Ziel ist die Keltenstraße 51. Die Stadt will die Sendeanlage auf dem Dach des Hochhauses weg haben und hat die Eigentümer der Wohnungen angeschrieben – mit einer Beseitigungsanordnung. Die ist laut Jens Pauluhn, dem Kitzinger Mobilfunkbeauftragten, recht weitreichend. Nicht nur die Sender für die Handynetze sollen verschwinden, sondern auch die vielen Satellitenanlagen.
Den Hebel, mit dem Kitzingen die Mobilfunk-Versorger vom Hochhausdach kippen will, ist ein Urteil des Münchner Verwaltungsgerichtshofs (VGH). Die zwei „schwarz“ gebauten, rund zwölf Meter hohen Sender auf der Keltenstraße 51 sind nach Meinung des VGH unzulässig, weil der Bebauungsplan sagt: nur eine Antenne pro Haus. Konsequenz: Bis auf die normale Fernsehantenne müssen alle anderen Antennen oder Empfangsschüsseln weg. Die Anordnung geht laut Pauluhn in Kürze raus, an die Wohnungseigentümer und die Netzbetreiber.
Gesundheitlich bedenklich
Ob der erste Schlag gegen den wild wuchernden Antennenwald – über 200 Sender an 27 Standorten in Kitzingen – nun sitzt oder auf Widerstand stößt, ist noch unklar. Sicher ist: Die Stadt plant zwei weitere Aktionen gegen Sendeanlagen, deren Standort sie für gesundheitlich bedenklich hält. Einer ist das Dach der Schützenstraße 6, wo Pauluhn zufolge das Eine-Antenne-pro-Haus-Prinzip gilt. Auch hier sei eine Beseitigungsanordnung in Vorbereitung.
Nummer zwei wäre das AWO-Seniorenheim am Klettenberg. Das in Fachkreisen „Igel“ genannte Gebäude ist Kitzingens größte Ansammlung von Sendern. Hier, wo angeblich bis zu 40 Antennen Signale empfangen, möchte die Stadt kräftig aufräumen und hofft in Gesprächen mit den drei hier vertretenen Handy-Versorgern eine sinnvolle Lösung zu finden, wie Pauluhn sagt.
Knackpunkt Konzept
Der Knackpunkt dabei ist das Kitzinger Mobilfunkkonzept: Seit die Stadt den Herren der Handy-Netze ihre Vorstellung von guten oder – gesundheitlich – schlechten Standorten präsentiert hat, bocken die regelrecht. So blieben die vier Netzbetreiber im Winter der Bürgerversammlung zum Thema Mobilfunk fern und blockierten auch den geplanten runden Tisch mit der Stadtverwaltung, der Mobilfunkinitiative und der Firma e-norm (München), die das Mobilfunkkonzept entwarf.
Weil die Stadt beim kleinen Gipfeltreffen – Verwaltung plus Mobilfunk-Quartett – nicht mitspielte, gab's nach Pauluhns Worten einen Kompromiss: Einzelgespräche. Mit zwei Firmen seien erste Diskussionen geführt worden, bei zwei weiteren warte die Stadt noch auf ein Echo auf die Gesprächsbereitschaft.
Deren Ziel: Die Stadt will bei bestehenden wie künftigen Standorten gesichert wissen, dass keine Antennen in Wohngebieten oder an sonstigen „sensiblen“ Orten wie Kindergärten, Seniorenheimen oder Krankenhäusern gebaut werden oder dort stehen bleiben. Besonders aufmerksam beobachtet Mobilfunkbeauftragter Pauluhn dabei vor allem Neuanlagen: Da seien derzeit die zwei kleinen Netzbetreiber (O•und e-plus) in der Offensive. Beide wollten in Kitzingen Anlagen aufrüsten.
Daten und Fakten
Mobilfunkkonzept Das 2006 vom Kitzinger Stadtrat abgesegnete und gut 42 000 Euro teure Mobilfunkkonzept hat 27 Standorte mit mehr als 200 Sendern beleuchtet und eine Bilanz gezogen: Danach sind in dem 130-seitigen Gutachten zehn Anlagen wegen der Nähe zu „sensiblen“ Einrichtungen absolut inakzeptabel. Die Gutachter gaben 17 Alternativstandorte an, von denen sieben als technisch und gesundheitlich „sehr gut geeignet“ eingestuft wurden.