Anfang Juli hat die unterfränkische Dachdecker-Innung einen neuen Obermeister gewählt. Timo Markert aus Repperndorf hat dieses Amt nun inne, nachdem sein Vorgänger Karl-Frank Bayer aus Lohr nach 20 Jahren im Amt nicht mehr zur Wahl angetreten ist. Im Amt bestätigt wurden außerdem Richard Schoenenberg und Sebastian Kaidel als Stellvertreter, Albert Wilm als Jugendwart, Alexander Erk als Schriftführer und Stefan Feineis als Kassier.
Markert freut sich auf seine neue Aufgabe und ist voller Tatendrang für die kommende Zeit. Vor allem die Nachwuchsarbeit liegt ihm am Herzen. "Dachdecker ist ein dermaßen schöner Beruf", gerät er regelrecht ins Schwärmen und möchte dafür werben, dass auch in Zukunft junge Menschen diesen Beruf ergreifen. Diese Redaktion hat ihm einige Fragen zu seinem neuen Amt als Obermeister gestellt:
Wie ist Ihr eigener beruflicher Werdegang und was begeistert Sie am Beruf des Dachdeckers?
Markert: Ich bin gelernter Dachdecker und Meister, außerdem Groß- und Außenhandelskaufmann für Baustoffe. Seit 2007 bin ich mit meinem eigenen Betrieb selbständig. Wir haben jedes Jahr einen Azubi und einer von ihnen hat auch schon seinen Meister gemacht. Ich liebe an dem Beruf, dass er so abwechslungsreich ist. Wir bearbeiten ein großes Spektrum unterschiedlichster Baustoffe, das macht einfach Spaß. Außerdem ist die Arbeit als Dachdecker heute auch keine Riesenschinderei mehr, dank moderner Krantechnik und anderer Maschinen. Das Schönste ist: Man sieht auch nach Jahrzehnten noch, was man geschafft hat.
Waren Sie schon vorher in der Innung tätig?
Markert: Ich war eine Zeit lang Schriftführer.
Was reizt Sie an der Arbeit als Obermeister?
Markert: Eine der Hauptaufgaben ist zunächst die Repräsentation unseres Berufstandes nach außen. Ich möchte gute Öffentlichkeitsarbeit machen um junge Menschen zu begeistern und zu zeigen, was für tolle Berufe es gibt. Mir ist wichtig, dass ich für alle gewählt wurde. Bei Problemen bin ich Ansprechpartner für die Betriebe. 2022 können wir in Unterfranken wieder einen Landesverbandtag durchführen, der war eigentlich für 2020 geplant und wurde verschoben. Mein Vorgänger konnte das ebenfalls zweimal tun, 2004 und 2009.
Wie steht es bei den Dachdeckern um die Fachkräfte? Kann der Generationenwechsel gelingen?
Markert: In vielen Betrieben wird der Generationenwechsel gerade vollzogen, das ist auch in der Innung spürbar. Der Fachkräftemangel ist aber ein großes Thema. In unserer Branche werden dank moderner Technik nur noch wenige Hilfsarbeiter gebraucht. Gleichzeitig scheuen viele eine Ausbildung im Handwerk, weil sie keine schwere körperliche Arbeit verrichten möchten. Dabei hat gerade die Corona-Pandemie gezeigt, dass das Handwerk krisenfest ist.
Hat das Handwerk also noch "goldenen Boden"?
Markert: Ja, absolut. Man kann hier durchaus gutes Geld verdienen. Außerdem gibt es so viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Darauf achte ich auch in meinem eigenen Betrieb, dass die Leute gut ausgebildet sind. Sehr stolz bin ich, dass einer meiner Azubis inzwischen Meister ist.
Was ist die Aufgabe der Innung dabei?
Markert: Die Innung ist zunächst ein Fachverband, der die einzelnen Unternehmen vertritt. Zu den Aufgaben gehören auch die Entwicklung von Fachregeln und die Organisation von Aus- und Fortbildungen. Die Berufsschule in Waldkirchen und die überbetriebliche Ausbildung gehören zu unseren Kernaufgaben. Übrigens: Die Vorteile der Innung sind quasi ein Plus-Geschäft im Vergleich zu den Beiträgen. Schon mit den Kosten für die überbetrieblichen Schulungen eines Azubis, die für Mitglieder umsonst sind, rentiert sich die Mitgliedschaft. Und dann ist natürlich das Bilden von Netzwerken, die Freisprechung der Lehrlinge und das Bewahren von Tradition und Werten unseres Berufes ganz wichtig.
Ist die allgemeine Rohstoffknappheit auch für Sie ein Thema?
Markert: In meinem eigenen Betrieb haben wir gut disponiert und hatten deshalb keine Probleme. Ich gehe mittelfristig auch wieder von einer Entspannung des Marktes aus. Die Preise werden sicher nicht mehr dahin sinken wo sie mal waren, aber sich zumindest stabilisieren. Es war insgesamt ein schwieriges Jahr für die Branche. Die Zulieferer waren von Corona und der daraus folgenden Kurzarbeit arg gebeutelt. Allerdings hat man auch gesehen, dass es auch ohne Termindruck, ständige Verfügbarkeit und "just in time" gehen kann, wenn für alle die Bremse gezogen wird. Hier hat die Pandemie auch ein wenig entschleunigt.
