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OCHSENFURT: Die Rüben dürsten statt zu wachsen

OCHSENFURT

Die Rüben dürsten statt zu wachsen

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    Trockenschäden: Die Rüben schalten auf Notbetrieb um, die ersten Blätter vertrocknen und werden abgeworfen.
    Trockenschäden: Die Rüben schalten auf Notbetrieb um, die ersten Blätter vertrocknen und werden abgeworfen. Foto: Foto: Gerhard Meißner

    Die Rübenernte beginnt heuer mindestens zwei Wochen später als in den Vorjahren. Wahrscheinlich sogar erst Anfang Oktober. Der Ertrag wird niedrig ausfallen. Deshalb wird es eine kurze Verarbeitungskampagne geben. Schuld ist die anhaltende Trockenheit.

    Wie sehr die Zuckerrüben unter dem Wassermangel gelitten haben, haben die ersten Proberodungen gezeigt. Seit Ende Juli ziehen die Mitarbeiter der Rübenabteilung von Südzucker alle 14 Tage Proben an 21 Standorten im Einzugsgebiet der Ochsenfurter Zuckerfabrik.

    Die Ergebnisse dienen nicht nur den Landwirten als Anhaltspunkt, sie spielen auch für die gesamte Planung der Kampagne in der Zuckerfabrik eine wichtige Rolle, sagt Ernst Merz von der Südzucker-Rübenabteilung in Ochsenfurt. Die voraussichtliche Dauer der Kampagne, der Bedarf an Brennstoffen, die Lagerkapazitäten, für Zucker und Trockenschnitzel, die zusätzlich angemietet werden müssen – all das wird aus den Ertragsprognosen abgeleitet.

    Auf einen Hektarertrag von 68 Tonnen lautete die erste Hochrechnungen, so Ernst Merz. Das ist ein Viertel weniger als in den vergangenen fünf, sehr guten Rübenjahren. Trotzdem sei noch optimistisch gerechnet worden. Wenn es nicht weiter regnet, sei diese Schätzung nicht zu erreichen, sagte Merz vor wenigen Tagen. Die zweiten Proberodungen könnten die Befürchtungen bestätigen. In den vergangenen beiden Wochen ist das Wachstum praktisch zum Erliegen gekommen.

    Hoher Zuckergehalt

    Versüßt werden die Aussichten nur vom hohen Zuckergehalt. 18,6 Prozent in dem frühen Reifestadium Ende Juli, das sei noch nie da gewesen, sagt der Geschäftsführer des Verbands fränkischer Zuckerrübenbauer, Klaus Ziegler. Üblich seien 15 bis 16 Prozent. Ursache ist ein reiner Konzentrationsprozess – der gebildete Zucker verteilt sich einfach auf weniger Rübenmasse.

    Mit Spannung erwartet Ziegler die dritte Proberodung Ende August. Sie erst ist Grundlage für die Entscheidung über den Beginn der Kampagne. „Entschieden ist noch nichts, alles was gesagt wird, ist reine Spekulation“, so Klaus Ziegler. Aber der Starttermin in der ersten Oktoberwoche wird immer wahrscheinlicher.

    Seit etwa 14 Tagen „schlafen“ die Rüben auch in den fruchtbaren Lagen des Ochsenfurter Gaus. Das heißt: Sie haben auf Notbetrieb umgestellt und kümmern sich nur noch um die lebenserhaltenden Funktionen. Zucker wird dann nicht mehr gebildet. Die ersten Blätter werden welk. Die Zuckerbildung, die in den Blättern stattfindet, ist dann nachhaltig gestört. In trockenen Lagen, also etwa auf den Sandböden im Raum Volkach, sieht es noch viel schlimmer aus.

    Trotzdem ist Sebastian Siebauer von der Südzucker-Rübenabteilung überrascht, dass die Rüben überhaupt so lange durchgehalten haben. Es mag daran liegen, dass bereits das Frühjahr ungewöhnlich trocken war. Die Pfahlwurzel der Rübe dringt dann von vorn herein in tiefere Bodenschichten vor und kann noch monatelang von den im Winter dort gespeicherten Wasservorräten zehren. Was Laien kaum vermuten: Die dünne Pfahlwurzel reicht bis zu vier Meter in die Tiefe, so Siebauer. Nur die oberen 30 Zentimeter verdicken sich später zur Rübe. Inzwischen ist aber auch der Wasservorrat in tieferen Bodenschichten verbraucht.

    Im vergangenen Jahr hatten die fränkischen Rübenbauern eine Rekordernte von 86,2 Tonnen pro Hektar eingefahren. In der Folge war die Anbaufläche heuer um 20 Prozent auf rund 19 000 Hektar reduziert worden. Rechnet man die voraussichtlichen Ertragseinbußen hinzu, dann liegt die gesamte Rübenmenge mindestens 30 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das hat zur Folge, dass die Kampagne heuer vermutlich so kurz ausfällt, wie seit vielen Jahren nicht mehr.

    Noch ruhen die Hoffnungen der Rübenbauern auf einem Wetterumschwung. Bis in den späten Herbst hinein kann die Rübe noch Masse und Zucker zulegen, sagt Ziegler – vorausgesetzt, es regnet ausreichend und die Temperaturen bleiben mild. „Wir sind nicht in der komfortablen Situation wie die Weinbauern, dass wir bewässern können“, fügt Ziegler hinzu, „wir müssen nehmen, was von oben kommt.“

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