Buchbrunn Kurz nach der Jahrtausendwende machten steinzeitliche Funde im Buchbrunner Baugebiet „Am Schelm/Am Klettenberg“ Schlagzeilen. Wo heute die Einfamilienhäuser in der Hans-Gernet-Straße stehen, hatte es nämlich schon einmal eine Siedlung gegeben – vor 6000 Jahren. Einen Teil der seinerzeit ausgegrabenen Fundstücke kann man heute in einer Ausstellung im Rathaus besichtigen, auf dem Schulhof steht der Nachbau eines steinzeitlichen Langhauses.
Die Geschichte hat Buchbrunn seitdem fest im Griff, sogar ein eigener Verein hat sich dazu gegründet. Die Archäologin Jessica Kuhn (31), die zurzeit in Würzburg ihre Doktorarbeit über die Ausgrabungen in Buchbrunn schreibt, hat sich seit 2003 mit der Vorgeschichte des Dorfes beschäftigt. Über ihre Forschungsergebnisse informiert Jessica Kuhn an diesem Freitag, 16. Oktober, um 19.30 Uhr in einem Vortrag mit Powerpoint-Präsentation im Buchbrunner Rathaus. Aus diesem Anlass sprachen wir mit der Archäologin.
Frage: Wie sind Sie an das Thema Buchbrunn gekommen?
Jessica Kuhn: Ich habe das Thema 2003 über meinen Professor bekommen, sozusagen ganz frisch. Denn unmittelbar vor meinen Gesprächstermin war Wolfgang Döring vom Buchbrunner Geschichtsverein bei meinem Professor gewesen und hatte mit ihm über die Ausgrabungen gesprochen. Danach war ich dann an der Reihe, und der Professor hatte gleich ein interessantes Thema für mich.
Was ist das für ein Gefühl, mit Fundstücken zu tun zu haben, die mehrere tausend Jahre alt sind?
Kuhn: Das ist natürlich etwas ganz Tolles, man ist viel näher an den Menschen der damaligen Zeit dran als wenn man nur Literaturstudium betreibt, was natürlich dazu gehört.
Worum geht es in Ihrer Doktorarbeit genau?
Kuhn: Der Titel lautet „Buchbrunn – eine Siedlung der Linearbandkeramik in Nordbayern“. Denn im damaligen Baugebiet ist ja eine ganze Siedlung ausgegraben worden. Mir geht es darum, die Funde zu analysieren, die Ausgrabung wissenschaftlich zu unterfüttern und mich mit der Siedlungsgeschichte zu befassen.
Zu welchen Ergebnissen sind Sie dabei gekommen?
Kuhn: Dass Buchbrunn in der Forschung zur Linearbandkeramik eine Lücke füllt. Eigentlich ist diese Zeit ja ganz gut erforscht, Mainfranken war jedoch noch ein unbeschriebenes Blatt. Ein Forschungsergebnis ist: Die Buchbrunner Siedlung passt sich zwar gut in die Zeit der Linearbandkeramik ein, zugleich waren die damaligen „Buchbrunner“ aber auch ziemlich individualistisch. Es gibt Unterschiede im Hausbau und in manch anderen Details.
Welchen Stellenwert haben die Buchbrunner Funde in der Region?
Kuhn: Sie sind auf jeden Fall bedeutend, zumal die Funde sehr gut erhalten sind. Buchbrunn ist ein Mosaiksteinchen, mit dem sich diese Kultur genauer umreißen lässt. Dazu kommt, dass mit den Ausgrabungen auch in Buchbrunn viel ins Rollen gekommen ist. Das Thema Geschichte ist im Dorf jetzt sehr präsent.
Wie sind Sie selbst zur Geschichte und speziell zur Archäologie gekommen?
Kuhn: Das Thema ist eigentlich mehr zu mir gekommen. Ich habe mich schon immer gern mit Geschichte beschäftigt. Außerdem wollte ich beim Studium lieber mit richtigen „Sachen“ zu tun haben. Jura oder Betriebswirtschaft waren deshalb nichts für mich.
Was sind Ihre beruflichen Pläne?
Kuhn: Ich werde nach meiner Doktorarbeit in der wissenschaftlichen Lehre an der Freien Universität in Berlin arbeiten.
Was ist Ihr Traum als Archäologin? Ein Fund, wie er Howard Carter mit dem Tut-ench-Amun in Ägypten gelang?
Kuhn: Nicht jeder kann ein Howard Carter sein. Ich wäre schon zufrieden, wenn das Thema Archäologie noch mehr Beachtung in der Öffentlichkeit findet und die Leute nicht denken: Das ist doch nur Spinnerei.
„Vom Langhaus zum Einfamilienhaus“. Bild-Text-Vortrag von Jessica Kuhn über die Ergebnisse der archäologischen Grabungen und die Steinzeitfunde in Buchbrunn. Freitag, 16. Oktober, 19.30 Uhr, Rathaus. Eintritt frei.