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Kitzingen: Falsche Freunde: Esoterik und Spiritualität führen zum Betrug

Kitzingen

Falsche Freunde: Esoterik und Spiritualität führen zum Betrug

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    Die Statue der Justitia (Symbolbild)
    Die Statue der Justitia (Symbolbild) Foto: Arne Dedert, dpa

    Ein relativ kurzer Ausflug in eine vermeintlich "neue Welt" der Esoterik und Spiritualität ist einer jungen Frau relativ teuer gekommen. Der Kitzinger Jugendrichter Wolfgang Hülle hat ein Verfahren wegen Betrugs gegen eine Auflage von 50 Sozialstunden zwar eingestellt. Mit den Folgen des Ausflugs wird die 20-Jährige aus dem Landkreis Kitzingen allerdings noch einige Zeit zu kämpfen haben.

    Es ging zwar "nur" um Betrug, aber mit einem nicht alltäglichen Hintergrund. Der Fall liegt fast zwei Jahre zurück. Da hat die damals gerade 18-Jährige in Bremerhaven ein Auto gemietet, es aber nicht zurückgebracht und so einen Schaden von rund 1300 Euro verursacht. Die Polizei hat das Auto schließlich abgeholt. Der Autovermieter zeigte sie wegen Betrugs an. Ein Gerichtsverfahren in Norddeutschland scheiterte, weil die Frau wegen mehrerer Umzüge nicht zu erreichen war. So landete das Verfahren schließlich in Kitzingen.

    Junge Frau lässt alles liegen und stehen

    Da erzählte die Jugendgerichtshilfe die Geschichte hinter der Geschichte. Danach hat der Selbstmord einer Freundin und der Tod des Familienhundes vor einigen Jahren "die Jugendliche aus der Bahn geworfen". Genervt von den Eltern, ist sie mit 18 Jahren zuhause aus- und in einer Wohngemeinschaft eingezogen. Wenig später lernte sie über Freunde in einem Reitstall und dann über Facebook zwei Frauen und einen Mann kennen. Die "neuen Freunde" hätten der 18-Jährigen mit Esoterik und Spiritualität eine "neue Welt" eröffnet. Die junge Frau ließ alles stehen und liegen, warf ihre Ausbildung hin und zog nach Norddeutschland. In Cuxhaven und Bremerhaven lebte sie bei den "neuen Freunden". Sie sorgte zunächst mit ihrem Arbeitslosengeld und dann mit Betteln und Flaschensammeln für Unterhalt und die Finanzierung von Drogen.

    Im September 2018 brauchte das Trio dringend ein Auto und mietete dies unter dem Namen und mit Einverständnis und den Daten der Angeklagten an. Zurückgebracht wurde das Auto zum vereinbarten Zeitpunkt nicht. "Die haben immer gesagt, wir brauchen es noch", sagte die Frau dem Gericht. Wenig später stand die Polizei vor der Tür. Das Betrugsverfahren nahm seinen Lauf.

    "Sie war ganz unten, hat aber mit Hilfe der Eltern den Weg zurückgefunden", stellte die Jugendgerichtshilfe fest. Inzwischen ist die Frau zurück in der Realität und bei den Eltern, hat einen Ausbildungsplatz und weiß über die Anmietung des Autos: "Das war doof von mir."

    Was bleibt: Schulden und Ärger mit Inkassobüro

    Die Folgen muss sie dennoch ausbaden. Die 50 Sozialstunden, die sie für die Einstellung des Verfahrens ableisten muss, dürften das kleinere Problem sein. Zivilrechtlich muss sich die Frau mit den Forderungen des Autovermieters und dessen Inkassobüro auseinandersetzen. Dazu kommen noch 5000 bis 10 000 Euro Schulden, die ihr vom kurzen Ausflug in die "neue Welt" geblieben sind.

    Dennoch: "Sie blickt positiv in die Zukunft und hofft, die Lasten der Vergangenheit abtragen zu können", sagte die Jugendgerichtshilfe am Ende. "Was soll ich mit Ihnen anstellen", fragte Hülle am Ende der Geschichte und beantwortete sie selbst mit dem Vorschlag, das Verfahren einzustellen. "Das können wir mit Blick auf die Situation so handhaben", sagte der Staatsanwalt. Damit ist die Sache für die Frau zumindest strafrechtlich erledigt. Mit den Schatten der Vergangenheit wird sie noch einige Zeit zu tun haben.

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