semester Geschichte mit dem Schwerpunkt Osteuropa. Nach wie vor forscht und liest der Hobby-Historiker gerne über seine einstige Heimat Wolhynien, genauso wie über Wiesentheid und den Landkreis Kitzingen. Nahezu jeden Tag sitzt er in seinem Büro.
Derzeit erstellt er einen Prospekt über die Zusammenhänge von Balthasar Neumann und Wiesentheid. Arndts eigene Geschichte hat er als Buch mit dem Titel „Suche nach Heimat“ heraus gegeben. Die Ideen gehen ihm nicht aus. „Ich habe bereits ein neues Projekt im Auge“, berichtete er Wiesentheids Bürgermeister Werner Knaier.
Fünf Sprachen spricht Nikolaus Arndt, der deswegen häufig als Anlaufstelle und Dolmetscher gerade für Menschen aus Osteuropa einspringt. Vielen hat er auf diesem Wege geholfen, nicht nur beim Erstellen von Studienarbeiten, sondern auch bei alltäglichen Dingen.
Einst zählte das Reisen zu den Hobbys von Nikolaus Arndt. So war er bereits in den sechziger Jahren in der damaligen Sowjetunion, später organisierte er Fahrten in die Ukraine. Für sein Engagement, nicht nur in der Kommunalpolitik, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, wie etwa das Bundesverdienstkreuz oder die Medaille seines politischen Vorbilds Willy Brandt. Dem Kreistag gehörte Arndt 29 Jahre lang an, außerdem war er von 1972 bis 1991 im Wiesentheider Marktgemeinderat.