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MARKTBREIT: Die Heimkehr der Herzen

MARKTBREIT

Die Heimkehr der Herzen

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    Prof. Dr. Herbert Braun hat einige Mappen mitgebracht und einen Packen Fotos dazu. Der Vorsitzende des Vereins und die Geschäftsführerin Kati Wanner besuchen die MAIN-POST. Sie berichten von einem bewegten und bewegenden Jahr. Ihnen geht es um Freundschaft und Verständigung. „Wissen Sie, mein Plan, die alte Heimat wiederzugewinnen, den ich von Anfang an mit dem Verein verfolgte, ist aufgegangen.“

    Braun und seine Mitstreiter machen sich stark für „die Heimkehr der Herzen“, wie sie sagen. Dieser Begriff sei inzwischen von tschechischen Zeitungen zitiert und in die tschechische Sprache übernommen worden. Es geht um die Verbrüderung der vertriebenen Deutschen mit den Tschechen, die heute im Heimatort leben. Denn „wir sind alle Wernersreuther“.

    „Sie dienen nicht nur der europäischen Idee und dem Ideal der Völkerfreundschaft“

    Herbert Braun Vorsitzender des Heimatvereins

    Seit seiner Gründung vor 24 Jahren treffen sich die Vereinsmitglieder – gebürtig im Sudetenland und nahe der Grenze – alljährlich in Marktbreit nach Pfingsten und zum sommerlichen Weinfest. Seit der Wende ist ein Zusammentreffen mit den neuen, tschechischen Bewohnern Vernerovs (eingemeindet in die Bezirksstadt Asch) bei deren Herbst-Kirchweih dazu gekommen. „Wir haben den jetzigen Bewohnern als erstes die Furcht genommen, dass wir materielle Ansprüche stellen“, sagt Herbert Braun. Daraufhin hat die Stadt Asch als erste Stadt der Tschechischen Republik die Patenschaft über die Opfer der Vertreibung – die „Wernersreuther von Marktbreit“ übernommen. Achs Bürgermeister Dalibor Blazek meinte, sie seien „moralisch wieder als Einwohner anerkannt“.

    Blazek hat auch im vergangenen Jahr zur großen Reisegruppe gehört, die wieder nach Marktbreit kam, um beim Weinfest dabei zu sein. Das sei nur mit Unterstützung möglich, sagt Braun. Namentlich nennt er Marktbreits Bürgermeister Erich Hegwein sowie Martina Michel, Helga Köppl, Margit Förster, Dr. Hartwig Zobel, Heinz Hauff, Karl Schubert, Walter Härtlein, Oskar Stapf und Wenzel Chodera. „Sie dienen nicht nur der europäischen Idee und dem Ideal der Völkerfreundschaft.“ Inzwischen hätten sie den Namen Marktbreit im westlichen Tschechien zu einem Begriff und erstrebten Reiseziel gemacht. Erstrebtes Reiseziel war Marktbreit auch rund um den Festzug „450 Jahre Marktrecht“. Die Ascher Bürgermeister, eskortiert von Trachten-Trägerinnen und Wernersreuthern, marschieren mit.

    Die Gäste hatten unter anderem das Wappen des Fürstengeschlechts von Schwarzenberg dabei, berichtet Braun. Karl J. Fürst zu Schwarzenberg, der tschechische Außenminister, hatte nämlich die Schirmherrschaft über die Feier des erneuerten Heimat-Friedhofs zugesagt. Diese war am 20. Oktober.

    Der Heimatverein hatte beschlossen, den 1892 errichteten Friedhof, der 60 Jahre verlassen war, wieder herzurichten. Unter mancherlei Schwierigkeiten und erheblichem finanziellen Aufwand gelang die Umwandlung in eine Gedenkstätte. Die einzelnen Gräber konnten nicht wiederhergestellt werden. Es wurde eine Mauer errichtet mit 200 Grabsteinen. Das Friedhofshäuschen wandelte sich zu einer Andachtsstätte. Ein Altar wurde aus alten Einfassungen mit Kreuz errichtet. Zur Einweihung kam eine riesige Menschenmenge, erinnert sich Braun. Das Medieninteresse sei groß gewesen. Es hatte sich herumgesprochen, „dass diese Stätte nicht nur ein Denkmal der Ahnen, sondern vor allem ein Symbol der vorbehaltlosen Aussöhnung und des europäischen Völkerfriedens sein sollte“. Die Marktbreiter mit Erich Hegwein an der Spitze waren nicht mit leeren Händen gekommen: eine Parkbank, gestiftet von der Stadt, wurde an Ort und Stelle aufgestellt. „Die überaus eindrucksvolle Veranstaltung wäre ohne die Marktbreiter Delegation ,nur halb so gut' gewesen“, resümiert Herbert Braun. Alle hätten den Eindruck gewonnen, „dass die Stadt Marktbreit auch auf internationalem Parkett aufs Beste repräsentiert wird“.

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